Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Glasfaser in jedes Haus
Stadt stellt Masterplan für einen flächendeckenden Breitbandausbau vor
LAUPHEIM - Schnelles Internet für jedes Gebäude in Laupheim: Dieses Ziel haben sich Stadtverwaltung und Gemeinderat gesetzt. „Zu Glasfaser gibt es keine Alternative“, betonte Oberbürgermeister Gerold Rechle am Montag bei der Präsentation eines dreistufigen „Masterplans“zur flächendeckenden Breitbandversorgung in der Kernstadt und den Teilorten.
Der Zeitplan
Stufe I: Priorität haben in den Jahren 2019 bis 2021 zunächst die Gewerbegebiete. Im Oktober hat der Gemeinderat festgelegt, mit „Laupheim-Ost“(beim Militärflugplatz), „Laupheim-Süd“(der Bereich Berblinger-, Focke-, Biberacher und Zeppelinstraße) sowie den in Baustetten ansässigen Betrieben zu beginnen. Das macht Sinn, weil eine Pilotstrecke des kreisweiten Backbone-Netzes von Bühl am Flugplatz vorbei nach Baustetten und in die Kernstadt führen soll. Entlang dieser Daten autobahn können Glasfaseranschlüsse am schnellsten realisiert werden. Förderanträge beim Land laufen.
Das Interesse der Gewerbetreibenden an einem Glasfaseranschluss ist groß. Aktuell haben sich nach Angaben der Stadt für die erste Ausbaustufe 100 von 127 Betrieben gemeldet. „Sie betrachten das als Zukunftsinvestition“, sagt Gunter Ast vom städtischen Baudezernat.
Für die Haushalte in Baustetten entlang der bisher von der Stadt geplanten FTTC-Trasse (westlich der Mietinger und der Hauptstraße, Teilbereiche Hinterdorf und Stubenweg, Riedweg) wird im Zuge der Bauarbeiten 2019 ein FTTB-Glasfaseranschluss vorbereitet. Bei der FTTCTechnik endet das Glasfaserkabel noch in Verteilerkästen am Straßenrand. Von dort werden die vorhandenen Kupferkabel bis zum Kunden weiterverwendet. Diese „Übergangslösung“werde bis in ein paar Jahren überholt sein, sagte Gunter Ast.
Um eventuelle Klagen der Telekom wegen Wettbewerbsverzerrung zu unterbinden, wurde der Verwaltung empfohlen, zum jetzigen Zeitpunkt FTTB-Anschlüsse (Glasfaser bis ins Haus) nur mit Bedarfsnachweis ausführen zu lassen.
Als Ausbaustufe II empfiehlt die Verwaltung, in den Jahren 2020 bis 2022 die Schulen und andere städtische Gebäude wie Rathaus und Ortsverwaltungen für das Breitbandnetz zu erschließen, außerdem die innerstädtischen Gewerbestandorte und die restlichen, heftig unterversorgten Wohngebiete von Baustetten.
Für die Anbindung der Schulen an das kommunale Breitbandnetz soll demnächst ein Landesförderprogramm aufgelegt werden. Gefordert wird eine Bandbreite von 30Mbit/s pro Klasse. Somit ergeben sich für die größeren Schulen Bandbreiten von über 500 Mbit/s, das sei nur über einen Glasfaseranschluss zu leisten.
Stufe III: Von 2023 an sieht der Masterplan die schrittweise großflächige Versorgung der Wohngebiete mit Hausanschlüssen vor. Auch hier gilt es, das Wettbewerbsrecht zu beachten, betont die Stadt; nur unter bestimmten Voraussetzungen könne die öffentliche Hand in den freien Markt eingreifen. Der Zeitplan müsse zudem an der Bewilligung von Fördergeldern ausgerichtet werden – Stufe III ist die mit Abstand kostenintensivste.
Die Kosten
Für Stufe I werden Investitionskosten von 4,8 Millionen Euro veranschlagt, für Stufe II 3,5 Millionen, für Stufe III – sollte der Markt tatsächlich einen maximalen Ausbau hergeben – 43 Millionen Euro. „Wir sehen Bund und Land in der Pflicht, uns zu unterstützen, zumal dann, wenn wir uns um Dinge kümmern, die primär Aufgabe der Telekommunikations- unternehmen wären“, sagte Gunter Ast am Montag. Im Besonderen bei den Vorhaben der „Stufe I“im Masterplan liege eindeutig Marktversagen vor.
Anschlussgebühren und Pachterlöse
Zur Refinanzierung der Investitionskosten erhebt die Stadt eine einmalige Anschlussgebühr von Firmen und Privathaushalten. Der Gemeinderat stimmte einer Pauschale von 750 Euro zu; darin enthalten sind zehn Meter Trasse über privates Gelände. Für jeden zusätzlichen Meter werden je nach Oberfläche (Gras, Schotter, Asphalt, Beton- oder Natursteinpflaster) 60, 100 oder 150 Euro fällig. Die Gebühr soll bei aktiver Inbetriebnahme des Hausanschlusses erhoben werden.
Für Hausanschlüsse in Neubaugebieten und bei Mitverlegungen werden Leerrohre in das Grundstück eingebracht. Sobald der Anschluss genutzt wird, berechnet die Stadt dafür pauschal 500 Euro. Den technischen Anschluss muss der Hauseigentümer jeweils auf eigene Kosten einrichten lassen.
Zu den möglichen Pachterlösen für „Glasfaser bis ins Haus“nannte die Verwaltung als Richtwerte je 15 Euro monatlich für private und 30 Euro für gewerbliche Kunden, die ein künftiger Netzbetreiber an die Stadt entrichten muss. Bei einer 90-prozentigen Anschlussrate in den Gewerbegebieten und 75 Prozent in Wohngegenden würden sich die jährlichen Einnahmen dann auf 1,4 Millionen Euro summieren. Die einmalige Anschlussgebühr würde 4,8 Millionen einspielen. Die städtischen Investitionen in das Breitbandnetz wären nach dieser Modellrechnung – ohne Berücksichtigung von Fördermitteln – nach etwa 35 Jahren durch Einnahmen gedeckt. Sollte die Einrichtung eines Betriebs gewerblicher Art möglich sein und damit die Umsatzsteuer geltend gemacht werden können, würde sich die Amortisationszeit auf 27 Jahre reduzieren.
Die Stadt spricht von einer „fairen und dennoch leistungsgerechten Beteiligung“der Hauseigentümer und Anschlussnehmer an den Investitionskosten.
„Gehört zur Grundversorgung“
„Glasfaser für jedes Haus: Das hört sich gut an“, begrüßte Stadtrat Achim Schick (CDU) den Masterplan. Es handele sich um eine enorm wichtige Entscheidung, gehöre doch schnelles Internet inzwischen – wie Wasser, Strom und Gas – zur Grundversorgung. Ohne Fördermittel werde das Gesamtprojekt freilich kaum zu stemmen sein.