Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Woher wir kommen? Wer weiß das schon
Die Welt ist sehr unübersichtlich geworden, darunter leiden vor allem einfache Gemüter. Keine Ahnung, wie wir jetzt auf Dieter Bohlen kommen. Wahrscheinlich, weil uns das Leben zu Zeiten seiner Band Modern Talking aus heutiger Sicht sehr simpel vorkommt. Die Geschichte war bekanntlich zu Ende gegangen 1989, sodass man sich keine neuen Jahreszahlen mehr merken musste, und Bohlens einfache Texte verkomplizierten das Leben auch nicht unnötig. Zur Sache: Dieter Simplicissimus Bohlen also hat kürzlich im Rahmen seiner öffentlichen Talentsuche im TV ein kleines Mädchen einer penetranten Befragung ausgesetzt, bloß weil er nicht so recht glauben wollte, dass die Kleine aus Herne im Ruhrpott kommt. Also hat er weitergefragt, denn diese Augen kamen ihm spanisch vor. Leider hat die Kleine nicht gesagt: „Ich komm vom Friseur“oder „von zu Hause“, sondern doch noch eingestanden, dass einer ihrer Vorfahren einst in Thailand auf Elefanten geritten ist. Erst jetzt war Bohlen zufrieden.
Uns schwant, dass der Dieter in Zukunft noch wesentlich mehr in die Tiefe gehen und seine Fragen deutlich ausweiten muss. Demnächst wird es nämlich mehr als zweierlei Toiletten geben, und auch das mit der Nationalität wird noch schwieriger. Bald wird er auf Menschen treffen, die sagen, ich war mal Deutscher, aber dann haben sie mir die Staatsbürgerschaft aberkannt. Wie einfach war das Leben dagegen vor Bohlen. Da hat man die Kinder nicht gefragt, woher sie kommen, sondern: „Wem g’hersch du?“Die Antwort, kurz und bündig: „Meim Vatter!“(hü)