Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Alter Eichenwald oder neue Unigebäude?

Beim Thema Erweiterun­g auf dem Eselsberg sind die Fronten ziemlich verhärtet

- Von Dagmar Hub

ULM - Im Im Winter hingen im Wald entlang der Helmholtzs­traße auf dem Oberen Eselsberg Banner. „Helmholtzi bleibt“stand darauf. Die Anspielung an den Protest um den Hambacher Forst war deutlich.

Dahinter stand die BUND Hochschulg­ruppe, die sich um die alten Laubwälder auf dem Oberen Eselsberg sorgt, seit im Oktober 2018 der aktuelle Masterplan – entwickelt unter der Ägide von Udo Kaisers, dem Leitenden Ärztlichen Direktor der Ulmer Universitä­tsmedizin – der Wissenscha­ftsstadt Ulm bekannt wurde.Die geplante Vergrößeru­ng von Unikliniku­m, Universitä­t und Science Park kann nicht ohne weitere Verluste von Grünfläche­n geschehen.

Die Hochschulg­ruppe beklagt, dass die Natur im Entwicklun­gsplan – im Gegensatz beispielsw­eise zu einer Frauenquot­e – nicht repräsenti­ert ist.

Zunächst aber sollen die bereits versiegelt­en Flächen auf dem Oberen Eselsberg für die Erweiterun­g genutzt werden, die heute Parkfläche­n sind. Zwar ist die Planung der Entwicklun­g von Universitä­t und UniKliniku­m bis 2050 ein Blick in die Glaskugel, aber: „Wir müssen uns klar werden, was wir wollen“, betonte Stadtrat Thomas Kienle (CDU) bei einer Podiumsdis­kussion an der Uni, zu der die BUND Hochschulg­ruppe geladen hatte. Diese beobachtet die Entwicklun­g kritisch, wurden doch bereits für den Straßenbah­nbau Hecken und alte Eichen abgeholzt.

Auch wenn Positionen weit auseinande­r lagen wie zwischen dem flammenden Naturschut­z-Appell von BUND-Regionalge­schäftsfüh­rerin Daniela Fischer und dem Ansatz Kienles, dass sich Tübingen, Stuttgart und Sigmaringe­n freuen, wenn Ulm nicht mehr erweitert, wurden doch Konsenspun­kte deutlich: Eine Konzentrie­rung der Medizin auf den Oberen Eselsberg und damit der Rückbau der Kliniken auf dem Michelsber­g (wie zuvor am Safranberg) wird übereinsti­mmend aus ökonomisch­en, ökologisch­en und städtebaul­ichen Gründen befürworte­t, so der Landtagsab­geordnete Jürgen Filius (Grüne) und Uni-Präsident Michael Weber.

Botanische­r Garten bleibt unangetast­et

Dass bei der Erweiterun­g von Universitä­t und Kliniken auf dem Oberen Eselsberg bestimmte Flächen – allen voran der Botanische Garten, der der zweitgrößt­e in Deutschlan­d ist – unangetast­et bleiben müssen, auch wenn der Masterplan eine „flexible Handhabung insbesonde­re an den äußeren Rändern“des Oberen Eselsbergs fordert, auch das ist Konsens. Ebenso der Umstand, dass zunächst die Parkplatzf­lächen für Erweiterun­gsmaßnahme­n genutzt werden.

Ganz ohne Verkleiner­ung des Laubwaldbe­standes aber wird es nicht gehen: Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning argumentie­rt, dass es sinnvoll ist, für Erweiterun­gsflächen die Grünfläche­n in der Nähe der Straßenbah­nhaltestel­le zu opfern, weil kurze Wegstrecke­n die Akzeptanz der Straßenbah­n erhöhen. Aus diesem Grund empfiehlt er auch, neue Gebäude entlang der Straßenbah­nlinie zu errichten. „Wenn die Leute von der Haltestell­e noch zehn Minuten gehen müssen, sinkt diese Akzeptanz.“Aber auch Tim von Winning sieht zunächst erhebliche­s Potenzial auf bereits versiegelt­en Flächen.

Die Fällung eines alten Eichenwald­es aber lehnt Daniela Fischer ab. „Man kann nicht 150 Jahre alte Eichen ersetzen, in denen es Nisthöhlen gibt.“Ulm habe aktuell schon eine negative Baumbilanz, und die ökologisch­e Wertigkeit eines jungen und eines alten Baumes sei unterschie­dlich. Zu argumentie­ren „Entweder Naturschut­z oder Fortschrit­t“sei der falsche Weg; man müsse anfangen, in die Höhe oder in die Tiefe zu bauen.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Rund um die neue Straßenbah­nlinie ist an der Uni Ulm viel Grün. Der Baubürgerm­eister hält dies für sinnvolle Erweiterun­gsflächen.

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