Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Was ist los am Bahnhofssteg?
Stadträte wundern sich über Absperrungen an neuen Gleiszugängen - Bahn spricht von Zwängen
ULM - Vier neue Abgänge führen vom Ulmer Bahnhofssteg zu den Gleisen. Aber nur zwei sind freigegeben. Dies erhitzt die Gemüter im Gemeinderat. Martin Rivoir, Mitglied des Landtags sowie Stadtrat, sowie CDU-Kollege Siegfried Keppler schrieben jetzt offene Briefe an den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg. Es stoße auf „allgemeines Unverständnis“, dass die zwei „seit Wochen fertig gestellten“Treppenabgänge nicht zur Benutzung nicht freigegeben würden. Gerade wegen der Sperrung einer Fahrbahn der Friedrich-Ebert-Straße vor dem Hauptbahnhof habe die Schillerstraße als eine wichtige Ausweichmöglichkeit zur Erschließung eine höhere Bedeutung. Ein direkter Zugang von den Bahnsteigen zum Steg sei deshalb unerlässlich. „Deshalb bitte ich darum zu prüfen, ob die jetzt fertig gestellten Treppenabgänge zeitnah zur Benutzung freigegeben werden können“, schreibt Rivoir.
CDU-Stadtrat Keppler stößt in das gleiche Horn: Bei ihm „häuften“sich die Beschwerden. Und nicht nachvollziehbar sei zudem, dass die Stahlträgerkonstruktion für die Aufzüge fertig sei, jedoch die Aufzugskabinen fehlten. Die Situation sei „belastend“.
Genervt reagiert ein Pressesprecher der Bahn auf das Thema. Das alles sei „Wahlkampfgetöse“. Die Bahn werde, wie bisher kommuniziert, im Mai die zwei weiteren Treppen freigegeben. Früher sei es aufgrund „gewisser Zwänge nicht möglich.
Was das für Zwänge seien, will der Kommunikationsprofi nicht verraten. Im Mai wären dann auch die Aufzüge fertig. Ohnehin sei die Bahn der Stadt bereits entgegen gekommen. Wegen der vielen Baustellen rund um den Hauptbahnhof und dem daraus resultierenden Schienenersatzverkehr im Herbst seien die zwei Abgänge früher freigegeben als ursprünglich geplant.
Der Ulmer Hauptbahnhof wird wie berichtet barrierefrei ausgebaut. Die Bahnsteige A (Gleis 1), B (Gleise 2 und 3), C (Gleise 4 und 6) sowie D (Gleise 7 und 8) werden jeweils mit einem Aufzug und einem Treppenabgang an den Bahnhofsteg angeschlossen, der über die Gleisanlagen führt und die Innenstadt mit dem Dichterviertel verbindet. Die Gesamtkosten betragen etwa 6,8 Millionen Euro, die die Deutsche Bahn und der Bund gemeinsam tragen.
Wann eine grundlegende Sanierung des Hauptbahnhofs kommt, steht in den Sternen. Im Masterplan der Stadt Ulm ist als frühester Baubeginn das Jahr 2021 notiert. Ein Parkhaus der Bahn an der Schillerstraße ist „in Prüfung. Auch eine Passage unter den Gleisen plus Zugang zur Schillerstraße ist im Gespräch. Wann das alles kommt, darüber gibt es von der Bahn keine offizielle Stellungnahme. Die Bahn konzentriert sich vermutlich erst einmal auf den Anschluss des Hauptbahnhofs an die Neubaustrecke, bevor sie sich an das Bahnhofsgebäude wagt.
Viele weitere Baustellen
Auch der Stadt gehen in diesem Bereich die Baustellen nicht aus: Im Bahnhofsumfeld befinden sich gleich vier große städtebauliche Entwicklungsgebiete. Das ist zum Einen der Wilhelmspark nördlich des Bahnhofs, im Osten das Theaterviertel, im Süden die Schillerrampe und westlich vom Bahnhof gelegen das Dichterviertel.
Schneller lässt sich vermutlich der Vorschlag von Rivoir umsetzen: Er will vom Bahnsteig A am Gleis 28 einen direkten ebenerdigen Zugang Richtung Busbahnhof schaffen. Dazu müsste laut seiner Schilderung nur ein Stück Zaun entfernt und eine kleine Rampe gebaut werden. Angesichts der Einschränkungen rund um den Hauptbahnhof wäre dies nach Einschätzung des SPD-Mannes eine kleine, aber effektive Erleichterung.