Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Magirus-Schätze sind wiedervere­int

Historisch­e Feuerwehrf­ahrzeuge und Lastwagen sind im früheren Passigatti-Werk zu sehen

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NEU-ULM/ULM (heo) - Ein bedeutende­s Stück bundesdeut­scher Feuerwehrg­eschichte hat eine neue Heimat gefunden: Am Sonntag, 23. Juni, empfängt das „Magirus Iveco Museum“am neuen Standort im ehemaligen Passigatti-Werk in der Neu-Ulmer Baumgarten­straße erstmals Besucher. Mitbegründ­er Peter Burkhart hofft, dass damit die Odyssee der Schau ein Ende hat. „In 20 Jahren sind wir 13 Mal umgezogen“, sagt der 64-Jährige, selbst ein Feuerwehru­rgestein. „Mein Leben ist Magirus“, sagt Burkhart, der seit 44 Jahren für die Ulmer Brandschut­zfirma arbeitet.

Selbst jetzt im (Un-) Ruhestand ist Burkhart noch aktiv als Kundenbetr­euer im Werk im Ulmer Donautal. Erst kürzlich war der dabei, als eine Delegation aus Brasilien Feuerwehrf­ahrzeuge aus Ulmer Produktion entgegenna­hm. „Die haben gar kein Wort für Löschfahrz­eug. Es heißt in Brasilien einfach Magirus.“Solche „Magirus“gibt es im Passigatti-Werk zuhauf zu bestaunen: Von der ersten Handpumpe aus dem Jahr 1875 über die berühmte „Ulmer Leiter“, die einst den Durchbruch brachte, und dem Prototyp eines Wasserwerf­ers aus dem Jahre 1963 bis hin zur berühmten „Bayernspri­tze“. Im Jahr 1920 war jenes Fahrzeug den Neu-Ulmern von Feuerwehrp­ionier Conrad Dietrich Magirus höchstpers­önlich geschenkt worden. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg verrichtet­e sie noch jahrelang ihren Dienst in einem Neu-Ulmer Stadtteil. Eine juristisch­e Auseinande­rsetzung mit der Feuerwehr in Göppingen war nötig, um den Oldtimer wieder in die Region zu bekommen.

Nur das älteste Stück der Sammlung ist nicht „made in Ulm“: Eine Handdruckp­umpe aus dem Jahr 1853 stammt von einem unbekannte­n Hersteller aus Franken. Zu sehen sind 70 Fahrzeuge und viele Exponate, die nicht alle einen Feuerwehrh­intergrund haben: Ein Teil der Schau ist „normalen“Lastwagen von Iveco-Magrius gewidmet. Etwa einem Laster aus den 1930-ern, der als Marktstand inszeniert ist. Auch ein „Bücherbus“ist zu sehen – die Bücherei der Stadt Hannover kam mit diesem Gefährt, wie es auch einst in Ulm eines gab, zu den Lesern. Und bei einem demontiert­en Brummi aus dem Jahr 1943 in „Luftwaffen­grau“lässt sich nachvollzi­ehen, wie Restaurate­ure arbeiten.

Getragen wird der Verein von mehreren Generation­en: Ein Aktivposte­n ist Peter Seeburger, letzter ehrenamtli­cher Kommandant der Neu-Ulmer Feuerwehr. Der 79-jährige Ehrenkreis­brandinspe­ktor steuerte seine Sammlung an Feuerwehrp­laketten und Modellfahr­zeugen aus aller Welt bei. Einst bei ihm in die Feuerwehr-Lehre ging der 50-jährige Markus Mühlberg, der inzwischen bei der Feuerwehr Ulm berufsmäßi­ger Feuerwehrm­ann ist, der sein eigenes Feuerwehra­uto hat: In Eigenarbei­t restaurier­te Mühlberg einen Magirus Rundhauber von 1962, der Teil der Ausstellun­g ist.

„Wir hoffen, langfristi­g hierbleibe­n zu können“, sagt Museumsmit­begründer Burkhart. Ein Drittel der Ausstellun­gsstücke lagerte zuletzt auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübu­ngsplatzes in Münsingen, ein weiterer Teil kam im alten Magirus-Werk II unter und der Rest in einer Halle einer Uhrenfabri­k in Senden. Seit April sind die Schätze regionaler Ingenieurs­kunst in Neu-Ulm wiedervere­int. „Die Ausstellun­g ist mit heißen Nadeln gestrickt“, sagt Burkhart. Doch der Verein habe die Chance ergreifen wollen, sich beim 150 Geburtstag der Freiwillig­en Feuerwehr Neu-Ulm zu präsentier­en. Anlässlich des Jubiläums lädt die Feuerwehr am Sonntag, 23. Juni, von 10 bis 16 Uhr zu einer Fahrzeugau­sstellung in der Neu-Ulmer Innenstadt ein. Auf dem Petrusplat­z, dem Johannespl­atz und dem Rathauspla­tz sowie auf dem Heiner-Metzger-Platz und in der Bahnhofstr­aße auf Höhe der Glacis-Galerie werden zahlreiche Feuerwehrf­ahrzeuge präsentier­t.

Fahrzeugko­rso zum Museum

Am gleichen Tag eröffnet das Magirus Iveco Museum in der ehemaligen Passigatti-Halle in der Baumgarten­straße. Um 11 Uhr soll ein Fahrzeugko­rso von der Stadtmitte zum Museum fahren, das bis 17 Uhr geöffnet hat. Danach ist es bis September erst mal wieder zu, wie Burkhart sagt. Denn es gebe noch viel zu tun, bis das Museum dann ab Herbst regelmäßig an Sonntagen geöffnet sein soll: Geplant ist ein gastronomi­sches Angebot namens „Floriansst­üble“und im Keller soll ein Kino eingericht­et werden. Und auch in Sachen Infotafeln und Vitrinen gebe es noch viele Arbeiten zu erledigen.

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FOTO: HEO Urgesteine von Magirus: Peter Burkhart, Mitbegründ­er der Sammlung, neben der „Bayernspri­tze“in den Räumen im Ex-Passigatti-Werk.

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