Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Einsteins Erkenntnisse, einfach erklärt
Mitmach-Ausstellung rund um die Relativitätstheorie begeistert ihre Besucher
ULM (köd) - Im Dezember übernahm die Stadt Ulm die Räume des ehemaligen Sportladens „58“am Münsterplatz. Das erste Projekt dort widmet sich dem 100. Geburtstag der Allgemeinen Relativitätstheorie des in Ulm geborenen Physik-Nobelpreisträgers Albert Einstein. Viel Werbung wurde für „Einstein inside“nicht gemacht und in den letzten Minuten vor Eröffnung der interaktiven MultimediaMitmachausstellung blickte Ingo Bergmann, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit in Ulm, am Donnerstag gespannt zur Tür. Würde das neue Experimentierfeld der Stadt angenommen?
Schon wenige Minuten, nachdem sich die Türen öffneten, probieren Interessierte an allen Stationen der Wander-Mitmachausstellung die Möglichkeiten aus, die die Technologie gibt, um Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie vom Abstrakten ins Vorstellbare zu holen. Die erste, die durch die Tür schreitet, ist Eliane Züllig aus Zürich. Sie und ihr Ehemann Hansueli gingen zufällig am Gebäude des ehemaligen „58“vorbei, ein wenig frustriert, weil sie als eine der letzten Stationen ihrer Deutschlandreise das Museum für Brotkultur hatten besuchen wollen – und feststellen mussten, dass es erst Anfang Juli neu eröffnet wird. Vom Besuch stattdessen bei „Einstein inside“ist das Schweizer Ehepaar sehr angetan. „Ich habe schon viele Modelle zur Raum-Zeit-Krümmung gesehen“, sagt Hansueli Züllig, „aber das hier ist wirklich interessant.“
Zufällig in der Ausstellung landete auch Vivienne Hörmann aus Leutkirch. Die Zwölftklässlerin muss in den nächsten Tagen an ihrem Gymnasium ein Referat über Einstein und die Relativitätstheorie halten und wollte sich in Ulm Stellen ansehen, die einen Bezug zum berühmten Physiker haben. Dann entdeckte sie die Hinweise zur Mitmach-Ausstellung und fotografiert und probiert. „Optisch kommen die Erklärungen zur Relativitätstheorie eindrücklich und verständlich rüber, und das technische Equipment macht auch Spaß“, lobt sie. Eine der ersten Besucherinnen, die sich auf den Sitz wagen, der Gravitationswellen verstehbar machen soll, ist ebenfalls Schülerin. „Das ist eine coole Erfahrung“, berichtet sie nach dem Schüttel-Experiment. „Aber eine Minute würde ich mich nicht draufsetzen.“
Ein Ehepaar steht vor den Schautafeln, die anschaulich zum Thema „Schwarzes Loch“erklären, wie man sich eine halbe Million Erden zusammengequetscht auf eine Kugel von 20 Kilometern Durchmesser vorstellen kann, schneller rotierend als ein Küchenmixer. Überhaupt, Geschwindigkeit: Eines der spannendsten Experimente ist das bei dem man in einer Simulation maximal mit Lichtgeschwindigkeit durch eine Stadt düst. Die Häuser biegen sich, Balken der Fachwerkhäuser erscheinen gekrümmt. Neben dem Experiment schildern Schautafeln und Kurzfilme den Laufzeiteffekt des Lichts und seine Auswirkung auf das, was der Mensch sieht.
Derweil drückt Ingo Bergmann den Startknopf eines Versuchsaufbaus, bei dem der Besucher erfährt, dass im Vakuum die Fallgeschwindigkeit aller Dinge gleich ist. Er sei positiv überrascht vom Besucherandrang, sagt Bergmann. „Der Versuch, die Räume auch an Sonn- und Feiertagen zu öffnen, und die Akzeptanz beim Publikum helfen uns bei der Weiterentwicklung für neue Projekte.“