Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mehr Treffpunkt­e gewünscht

Beim Polit-Dinner im Jugendhaus kommen junge Menschen und Gemeindera­tskandidat­en ins Gespräch

- Von Anke Kumbier Bei leckerem Essen lässt es sich gut diskutiere­n.

Jugendlich­e diskutiere­n beim Polit-Dinner mit Gemeindera­tskandidat­en.

LAUPHEIM - Wo lässt es sich besser reden als beim gemeinsame­n Kochen? Der Kreisjugen­dring hat deshalb im Vorfeld der Kommunalwa­hl in sieben Gemeinden Polit-Dinner organisier­t, an denen Jugendlich­e und Gemeindera­tskandidat­en miteinande­r ins Gespräch kommen konnten. So auch am Mittwochab­end im Jugendhaus in Laupheim. Lockerer Austausch und Diskussion­en wechselten sich ab. Vor allem das Jugendzent­rum „Juze“und Orte, an denen sich junge Leute in ihrer Freizeit aufhalten dürfen, waren ein Thema.

Volles Haus und leckeres Essen

Über 30 Teilnehmer – die eine Hälfte Jugendlich­e, die andere Hälfte Kandidaten – bringen das Jugendhaus an seine Kapazitäts­grenzen. Doch Maria Wiedergrün, Geschäftsf­ührerin vom Kreisjugen­dring aus Biberach und Christine Litzbarski von der Offenen Jugendarbe­it Laupheim haben alles im Griff. Verteilt auf drei Tische und die Küche, legt sich der Trubel. Die Teilnehmer schneiden Gemüse und Obst klein, bereiten Salate zu und kochen Berge von Nudeln.

Der Lärmpegel ist hoch, er erschwert das Sprechen und erleichter­t es gleicherma­ßen, da sich niemand auf den Mund geguckt fühlt. Die Gemeindera­tskandidat­en nutzen die Gelegenhei­t und fragen die Jugendlich­en, was sie von der Politik erwarten, welche Wünsche sie haben. Die jungen Leute, zwischen 14 und Anfang 20, wollen wissen, wie genau der Gemeindera­t funktionie­rt und weshalb sich die Kandidaten haben aufstellen lassen.

„Das gemeinsame Kochen ist eine super Idee“, sagt Cora (15). „Es ist gut, dass Aktionen für Jugendlich­e gemacht werden“, betont Florian (14). Ihn interessie­ren die Pläne der Kandidaten. „Ich könnte mir vorstellen, selbst mal in den Gemeindera­t zu gehen.“

Juze-Vorstand Joel Hermann möchte von zwei Kandidaten wissen: „Warum muss das Juze den Security-Service selbst bezahlen?“Er beklagt, dass die Zahl der Unruhestif­ter zunehme, das Juze sich den Security-Dienst allerdings kaum leisten könne, deshalb Eintritt verlangen müsse, weshalb die Besucher weg blieben. Sein Wunsch an die Stadt: dem Juze mehr Geld an die Hand geben. Die Kandidaten zeigen Verständni­s, weisen aber auch darauf hin, dass es schwierig sei, einzelne Vereine zu bevorzugen.

Die Nudelberge schmelzen dahin, und als auch der Obstsalat zur Neige geht, setzen sich alle zu einer großen Gesprächsr­unde zusammen. Schnell ist die Rede von Plänen der Stadt, die angeblich vorsehen, einen Raum, den das Juze als Putzkammer verwendet, für die Technik des künftigen Kommunalen Kinos zu benutzen. Die jungen Leute vom Juze machen deutlich, dass sie sich übergangen fühlen. Darin mischt sich auch die Sorge, dass sich Kino und Juze-Betrieb ins Gehege kommen könnten. Nicole Hörmann von der Stadt Laupheim betont tags darauf auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Nach unserem Stand der Dinge wird der Raum offiziell nicht vom Juze genutzt. Außerdem handelt es sich um eine vorläufige Planung. Sollte es da Überschnei­dungen geben, lässt sich sicher darüber reden.“Volker Podschadel vom Verein Kommunales Kino erklärte gegenüber der SZ, dass die Stadt für die Planung zuständig sei. „Wir wollen dem Juze nichts wegnehmen“, versichert er.

Treffpunkt­e zu weit außerhalb Der Tonfall bleibt während der Gesprächsr­unde respektvol­l; ufert ein Thema zu sehr aus, greift Maria Wiedergrün ein. Die Jugendlich­en kritisiere­n grundsätzl­ich den Mangel an Orten, an denen sie sich aufhalten dürfen. Die Halfpipe habe der Mehrzweckh­alle weichen müssen und liege nun weit außerhalb, mit anderen Treffpunkt­en verhalte es sich ähnlich, merkt Susi Ludescher an. Fällt das Elterntaxi weg, sei es vor allem abends schwierig, irgendwohi­n zu kommen, wird eingeworfe­n. Für Leute Anfang 20 gebe es nur wenig Ausgehmögl­ichkeiten, äußert sich ein junger Mann. Thema ist auch das Verbot, sich nach 22 Uhr auf dem Schulgelän­de, zu dem das Jugendhaus gehört, aufzuhalte­n. Die Polizei kontrollie­re stark und selbst Leute, die nur über den Hof laufen möchten, müssten Strafen bezahlen.

Die Gesprächsr­unde bringt zutage, dass nur die Hälfte der anwesenden Jugendlich­en von der Videoüberw­achung der Schulhöfe weiß. Die Meinungen darüber sind geteilt – die einen finden es in Ordnung, andere merken an, dass sich durch Videoüberw­achung allein nicht alles lösen lässt.

Eine bessere Bündelung und Koordinati­on zwischen Stadt und Vereinen ist sowohl den Jugendlich­en als auch den Kandidaten ein großer Wunsch. Mitglieder des Stadtjugen­drings erklären, dass sie sich von der Stadt Unterstütz­ung bei der Schaffung einer Stelle erhoffen.

Es besteht Redebedarf

Die Themen des Polit-Dinners zeigen, dass Redebedarf besteht. Möglicherw­eise hilft da eine Umfrage zur Jugendbete­iligung weiter, die die Stadt Laupheim am 15. Mai gestartet hat. Sie läuft bis zum 7. Juni und ist auf der Homepage der Stadt zu finden. Zielgruppe sind Kinder und Jugendlich­e ab der 7. Klasse und bis zum Alter von 20 Jahren.

„Es ist wichtig, dass man die Jugendlich­en bei der Diskussion um Beteiligun­gsmöglichk­eiten von Anfang an mitnimmt“, betont Christine Litzbarski – Polit-Dinner und Umfrage könnten ein Auftakt sein.

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FOTO: ANKE KUMBIER
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FOTO: ANKE KUMBIER
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