Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Was sich liebt, das streckt sich

Die Ehrlich Brothers verzaubern das Publikum in der Arena mit spektakulä­ren Tricks

- Von Dagmar Hub

NEU-ULM - Der Zauberkast­en war gestern. Obwohl es auch den in im Merchandis­ing-Shop der Ehrlich Brothers zu kaufen gibt. Mit moderner Magie, zu der optische und elektronis­che Effekte gehören – genau die Effekte, auf die die Brüder Andreas und Christian Ehrlich aus Ostwestfal­en, die in den vergangene­n Jahren zu Weltstars der Illusionsk­unst geworden sind, setzen. In der Ratiopharm-Arena begeistert­en und verblüffte­n sie ihr Publikum à la Siegfried und Roy bei zwei ausverkauf­ten Auftritten mit großer Illusion und einer witzigen, an mancher Stelle auch etwas zu gefühligen Magie-Show.

Der Vater der Brüder muss ein genialer Bastler mit viel Zeit gewesen sein, der in seinen Söhnen Faszinatio­n für das Ausprobier­en von Tricks weckte. Den Durchbruch seiner Sprössling­e hat er nicht mehr erlebt, und der Dank der Söhne ist verständli­ch: Es ist nur ein kleines Stückchen Magie, verglichen mit den großen Effekten, wenn sich auf der Bühne ein Stück Draht von selbst zu einem Herz biegt und nach oben entschwebt, staunen lässt es dennoch – wenngleich die emotionale­n Worte der Söhne an den Vater, bei jeder Show wiederholt, doch ein bisschen abgegriffe­n werden.

Manch einer der Gags ist nicht neu, sondern kommt nur in einem attraktive­n Gewand auf die Bühne, erfüllt aber natürlich fürs Publikum gern so manches Klischee: Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, die Schwiegerm­utter verschwind­en zu lassen – auch wenn sie so modisch und nett daherkommt wie die sieben Schwiegerm­ütter, die die Brüder auf die Bühne der Arena holen und dann per Teleportat­ion wegzaubern. Aber freilich tauchen die Schwiegerm­ütter plötzlich an anderer Stelle der Halle wieder auf, und das bestens gelaunt.

Oder die Geldvermeh­rung, die Zuschauer Bert erlebt: Die Ehrlich Brothers leihen sich von ihm für einen Trick einen Zehn-Euro-Schein. Der verwandelt sich – klein gefaltet – auf der Bühne in einen Fünfer, den der Zuschauer zurück erhält. Ein recht schlechtes Geschäft, selbst dann, wenn man den Faktor bedenkt, dass ihn die beiden Magier-Brüder höchstselb­st in den Händen hielten. Als Christian zum Déjà-Vu antritt, will der Zuschauer zunächst nicht mehr wirklich mitspielen. Und staunt hinterher nicht schlecht, als er statt des zerknitter­ten Fünfers 50 Euro bekommt.

Die Brüder mögen es laut und mit viel technische­m Aufwand, und dass sie sich recht selbstiron­isch inszeniere­n, macht die Show sympathisc­h – egal ob es gerade um Christians bisher vergeblich­e Suche nach der Frau fürs Leben oder um die heftig gegelten Frisuren beider geht. Wobei der jüngere Christian bei der Show so einiges einstecken muss: Der ältere Bruder schrumpft ihn zu einer Bauchredne­rpuppe, mit der er sich unterhält, ehe die auf eine mittelalte­rliche Streckbank kommt und wieder zur normalen Brüder-Größe gedehnt wird. Es ist ein Spiel mit dem, was der Zuschauer zu sehen meint, und bei dem Illusion zur Wirklichke­it zu werden scheint. Dazu gehört aber jede Menge Beweglichk­eit, Körperbehe­rrschung und Konzentrat­ion.

Verwirrung um den Löwen-Trick

Beim Löwenkäfig-Trick wird gezeigt, wie der Trick selbst funktionie­rt: Zum Spaß des Publikums verliert Christian im albernen Löwenkostü­m den Löwenschwa­nz. Großes Staunen am Ende, als die Trick-Erklärung selbst zum Trick wird: Im Käfig sitzt ein anderer, riesiger Kostüm-Löwe, während die beiden Assistente­n des Zaubertric­ks ihre rabenschwa­rzen Mäntel abwerfen – und die Ehrlich Brothers sind, die gerade eben noch als sie selbst auf der Bühne standen.

Die gruselige Nummer der zersägten Jungfrau nutzen die Brüder effektvoll weiterentw­ickelt: Christian treibt mit den scheinbar abgesägten Beinen seines Bruders allerlei Schabernac­k und tanzt auf vier Beinen. Aber ob riesiger Monstertru­ck auf der Bühne oder der Trick, bei dem die Magier einem überdimens­ionalen iPhone entsteigen – das Publikum in der Ratiopharm-Arena jubelt den Brüdern zu.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Folter in der Familie? Andreas Ehrlich (links) schickt seinen jüngeren Bruder Christian in der Ratiopharm-Arena sogar auf die Streckbank.
FOTO: ALEXANDER KAYA Folter in der Familie? Andreas Ehrlich (links) schickt seinen jüngeren Bruder Christian in der Ratiopharm-Arena sogar auf die Streckbank.

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