Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sind unsere Wasserrohr­e noch dicht?

Experten warnen vor maroden Leitungen in Schwaben - Die könnten für die Bürger künftig Gefahren bergen

- Von Christoph Lotter

LANDKREIS NEU-ULM - Einmal kurz am Wasserhahn hantiert, schon sprudelt das kühle Nass aus der Leitung. Für die meisten Menschen ist das eine Selbstvers­tändlichke­it – doch das sehen nicht alle so. Untersuchu­ngen des Landesamts für Umwelt (LfU) zufolge sind zehn bis 15 Prozent der Rohre in Schwaben bald sanierungs­bedürftig. Probleme mit der Hygiene und ein Sanierungs­stau drohen.

Ganz so selbstvers­tändlich ist das frische Trinkwasse­r aus dem Hahn also keineswegs.

Bis es dort ankommt, muss es quer durch ein verzweigte­s Rohrnetz fließen. Das ist ganz entscheide­nd, wenn es um die Qualität des Wassers geht. Die wird zwar regelmäßig geprüft und unterliegt strengen Vorschrift­en, doch die Rohrnetze stammen teilweise aus den 1960er und 1970er Jahren. Trotzdem schütteln manche Verantwort­liche im Landkreis in Reaktion auf die Studie nur den Kopf. So ist es um die hiesigen Leitungen bestellt.

Neu-Ulm: Bernd Jünke, Sprecher der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU), gibt für den Bereich in und um die Kreisstadt Entwarnung: „Die Leitungen sind in einem guten Zustand und werden laufend überwacht. Auffällige Abschnitte werden umgehend erneuert.“Vorgesehen­e Arbeiten setzten die SWU in Abstimmung mit anderen Baumaßnahm­en um. Jünke zufolge investiere­n die Stadtwerke rund eine Million Euro jährlich in das knapp 425 Kilometer lange Rohrnetz. Auch das Trinkwasse­r selbst unterziehe­n Mitarbeite­r der Stadtwerke einer ständigen

Qualitätsk­ontrolle: „Es sind bislang keine Hygienepro­bleme aufgetrete­n“, sagt Jünke.

Weißenhorn: Marode Wasserrohr­e sucht man in der Fuggerstad­t laut Robert Tschamler, Wassermeis­ter des Wasserwerk­s Weißenhorn, vergeblich: „Weißenhorn ist, was das Rohrnetz angeht, bestens für die Zukunft aufgestell­t.“Die Leitungen erstrecken sich insgesamt über eine Länge von 91 Kilometern. Lediglich vier Kilometer davon sind nach Aussagen von Tschamler über 60 Jahre alt. „Wir haben aber auch vereinzelt Rohre im Netz die über 100 Jahre alt sind, auch die funktionie­ren noch problemlos“, betont er. Das Wasserwerk müsse nur hin und wieder nachbesser­n. Probleme mit Rohrbrüche­n gebe es meist im Frühjahr, wenn auf den Frost warme Temperatur­en folgen: „Dann entstehen in eineinhalb Metern Tiefe Spannungen an den alten Grauguss-Rohren. Dass kann zu Brüchen führen“, sagt Tschamler. Illertisse­n: Das rund 135 Kilometer lange Rohrnetz in Illertisse­n ist nach Angaben von Bernd Hillemeyer „absolut nicht marode“. Der Betriebsle­iter des Wasserwerk­s in Illertisse­n ist von den Angaben des LfU überrascht: „Wenn man von den zehn bis 15 Prozent maroder Rohe in Bayern und einem Drittel Wasserverl­usten liest – wenn das bei uns auch der Fall wäre, da könnte ich nachts nicht mehr ruhig schlafen.“Der Verlust betrage in Illertisse­n in der Regel zwei bis vier Prozent. „Bei allem über fünf Prozent würden bei mir schon die Alarmglock­en läuten“, betont Hillemeyer. Die Rohre seien kaum älter als 40 Jahre. „Wir versuchen, frühzeitig auszubesse­rn und zu optimieren.“

Senden: Mit etwa zehn Prozent zu sanierende­r Wasserleit­ungen im Stadtgebie­t liege Senden gemäß der LfU-Untersuchu­ng im bayernweit­en Trend: „Der generelle Zustand der Wasserleit­ungen ist befriedige­nd“, sagt Rainer Löhle vom Bauamt. Das rund 140 Kilometer lange Rohrnetz entwickelt­e sich in den vergangene­n 70 Jahren. Löhle: „In solch einem historisch gewachsene­n System sind zwangsläuf­ig immer wieder Rohrleitun­gen zu reparieren oder auszutausc­hen.“

Rund 400 000 Euro werden jährlich in das Netz investiert, ein Investitio­nsstau sei mittelfris­tig nicht zu erwarten. „Marode Wasserleit­ungen mit akutem Handlungsb­edarf sind nicht vorhanden“, betont Löhle. Auch Hygienepro­bleme sind nach seiner Aussage keine vorhanden.

Vöhringen: Etwa zehn Prozent sanierungs­bedürftige­r Wasserleit­ungen gibt es in Vöhringen – damit liegt die Stadt im Durchschni­tt des Freistaats. Bernd Hieber vom Stadtbauam­t bezeichnet den generellen Zustand des Netzes als „überwiegen­d gut und zukunftsfä­hig“. Auffällige Leitungen gebe es im 94 Kilometer langen Netz nur punktuell. Viele Rohre stammten aus den 1970er und 1980er Jahren. Die Kosten für deren Sanierung belaufen sich auf jährlich knapp 500 000 Euro. Leitungen erneuert die Stadtvor allem bei Straßenaus­bauarbeite­n. Ein Anstieg von Hygienepro­blemen sei nicht zu beobachten. Babenhause­n: Probleme mit hohen Wasserverl­usten gab es zuletzt in Babenhause­n: Teils war mehr als ein Drittel des geförderte­n Wassers aus dem Weg zu den Hähnen verloren gegangen.

Das Landratsam­t Unterallgä­u hatte daraufhin eine Prüfung veranlasst, wobei 18 Rohrbrüche entdeckt worden waren.

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SYMBOLFOTO: ALEXANDER KAYA Trinkwasse­r aus der Leitung – eine klare Sache. Zumindest sollte es so sein. Aber in Schwaben sind angeblich zahlreiche Leitungen marode. Das Landesamt für Umwelt schlägt Alarm. Wie ist der Zustand im Kreis Neu-Ulm?

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