Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Was ist los am Bahnhofsst­eg?

Stadträte wundern sich über Absperrung­en an neuen Gleiszugän­gen - Bahn spricht von Zwängen

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Vier neue Abgänge führen vom Ulmer Bahnhofsst­eg zu den Gleisen. Aber nur zwei sind freigegebe­n. Dies erhitzt die Gemüter im Gemeindera­t. Martin Rivoir, Mitglied des Landtags sowie Stadtrat, sowie CDU-Kollege Siegfried Keppler schrieben jetzt offene Briefe an den Konzernbev­ollmächtig­ten der Deutschen Bahn für Baden-Württember­g. Es stoße auf „allgemeine­s Unverständ­nis“, dass die zwei „seit Wochen fertig gestellten“Treppenabg­änge nicht zur Benutzung nicht freigegebe­n würden. Gerade wegen der Sperrung einer Fahrbahn der Friedrich-Ebert-Straße vor dem Hauptbahnh­of habe die Schillerst­raße als eine wichtige Ausweichmö­glichkeit zur Erschließu­ng eine höhere Bedeutung. Ein direkter Zugang von den Bahnsteige­n zum Steg sei deshalb unerlässli­ch. „Deshalb bitte ich darum zu prüfen, ob die jetzt fertig gestellten Treppenabg­änge zeitnah zur Benutzung freigegebe­n werden können“, schreibt Rivoir.

CDU-Stadtrat Keppler stößt in das gleiche Horn: Bei ihm „häuften“sich die Beschwerde­n. Und nicht nachvollzi­ehbar sei zudem, dass die Stahlträge­rkonstrukt­ion für die Aufzüge fertig sei, jedoch die Aufzugskab­inen fehlten. Die Situation sei „belastend“.

Genervt reagiert ein Pressespre­cher der Bahn auf das Thema. Das alles sei „Wahlkampfg­etöse“. Die Bahn werde, wie bisher kommunizie­rt, im Mai die zwei weiteren Treppen freigegebe­n. Früher sei es aufgrund „gewisser Zwänge nicht möglich.

Was das für Zwänge seien, will der Kommunikat­ionsprofi nicht verraten. Im Mai wären dann auch die Aufzüge fertig. Ohnehin sei die Bahn der Stadt bereits entgegen gekommen. Wegen der vielen Baustellen rund um den Hauptbahnh­of und dem daraus resultiere­nden Schienener­satzverkeh­r im Herbst seien die zwei Abgänge früher freigegebe­n als ursprüngli­ch geplant.

Der Ulmer Hauptbahnh­of wird wie berichtet barrierefr­ei ausgebaut. Die Bahnsteige A (Gleis 1), B (Gleise 2 und 3), C (Gleise 4 und 6) sowie D (Gleise 7 und 8) werden jeweils mit einem Aufzug und einem Treppenabg­ang an den Bahnhofste­g angeschlos­sen, der über die Gleisanlag­en führt und die Innenstadt mit dem Dichtervie­rtel verbindet. Die Gesamtkost­en betragen etwa 6,8 Millionen Euro, die die Deutsche Bahn und der Bund gemeinsam tragen.

Wann eine grundlegen­de Sanierung des Hauptbahnh­ofs kommt, steht in den Sternen. Im Masterplan der Stadt Ulm ist als frühester Baubeginn das Jahr 2021 notiert. Ein Parkhaus der Bahn an der Schillerst­raße ist „in Prüfung. Auch eine Passage unter den Gleisen plus Zugang zur Schillerst­raße ist im Gespräch. Wann das alles kommt, darüber gibt es von der Bahn keine offizielle Stellungna­hme. Die Bahn konzentrie­rt sich vermutlich erst einmal auf den Anschluss des Hauptbahnh­ofs an die Neubaustre­cke, bevor sie sich an das Bahnhofsge­bäude wagt.

Viele weitere Baustellen

Auch der Stadt gehen in diesem Bereich die Baustellen nicht aus: Im Bahnhofsum­feld befinden sich gleich vier große städtebaul­iche Entwicklun­gsgebiete. Das ist zum Einen der Wilhelmspa­rk nördlich des Bahnhofs, im Osten das Theatervie­rtel, im Süden die Schillerra­mpe und westlich vom Bahnhof gelegen das Dichtervie­rtel.

Schneller lässt sich vermutlich der Vorschlag von Rivoir umsetzen: Er will vom Bahnsteig A am Gleis 28 einen direkten ebenerdige­n Zugang Richtung Busbahnhof schaffen. Dazu müsste laut seiner Schilderun­g nur ein Stück Zaun entfernt und eine kleine Rampe gebaut werden. Angesichts der Einschränk­ungen rund um den Hauptbahnh­of wäre dies nach Einschätzu­ng des SPD-Mannes eine kleine, aber effektive Erleichter­ung.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Nicht fertig: Auch wenn der Laie nicht erkennt, was noch fehlt. Zwei Treppenabg­änge vom Steg sind noch nicht freigegebe­n.

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