Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zehntausende demonstrieren für mehr Klimaschutz
Demonstranten fordern in Aachen Aus für Kohlekraftwerke – Protest auch am Tagebau Garzweiler
AACHEN (dpa) - Tausende haben sich in Aachen an einer Demonstration der Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“beteiligt. Die Organisatoren sprachen von mehreren Zehntausend Demonstranten, die Polizei sprach von 10 000 bis 20 000 Teilnehmern. Auf Transparenten, in Sprechchören und Reden forderten die Demonstranten ein schnelles Abschalten der Kohlekraftwerke und andere einschneidende Schritte zur Begrenzung des Klimawandels.
„Wir müssen jetzt etwas tun, es ist eigentlich schon zu spät“, warnte Malika Scheller (17) aus Freiburg. Der Klimaschutz sei eine „Existenzfrage“, erklärte Alexander Beck (18) aus Überlingen (Bodenseekreis). Lange nicht alle Schüler schwänzten den Unterricht: Viele Schulen hatten den Freitag als Brückentag zwischen Fronleichnam und dem Wochenende freigegeben. Auf Plakaten, Schildern und Transparenten waren Aufschriften zu lesen wie: „Die Dinos dachten auch, sie hätten Zeit“oder „Grandma, what’s a Snowman?“(Oma, was ist ein Schneemann?).
In der Heimat von Rezo
Mehrere Schilder bezogen sich auch auf das Rezo-Video „Die Zerstörung der CDU“, das vor der Europawahl eine neue Klimaschutzdebatte entfacht hatte. Aachen ist der Wohnort des YouTubers, der nach eigenen Angaben selbst am Protestzug teilnahm. Der junge Mann mit dem blauen Haarkamm verbreitete bei Instagram mehrere Videos von der Großdemo. In einer Szene filmte er einen Demonstranten mit einem Plakat, das einen gemalten Rezo zeigte. Kommentar des YouTubers: „Alter, wie cool – ich bin sogar auf Plakaten drauf.“
Familien mit Kindern beteiligten sich ebenso an der Demonstration wie ältere Leute. Einer der Ältesten war der 88 Jahre alte Erasmus aus Köln. „Wir unterstützen die Schüler, wir wollen zeigen, dass wir Alten dieselben Ideen haben und dieselben Ziele“, sagte er.
Rund 40 Kilometer entfernt, am Tagebau Garzweiler, war unterdessen ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Klimaaktivisten und Polizei im Gange. Die Polizei sperrte kurzzeitig den Bahnhof Viersen am Niederrhein, nachdem sich etwa 1000 Aktivisten auf dem Weg dorthin gemacht hatten. Die Menschen kamen nach Polizeiangaben aus dem Camp des Aktionsbündnisses „Ende Gelände“, das Blockaden im Rheinischen Revier angekündigt hatte. „Wir möchten damit verhindern, dass mit der Bahn zum Tagebau angereist wird, um da Straftaten zu begehen“, begründete eine Sprecherin der Aachener Polizei das Vorgehen.
Die rund 1000 Demonstranten seien auf dem Weg zu Mahnwachen und Versammlungen gewesen, sagte die Sprecherin des Aktionsbündnisses, Kathrin Henneberger. „Die Polizei nimmt jungen Menschen das Grundrecht, für ihre Zukunft zu protestieren“, kritisierte sie.