Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Unter Strom

Der Markt für private E-Ladesäulen wächst – Hausbesitz­er mit Stellplatz sind im Vorteil

- Von Christian Ebner

FRANKFURT (dpa) - Elektroaut­os sind teuer in der Anschaffun­g, haben eine geringere Reichweite als Verbrenner und müssen unterwegs zu unvorherse­hbaren Bedingunge­n aufgeladen werden. Das sind die wichtigste­n Gründe, die Verbrauche­r bislang von der Anschaffun­g eines Elektroaut­os abhalten. Wer allerdings über eine Garage oder einen festen Stellplatz verfügt, kann das Elektrozei­talter wohl schneller einläuten.

Stromwirts­chaft und Autoherste­ller forcieren den Vertrieb von autotaugli­chen Starkstrom-Anschlüsse­n für Privathaus­halte, sogenannte Wallboxes für das heimische Stromnetz – vorzugswei­se zu betreiben mit Ökostrom, wenn denn die Elektromob­ilität einen positiven Umwelteffe­kt haben soll. Zwischen 300 und 2000 Euro zuzüglich der Installati­on durch einen Fachbetrie­b kosten die zwölf Modelle, die der ADAC kürzlich auf Sicherheit und Alltagstau­glichkeit getestet hat. Geht man – wie die Nationale Plattform der Mobilität für Deutschlan­d – von sieben Millionen E-Fahrzeugen im Jahr 2030 aus, werden nach Schätzung des Energiever­bandes BDEW rund sechs Millionen Boxen benötigt – ein milliarden­schwerer Markt. Die ADACSieger­box vom fränkische­n Hersteller ABL kostet knapp 900 Euro und kann mit elf Kilowatt verschiede­nste Elektrosys­teme laden.

Die Boxen werden auch von verschiede­nen Autoherste­llern beim Kauf von Batteriefa­hrzeugen oder Plug-In-Hybriden angeboten, ohne dass sie selbst die Ladegeräte bauen würden. Gängig ist die Zusammenar­beit mit einem oder mehreren Hersteller­n. „Wir orientiere­n uns beim Endpreis an den üblichen Marktkondi­tionen“, sagt beispielsw­eise ein Sprecher der PSA-Tochter Opel. Sonderange­bote seien zwar denkbar, eine ständige Quer-Subvention­ierung zugunsten besonders günstiger Ladestatio­nen lehne man aber ab. „Nicht jeder Kunde möchte eine Wallbox. Viele haben auch andere Möglichkei­ten zum Laden.“

Zum Beispiel beim Arbeitgebe­r oder an den Gratis-Zapfsäulen großer Handelsket­ten wie Lidl, Aldi oder Ikea. Natürlich ist fraglich, wie lange solche aus Imagegründ­en eingericht­eten Gratisange­bote in einem Massenmark­t noch aufrecht erhalten werden. Schon heute gilt an kommerziel­len Zapfsäulen, dass Auswärtsst­rom mindestens rund 30 Prozent teurer ist als im heimischen Haushaltsn­etz, wie der Anbieter Innogy bestätigt.

Hürden bei Mehrfamili­enhäusern Hinderniss­e sieht der Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW) noch im Miet- und Wohneigent­umsrecht, das insbesonde­re Bewohner von Mehrfamili­enhäusern behindere. „Jeder, der zu Hause eine Wallbox installier­en und dafür bezahlen will, muss dies auch dürfen“, fordert Verbandsch­ef Stefan Kapferer.

Die Essener RWE-Tochter Innogy hat nach eigenen Angaben weltweit bereits rund 32 000 Ladestatio­nen installier­t, davon rund 16 000 in Privathaus­halten. Das Unternehme­n rechnet wegen der steuerlich­en Vergünstig­ungen, staatliche­r Förderpräm­ien und zahlreiche­r neuer E-Automodell­e mit einem schnellen Wachstum, will sich aber nicht auf konkrete Planzahlen für Wallboxen festlegen lassen. „Wir können unsere Produktion beliebig hochfahren“, erklärt Sprecherin Julika Gang.

Und hält das Netz, wenn in wenigen Jahren Millionen Deutsche gleichzeit­ig ihre neuen Elektroaut­os laden wollen? Laut Branchenve­rband BDEW steigt der Brutto-Strombedar­f selbst dann nur geringfügi­g um vier bis fünf Prozent, wenn im Jahr 2030 rund zehn Millionen E-Autos über deutsche Straßen rollen sollten.

Das Problem sind eher die für den frühen Abend erwartbare­n Belastungs­spitzen in Wohngebiet­en, wenn die Pendler am Feierabend alle gleichzeit­ig neuen Strom wollen. Hier müsse eine smarte Steuerung der Ladevorgän­ge in die Nacht das Gesamtnetz entlasten, sagen Experten der Energiewir­tschaft.

Trotzdem bleiben noch Milliarden­investitio­nen für den Netzausbau. Eon geht für sein Netzgebiet mit insgesamt 6,5 Millionen Autos von rund 2,5 Milliarden Euro zusätzlich­em Bedarf bis zum Jahr 2045 aus.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Auto wird an einer Ladesäule für Elektrofah­rzeuge geladen. Stromwirts­chaft und Autoherste­ller forcieren den Vertrieb von autotaugli­chen Starkstrom-Anschlüsse­n für Privathaus­halte.
FOTO: DPA Ein Auto wird an einer Ladesäule für Elektrofah­rzeuge geladen. Stromwirts­chaft und Autoherste­ller forcieren den Vertrieb von autotaugli­chen Starkstrom-Anschlüsse­n für Privathaus­halte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany