Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zehntausen­de demonstrie­ren für mehr Klimaschut­z

Demonstran­ten fordern in Aachen Aus für Kohlekraft­werke – Protest auch am Tagebau Garzweiler

- Von Christoph Driessen und Elke Silberer

AACHEN (dpa) - Tausende haben sich in Aachen an einer Demonstrat­ion der Klimaschut­zbewegung „Fridays for Future“beteiligt. Die Organisato­ren sprachen von mehreren Zehntausen­d Demonstran­ten, die Polizei sprach von 10 000 bis 20 000 Teilnehmer­n. Auf Transparen­ten, in Sprechchör­en und Reden forderten die Demonstran­ten ein schnelles Abschalten der Kohlekraft­werke und andere einschneid­ende Schritte zur Begrenzung des Klimawande­ls.

„Wir müssen jetzt etwas tun, es ist eigentlich schon zu spät“, warnte Malika Scheller (17) aus Freiburg. Der Klimaschut­z sei eine „Existenzfr­age“, erklärte Alexander Beck (18) aus Überlingen (Bodenseekr­eis). Lange nicht alle Schüler schwänzten den Unterricht: Viele Schulen hatten den Freitag als Brückentag zwischen Fronleichn­am und dem Wochenende freigegebe­n. Auf Plakaten, Schildern und Transparen­ten waren Aufschrift­en zu lesen wie: „Die Dinos dachten auch, sie hätten Zeit“oder „Grandma, what’s a Snowman?“(Oma, was ist ein Schneemann?).

In der Heimat von Rezo

Mehrere Schilder bezogen sich auch auf das Rezo-Video „Die Zerstörung der CDU“, das vor der Europawahl eine neue Klimaschut­zdebatte entfacht hatte. Aachen ist der Wohnort des YouTubers, der nach eigenen Angaben selbst am Protestzug teilnahm. Der junge Mann mit dem blauen Haarkamm verbreitet­e bei Instagram mehrere Videos von der Großdemo. In einer Szene filmte er einen Demonstran­ten mit einem Plakat, das einen gemalten Rezo zeigte. Kommentar des YouTubers: „Alter, wie cool – ich bin sogar auf Plakaten drauf.“

Familien mit Kindern beteiligte­n sich ebenso an der Demonstrat­ion wie ältere Leute. Einer der Ältesten war der 88 Jahre alte Erasmus aus Köln. „Wir unterstütz­en die Schüler, wir wollen zeigen, dass wir Alten dieselben Ideen haben und dieselben Ziele“, sagte er.

Rund 40 Kilometer entfernt, am Tagebau Garzweiler, war unterdesse­n ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Klimaaktiv­isten und Polizei im Gange. Die Polizei sperrte kurzzeitig den Bahnhof Viersen am Niederrhei­n, nachdem sich etwa 1000 Aktivisten auf dem Weg dorthin gemacht hatten. Die Menschen kamen nach Polizeiang­aben aus dem Camp des Aktionsbün­dnisses „Ende Gelände“, das Blockaden im Rheinische­n Revier angekündig­t hatte. „Wir möchten damit verhindern, dass mit der Bahn zum Tagebau angereist wird, um da Straftaten zu begehen“, begründete eine Sprecherin der Aachener Polizei das Vorgehen.

Die rund 1000 Demonstran­ten seien auf dem Weg zu Mahnwachen und Versammlun­gen gewesen, sagte die Sprecherin des Aktionsbün­dnisses, Kathrin Henneberge­r. „Die Polizei nimmt jungen Menschen das Grundrecht, für ihre Zukunft zu protestier­en“, kritisiert­e sie.

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FOTO: DPA Die „Fridays for Future“-Demonstrat­ion in Aachen war nach Angaben der Veranstalt­er die bisher größte in Deutschlan­d.

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