Schwäbische Zeitung (Laupheim)
49 EU-Ausländer wollen in Laupheim wählen
Sie haben damit das Recht, an der Kommunal- und Europawahl teilzunehmen
LAUPHEIM - Von den rund 3300 Wahlberechtigten in Laupheim aus anderen EU-Ländern haben sich 49 für die Wahl am Sonntag ins hiesige Wahlverzeichnis eintragen lassen. Das teilte die Wahlleiterin Rebecca Männer der Schwäbischen Zeitung mit.
Diese Laupheimer EU-Bürger haben damit das Recht, die hiesigen Kandidaten der Europa- und Kommunalwahl zu wählen. „Das heißt, sie haben keine Möglichkeit, ihre Stimmen für die lokalen Volksvertreter in ihren Heimatländern abzugeben“, erklärt Männer.
Die gebürtige Britin Janet Weiß (72) in Walpertshofen bei Mietingen wird auf jeden Fall an der Kommunalwahl und Europawahl in Laupheim teilnehmen. Seit 1973 lebt sie mit ihrem Mann in Laupheim und nahm 2003 die deutsche Staatsbürgerschaft an, behielt aber ihren Pass des Vereinigten Königreichs. „Ich bin froh, dass ich hier sowohl den Gemeinderat als auch einen EU-Abgeordneten wählen darf“, sagt sie. Denn lange habe sie gar nicht wählen dürfen, weil sie als Britin in Deutschland weder ein Wahlrecht in ihrem Heimatort Crewe hat – dort sei sie nicht als Einwohner gemeldet gewesen – noch gewährte man ihr das Wahlrecht in Deutschland. Denn bis 1994 durften EU-Bürger aus dem Ausland noch nicht ihre Stimme für das Parlament in Brüssel und Straßburg in Deutschland abgeben. Jetzt ist sie aber schon lange im örtlichen Wahlverzeichnis registriert.
824 Kroaten in Laupheim gemeldet Auch Marija Klaric ist dort seit kurzer Zeit eintragen, denn sie ist neulich nach Untersulmetingen gezogen. Die Deutsch-Kroatin, die ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht hat, interessiert sich für Kommunalpolitik in Laupheim. Doch sie ist noch nicht sicher, ob sie tatsächlich zur Wahl geht. Sie hat zwei Pässe, den deutschen und kroatischen, und ist daher immer gut informiert, was in Kroatien passiert. Kroatien wäre als Lebensmittelpunkt für sie jedoch keine Option, denn trotz der zahlreichen Verbesserungen seit dem EU-Beitritt des Landes seien die Preise zu hoch und die Löhne zu niedrig. Daher kämen auch viele Kroaten nach Deutschland und suchten sich hier einen Job, um ihre Familien in der Heimat mit Geld zu unterstützen, erklärt die 28-Jährige. In der Tat sind Kroaten die größte EULandsmannschaft in Laupheim. 824 Menschen mit kroatischer Staatsbürgerschaft sind hier gemeldet.
Florine Banea (26) und Nicolai Melescu (26) sind erst vor acht Monaten aus Sibiu in Rumänien nach Laupheim gekommen. Sie werden in Deutschland wählen, allerdings werden Sie ihre Stimme für das Europaparlament im rumänischen Konsulat in Ulm abgeben. Das heißt, sie sind offiziell im rumänischen Wahlregister. „Wir haben überlegt, ob wir auch an den Kommunalwahlen in Laupheim teilnehmen. Aber das System und die Parteien sind vollkommen anders als in Rumänien. Wir kennen die lokalen Politiker nicht. Und unsere Sprachkenntnisse sind noch nicht so gut, um alle Regularien zu verstehen“, sagt der Maschinenbau-Ingenieur Nicolai. Seine Freundin und er brauchten noch Zeit, um sich in Deutschland zu orientieren und integrieren. Florine ist gelernte CADZeichnerin und sagt, sie sei politisch interessiert. Sie wollten mit ihrer Stimmabgabe etwas in Rumänien verändern und ein Zeichen setzen.