Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Vorschriften bereiten Zünften Kopfzerbrechen
Vertreter von 14 Narrenverbänden treffen sich in Obermarchtal
OBERMARCHTAL (khb) - Vertreter von 14 Narrenverbänden haben sich zur 49. Arbeitstagung Südwestdeutscher Narrenvereinigungen und Narrenverbänden im Bildungshaus des Obermarchtaler Klosters getroffen. Am Rand der Tagung hat sich die „Schwäbische Zeitung“mit Reinhard Siegle, Präsident der Vereinigung Freier Oberschwäbischer Narrenzünfte (VFON), Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung SchwäbischAlemannischer Narrenzünfte (VSAN), und Rainer Hespeler, Präsident der Narrenverinigung HegauBodensee, unterhalten.
„Wichtigstes Thema der Tagung war der runde Tisch mit dem Innenministerium“, so Wehrle. Stetig strenger werdende Vorschriften und Auflagen für Fasnetsveranstaltungen auf der Straße und in Hallen bereiten den Obernarren seit Jahren Kopfzerbrechen. „Wir sind jetzt auf einem guten Weg, Verbesserungen herbeiführen zu können“, betonte Wehrle. Reinhard Siegle erklärt: „Einerseits ist der Normenkontrollrat BadenWürttemberg dabei, eine intensive Bestandsaufnahme der einschlägigen Vorschriften zu machen und andererseits haben wir uns bereits zwei Mal mit dem Innenministerium zum runden Tisch getroffen, um über Probleme mit Sicherheitsauflagen, Datenschutz, Brandschutz oder Hygieneverordnungen zu diskutieren.“Ein drittes Treffen folgt. Einig waren sich die drei Narrenpräsidenten, dass ihre Anliegen im Ministerium ernstgenommen werden und dass sich „bald was in dieser Sache bewegen wird“.
Der vor einigen Jahren verliehene Status des „Immateriellen Kulturerbes“war ein weiteres Thema der Tagung. „Wir haben festgelegt, wie Zünfte die Erlaubnis bekommen können, das Label zu tragen“, so Hespeler. „Das wird künftig sicher im Umgang mit der Politik und der Verwaltung hilfreich sein.“Voraussetzung dafür sei die Anerkennung des gemeinsamen Normenkodex der Narren, so Wehrle. „Wir haben Probleme mit Reisezünften und Spontangruppen. Wer aber ortsgebundene Fasnet macht, kann das Label beantragen“. Zünfte, die das Logo des „Immateriellen Kulturerbes“wollen, müssen ihren Antrag über den jeweiligen Verband stellen, der wird geprüft und an die VSAN als „Trägerverband des Erbe-Status“weitergereicht. „Und wir stellen den Antrag bei der Unesco“, so Wehrle.
Zusammenarbeit mit Karnevalisten Im Zusammenhang mit dem Kulturerbe sei während der Tagung auch über die Zusammenarbeit mit dem rheinischen Karneval gesprochen worden, sagte Reinhard Siegle. „Fasnet und Karneval, das sind zwei Zweige, die aus gemeinsamen Wurzeln entstanden sind. Deshalb werden wir zum Wohl des Kulturerbes aufeinander zugehen.“„Zudem plagen die Karnevalisten dieselben Probleme wie uns. Gemeinsam können wir die Diskussionen des runden Tisches in Stuttgart vielleicht auf die Bundesebene weitertragen“, ergänzte Wehrle.
„Musik-Krawallwagen“lehnen die Narrenverbände ab. „Die übertönen mit ihrem Sound die Musikkapellen, Guggenmusiken und Fanfarenzüge in den Umzügen. Aber die spielen die echte Fasnetsmusik, die wir brauchen“, sagt Wehrle und betont, dass die Fasnet drei Dinge brauche: „Narren, Musik und gute Gastronomie.“Weil Reinhard Siegle der Meinung ist, dass zunehmend bei „Brauchtumsabenden“nicht mehr närrische Bräuche gezeigt werden, sondern „wilde Tanzereien zu lauter Musik abgehen“, hat er in Obermarchtal den Antrag gestellt, dass „der Begriff des Brauchtumsabends“im Brauchtumsausschuss der Arbeitsgemeinschaft definiert wird. „Die schwäbisch-alemannische Fasnet ist ein Lebensgefühl, ein Brauch, der hier seine Heimat hat. Da dürfen auch Veranstaltungen nicht zu austauschbaren Events werden“, stimmte Wehrle zu. „Natürlich können Brauchtumsvorführungen modern aufgepeppt werden“, ergänzte Hespeler.