Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auch „Sauwetter“bremst nicht
LAUPHEIM - Manchmal meint es das Schicksal echt gut mit einem. Weil der Sohn fieberte und damit unseren Sonntagsplan durcheinanderwirbelte, musste ich – zunächst schweren Herzens – aufs Vormittagstraining mit der SZ-Laufgruppe verzichten. Was sich beim Blick aus dem Fenster aber als Segen erweisen sollte. Wind und Regen flüsterten mir zu: Es gibt Schlimmeres, als heute nicht übers Feld joggen zu können.
So denke ich beim Frühstücksei und der zweiten Tasse Kaffee voller Mitleid an meine Laufkollegen, die keine kranken Kinder als Ausrede parat haben, und nehme an der Übungseinheit quasi virtuell teil. Denn bald schon landet eine Nachricht unseres Cheftrainers in der WhatsApp-Gruppe: „Ihr könnt so stolz auf euch sein. 15 Kilometer bei diesem Wetter. Ich bin selten bei schlechterem Wetter gelaufen, das kann ich euch versichern. Weiter so.“Und Alexander Schwarz ist schon viel gelaufen in seinem Leben. Er weiß also, wovon er spricht. „Ich war schon oft bei Regen unterwegs, aber bei so einem Sauwetter noch nie“, bestätigte er am Montag im SZ-Gespräch. „Man musste sich regelrecht gegen den Wind stemmen.“
Umso erstaunlicher ist’s, dass sich immerhin rund 40 der 70 Teilnehmer nicht von Tief Eberhard beirren ließen. Nach und nach trudeln die Nachrichten der verschiedenen Leistungsgruppen-Coaches auf dem Smartphone ein. „Ein großes Lob an die Gruppe Irina“, schreibt Martin Resnik. „Ihr habt die 15-km-Runde gut gemeistert. Leider waren wir ein bisschen zu schnell: 6:31 statt 6:41 Minuten pro Kilometer. Aber wir hatten ja teilweise Rückenwind.“Ebenfalls „ein ganz dickes Lob“zollt Alexi Papadopoulos den Mitgliedern der Gruppe Carsten, welche die 10 bzw. 15 km in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7:20 gewuppt haben: „Ich ziehe meinen Hut vor euch!“Und auch Eugen Fakler lupft seinen Hut vor der Leistung der (Anfänger-)Gruppe „Mockis“, die in 74 Minuten für die Zehn-KilometerStrecke dem Wetter trotzt – und daran offenbar noch Freude hat. „Danke, Eugen, es hat wieder Spaß gemacht“, lautet eine Antwort.
Einheiten gut besucht
Bei derart motivierten Läufern ist’s kein Wunder, dass Alexander Schwarz sehr zufrieden ist mit dem ersten Viertel der zwölfwöchigen Vorbereitung auf den Halbmarathon am 11. Mai in Bad Waldsee. „Auch das Lauf-ABC am Montag, die Gymnastikeinheiten am Donnerstag und der flotte Lauf am Freitag sind jeweils gut besucht“, sagt er. Letztere bezeichnet er als eine der wichtigsten Einheiten, weil dort neben Ausdauer auch eine gewisse Tempofähigkeit vermittelt wird. „Der Eine oder Andere hat sich dabei zwar auch schon verzockt und war hinterher frustriert, weil er zu schnell unterwegs war und dann sauber eingebrochen ist – aber solche Lernerfahrungen gehören auch dazu“, berichtet Schwarz.
Neu war nach zuvor drei Traumsonntagen auch die Erfahrung, dass beim Training nicht immer die Sonne scheint. Davor hatten die routinierten Läufer der früheren SZ-Laufgruppen-Projekte, die sich sonntags unter die Läufer des aktuellen Projekts mischen, freilich schon gewarnt. „Es ist eine tolle Sache, dass die Routiniers am Sonntag auch dabei sind. Das hilft ihnen, weil sie sich eine zu ihrem Tempo passende Gruppe aussuchen können, und es hilft natürlich auch den Neuen als Motivation“, sagt Alexander Schwarz, der sich über viele positive Rückmeldungen freut. Wie etwa jene eines Teilnehmers: „Mensch, ich habe jetzt schon drei Kilo abgenommen. Das Gewicht hatte ich zuletzt vor 20 Jahren.“
Das kann der Autor dieser Zeilen noch nicht von sich behaupten. Aber noch verbleiben neun Wochen Training. Und nicht jeden Sonntag ist ein Kind krank oder das Wetter schlecht...