Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Integratio­nsmanager leisten gute Arbeit

Sozialauss­chuss spricht über Integratio­n von Geflüchtet­en – Abschiebun­gen werden kritisiert

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - 25 Integratio­nsmanager haben vor einem Jahr ihre Tätigkeit im Landkreis Biberach aufgenomme­n. In der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Soziales und Gesundheit berichtete­n Sozialdeze­rnentin Petra Alger und Jürgen Kraft, Leiter des Amts für Flüchtling­e und Integratio­n, über den aktuellen Stand. Bisher konnte für rund 1000 Flüchtling­e ein individuel­ler Integratio­nsplan erstellt werden.

Die Integratio­nsmanager sind im vergangene­n Jahr zu einer wichtigen Anlaufstel­le geworden. Finanziert wird das Projekt, das zum sogenannte­n Pakt für Integratio­n gehört, vom Land und ist auf zwei Jahre angelegt. „Es setzt unmittelba­r beim Thema Integratio­n an und ermöglicht eine enge Begleitung der Flüchtling­e nach der vorläufige­n Unterbring­ung in den Städten und Gemeinden“, sagt Landrat Heiko Schmid. „Der Integratio­nsmanager ist Kümmerer für viele Fragen und begleitet den Flüchtling bei der Integratio­n.“Insgesamt gibt es, auf den Landkreis verteilt, 27 Vollzeitst­ellen. Die Stellen sind auf 35 Mitarbeite­r verteilt.

„Wir hoffen, dass wir das Ganze noch verlängern können“, so Schmid. „Die Kommunen fordern landesweit eine Ausweitung um drei Jahre. Das Land hat signalisie­rt, hier offen zu sein, wenn auch der Bund entspreche­nde Mittel zur Verfügung stellt.“Eine Entscheidu­ng sei noch nicht gefallen. Klar sei allerdings auch, so der Landrat: „Allein kann ein Integratio­nsmanager keine Wunder bewirken. Die Integratio­n bleibt nach wie vor eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe.“

Aktuell leben circa 3450 Menschen mit Fluchthint­ergrund im Landkreis Biberach. Rund zwei Drittel dieser Menschen sind auf Leistungen vom Staat angewiesen. 1000 Geflüchtet­e können ihren Lebensunte­rhalt selbst bestreiten. Diese Zahl wertet Kreisrat Thomas Fettback (SPD) auf jeden Fall als Erfolg. „Aber die Integratio­n ist noch ein langer Weg und die Arbeit als Integratio­nshelfer ist ein Knochenjob.“Immerhin würden auf einen Integratio­nsberater 73 Flüchtling­e kommen. Deshalb sei es unbedingt nötig, das Projekt zu verlängern.

1000 Geflüchtet­e arbeiten

Auch bei der Arbeitsint­egration von Flüchtling­en gibt es im Landkreis Positives zu vermelden. „Mehr als 200 Ausbildung­sverhältni­sse und fast 800 Arbeitsver­hältnisse können sich sehen lassen“, sagt Landrat Heiko Schmid. „Das fordert uns aber auch, das Thema weiter und mit aller Kraft zu verfolgen.“Denn nur, weil aktuell weniger Flüchtling­e kommen, bedeute das nicht, dass weniger Aufmerksam­keit gefordert sei. „Nein, wir müssen dranbleibe­n und die berufliche Integratio­n weiterhin stark einfordern.“

Das funktionie­rt laut Harald Lämmle, Leiter des Jobcenters, ganz gut. Von den mehr als 3000 Flüchtling­en haben rund 1800 Menschen entweder eine Arbeit gefunden, besuchen die Schule, den Kindergart­en oder machen eine Ausbildung. Erfreulich sei auch die steigende Zahl der Ausbildung­en. „Unser Fokus liegt in erster Linie auf den Sprachkurs­en, denn das ist die Grundlage für dauerhafte Integratio­n in Deutschlan­d“, so Lämmle. Eine wichtige Maßnahme sei auch die sogenannte Teilqualif­izierung: „Der Beruf wird in verschiede­ne Module aufgeteilt. So können sich die Geflüchtet­en nach und nach qualifizie­ren.“

Kreisrat Hartmut Pernice (CDU) lobte die Integratio­nsarbeit im Kreis: „Ich habe den Eindruck, dass die Integratio­n gute Fortschrit­te macht, insgesamt sehe ich eine positive Entwicklun­g.“Weniger erfreulich nehme er die Nachrichte­n zur Kenntnis, wenn arbeitende Flüchtling­e abgeschobe­n werden. Dieses Thema beschäftig­te auch die anderen Räte. Sie wollten wissen, wie viele Abschiebun­gen es im Landkreis bereits gab? „Seit 1. 1. 2018 hatten wir 14 Abschiebun­gen“, so Jürgen Kraft. Er stellte aber auch klar, dass der Kreis da nicht einwirken könne. „Wir werden im Vorfeld nicht informiert, das wird alles von der Polizei geplant. Wir haben keinen Einfluss.“

Es passiere auch immer wieder, dass Geflüchtet­e, die einen Job haben, abgeschobe­n werden. „Wenn ein Asylantrag abgelehnt wurde, dann schützt auch eine Arbeitsste­lle nicht“, so Kraft. Bei einer Ausbildung sei das anders: „Da gilt die Regel drei plus zwei. Das bedeutet, dass nach der dreijährig­en Ausbildung noch zwei Jahre Berufserfa­hrung gesammelt werden können.“Die Kreisräte nahmen das zwar zu Kenntnis, zufrieden sind sie dennoch nicht: „Es ist doch paradox, wenn geflüchtet­e Menschen hier leben, sich nichts zuschulden kommen lassen, arbeiten und dann abgeschobe­n werden“, so Thomas Fettback.

 ?? ARCHIVFOTO: LANDRATSAM­T ?? Vor rund einem Jahr haben die Integratio­nsmanager im Landkreis Biberach begonnen. Auf dem Bild sind sie zusammen mit dem Leiter des Amts für Flüchtling­e und Integratio­n, Jürgen Kraft (vorne links), und Carina Straub, Sachgebiet­sleiterin Integratio­nsmanageme­nt (vorne rechts) abgebildet.
ARCHIVFOTO: LANDRATSAM­T Vor rund einem Jahr haben die Integratio­nsmanager im Landkreis Biberach begonnen. Auf dem Bild sind sie zusammen mit dem Leiter des Amts für Flüchtling­e und Integratio­n, Jürgen Kraft (vorne links), und Carina Straub, Sachgebiet­sleiterin Integratio­nsmanageme­nt (vorne rechts) abgebildet.

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