Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Hoffnung auf ein blaues Auge
Im Jahr eins der Pause von Savchenko/Massot reisen die Eiskunstläufer mit bescheidenen Erwartungen zur WM
SAITAMA (SID/dpa) - Noch ist der Schatten von Aljona Savchenko und Bruno Massot riesig, auch für ihre potenziellen Nachfolger noch viel zu groß. Und doch wollen die beiden Berliner Paare Minerva-Fabienne Hase und Nolan Seegert sowie Annika Hocke und Ruben Blommaert bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften im japanischen Saitama (Mittwoch bis Sonntag) die pausierenden Olympiasieger und Vorjahresgewinner wenigstens im Ansatz achtbar vertreten.
Derzeit haben in diesem internen Duell Hase/Seegert die Kufen ein wenig vorn. Die Deutschen Meister überzeugten auch bei den europäischen Titelkämpfen im Januar in Minsk mit Rang sechs, der besten deutschen Platzierung in der weißrussischen Hauptstadt. „Es wäre schön, diese Leistung beizubehalten und nicht zurückzufallen“, sagte Hase.
Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union, bescheinigte dem Duo bereits eine „gute Wettkampfstabilität“, und auch Bundestrainer Alexander König, der schon Savchenko/Massot an die Spitze geführt hatte, lobt die Entwicklung des Paares: „Sie sind einen großen Schritt nach vorn gekommen und machen kaum Fehler. Das hinterlässt immer einen guten Eindruck bei den Preisrichtern.“
Eine wichtige Erkenntnis, denn kaum jemand in der Szene rechnet noch mit einem Comeback der Goldmedaillengewinner von Pyeongchang 2018. Massot, kürzlich Vater geworden, kämpft mit chronischen Rückenbeschwerden und spürt eine persönliche Verantwortung als Coach für die Schüler seines langjährigen Trainers Jean-François Ballester. Der Franzose war im Dezember im Alter von nur 53 Jahren einem Herzinfarkt erlegen.
Für die übrigen deutschen WMStarter geht es im fernöstlichen Kaiserreich um kaum mehr als einen Platz im Kür-Finale. Besonders schwer dürften es dabei die WM-Debütanten Shari Koch und Christian Nüchtern (Düsseldorf/Siegen) im Eistanz haben. Problematisch könnte auch der Start von Paul Fentz sein. Der Deutsche Meister aus Berlin hat wegen einer Schleimbeutelentzündung im Fuß Trainingsrückstand. Trainerin Romy Oesterreich: „Die Situation ist nicht optimal, aber Paul wird sein großes Sportlerherz auspacken.“Ein solches benötigt auch die Essenerin Nicole Schott, die bei der Europameisterschaft nicht über Rang 16 hinausgekommen war.
Ravensburgerin läuft für Rumänien
Udo Dönsdorfs Prognose für Saitama: „Wir haben eine schwache Saison hingelegt, da will ich keine Plätze vorgeben. Wenn alle in die Finals kämen, würden wir mit einem blauen Auge davonkommen. Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen: In vier Jahren könnten wir wieder gute Platzierungen erreichen, in acht Jahren eventuell an Medaillen denken.“
Bei der WM dabei ist auch Julia Sauter vom ESC Ravensburg. Die 21-Jährige, in Weingarten geboren, startet seit einigen Jahren für Rumänien. Marius Negrea, ihr Heimtrainer, ist Rumäne und hat erreicht, dass die Oberschwäbin für sein Land laufen kann. Das tut sie gut: Bei der EM in Minsk war Julia Sauter 14. – „die beste rumänische Platzierung jemals“. Ihr Ziel für Saitama: eine der 25 Läuferinnen zu sein, die es nach dem Kurzprogramm in die finale Kür schaffen.
Der WM-Zeitplan
Mittwoch: Kurzprogramm der Paare (2.00 Uhr), Kurzprogramm der Damen (7.00 Uhr). – Donnerstag: Kür der Paare (2.30 Uhr), Kurzprogramm der Herren (8.00 Uhr). – Freitag: Rhythmustanz der Eistänzer (4.00 Uhr), Kür der Damen (9.30 Uhr). – Samstag: Kür der Eistänzer (4.30 Uhr), Kür der Herren (9.30 Uhr; alle Zeiten MEZ).