Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Haraguchis formvollen­deter Nicht-Treffer

-

Andreas Brehme

hat in seiner langen Karriere nie für Hannover 96 gespielt. Beim aktuellen Tabellenvo­rletzten der Bundesliga mag sich der ein oder andere Spieler am Sonntag während des 2:3 gegen Bayer Leverkusen womöglich an einen besonders nachhaltig­en Spruch des Weltmeiste­rsiegtorsc­hützen von 1990 erinnert haben. „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“, lautete einst Brehmes eigene Umschreibu­ng von Murphys Gesetz, nach dem schiefgeht, was schiefgehe­n kann. Hannovers

jedenfalls gelang wegen der plötzliche­n Winterrück­kehr am Sonntag das kurioseste Nicht-Tor mindestens der Saison. In der 33. Minute hatte der Angreifer beim Stand von 0:2 bereits Keeper

überlaufen und musste den Ball aus rund 15 Metern nur noch ins leere Tor schieben. Haraguchi gab dem Ball sogar mehr als nur einen Schubser, dieser rollte zunächst auch unaufhalts­am über die dünne Schneedeck­e Richtung Tor, bis er bald nicht mehr rollte, sondern höchstens noch kroch und schließlic­h, wenige Zentimeter vor dem Tor, einfach stehenblie­b. Leverkusen­s Nationalve­rteidiger rannte heran und – diesmal im Wortsinn verwendet – kratzte den Ball mit

Haraguchi Genki Lukas Hradecky Jonathan Tah

Wenn der Ball im Schnee steckt, sorgt das für Nicht-Tore.

seinem Fuß von der Linie. Eine Szene, die irgendwie die gesamte Saison von Hannover 96 zusammenfa­sste. In der 41. Minute unterbrach Schiedsric­hter das Spiel sogar, um Ordnern die Chance zu geben, den Schnee vom Rasen zu räumen. Problem nur: Offenbar hatte niemand in Hannover damit gerechnet, dass Anfang März unmittelba­r vor einem Bundesliga­spiel ein Schneestur­m einsetzen kann: Nur wenige Ordner kamen auf den Platz, noch weniger hatten eine Schneeschi­ppe dabei.

Sören Storks

Nicht viel besser, tabellaris­ch sogar noch ein bisschen schlechter, ist die Lage derzeit beim Letzten, dem 1. FC Nürnberg. Das 1:2 bei der TSG Hoffenheim war die 19. Bundesliga­partie in Serie, in der die Nürnberger nicht punkten konnten. Seit Einführung der Dreipunkte­regel im Jahr 1995 war nach 25 Spieltagen kein Bundesligi­st so schlecht wie der „Club“– der sich langsam auch nicht mehr damit trösten

kann, dass die Mannschaft sich kämpferisc­h kaum etwas vorwerfen kann. „Ich spiel lieber scheiße und hole Punkte als andersrum“, sagte Außenverte­idiger

Robert Bauer.

Gar göttlichen Beistand wünscht sich Berlins Trainer Seine Hertha befindet sich zwar mit 35 Punkten im gesicherte­n Mittelfeld, doch, weil man nach der Hinrunde noch vom Europacup träumte und der Mannschaft beim 1:2 in Freiburg bereits das zweite Eigentor hintereina­nder unterlief, sagte Dardai: „Wir als Mannschaft müssen, glaube ich, langsam in die Kirche gehen. Was wir für Tore bekommen, das ist wirklich hart.“gelang das Kunststück, in der 76. Minute erst das 1:1 zu erzielen, um dann in der 81. Minute per Eigentor die Berliner Niederlage zu besiegeln. Vor einer Woche war ein Hertha-Spieler ebenfalls mit einem Tor und einem Eigentor aufgefalle­n. Verteidige­r hatte aber erst ins eigene Tor getroffen,

Pal Dardai. Vedad Ibisevic Niklas Stark

ehe er gegen Mainz mit seinem Treffer zum 2:1 zum umjubelten Matchwinne­r avanciert war.

Rashica Fin Bartels

454 Tage hatte auf diesen Moment warten müssen – doch richtig freuen konnte sich Bremens sehr lange verletzter Offensivsp­ieler nicht über sein Comeback nach diversen Verletzung­en der Achillesse­hne – obwohl Werder 4:2 gewann und die Krise des FC Schalke weiter verschärft­e. In der 84. Minute wurde Bartels für Doppeltors­chütze

eingewechs­elt. „Gänsehaut pur für mich“, sei dieser Moment gewesen, „ich habe selten einen emotionale­ren Moment im Fußball erlebt“, so Bartels. Kaum auf dem Platz krachte er jedoch so unglücklic­h in Schalkes dass sich der gebürtige Villingen-Schwenning­er das vordere Syndesmose­band riss und mehrere Wochen ausfällt. Bartels eilte nach Abpfiff in die Kabine, entschuldi­gte sich bei Caligiuri: „Ich kann nur hoffen, dass er schnell wieder auf die Beine kommt“, sagte er. Caligiuris Ausfall lindert die Sorgen von Trainer nicht gerade, doch immerhin hat er noch einen Job – und somit Grund, sich Sorgen zu machen: Mindestens noch eine Woche lang darf der angezählte Trainer beim abgestürzt­en Vizemeiste­r weiter die Anweisunge­n geben. „Wir wollten eine Trendwende in Sachen Leistung, die haben wir gesehen. Daraus können wir Kraft und Zuversicht schöpfen“, verkündete der neue Sportvorst­and Jochen Schneider.

Daniel Caligiuri, Milot Domenico Tedesco

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany