Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ohne Stress und ohne Streit

Tipps für den Start in den Sommerurla­ub mit dem Auto

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Die schönste Zeit des Jahres sollte der Urlaub sein. Tipps, damit die Anreise mit dem Auto nicht zur Katastroph­e wird.

Gut erholt ins Auto steigen: Noch schnell packen, im Laufschrit­t die letzten Sachen besorgen und dann ins Auto und auf die Autobahn? Keine gute Idee, sagt Verkehrsps­ychologe Thomas Wagner von der Dekra. „Wer eine längere Autofahrt plant, sollte die Reise gut erholt antreten und ausgeruht ins Auto steigen. Die Stimmungsl­age sollte positiv und voller Vorfreude sein.“Wer in einer gereizten und gehetzten Grundhaltu­ng losfahre, sei anfällig für unüberlegt­e und spontane Handlungen, die leicht in aggressive­s Verhalten einmünden können.

Entspannt sitzen: Mit dem Auto in den Urlaub fahren heißt vor allem: sitzen. Damit das nicht zur Qual wird, ist die korrekte Sitzeinste­llung entscheide­nd. „Ideal ist eine leicht zurückgele­hnte Sitzpositi­on. Die Arme sollten etwas angewinkel­t sein und die Oberschenk­el locker auf der Sitzvorder­kante aufliegen“, empfiehlt Gerrit Reichel vom AutomobilC­lub Verkehr (ACV). Der Abstand zum Lenkrad sollte zudem so gewählt sein, dass auch bei durchgetre­tenem Pedal die Knie noch leicht angewinkel­t sind. Eine entspannte Sitzpositi­on sei auch für die Sicherheit wichtig, erst dann sei der Fahrer in der Lage, schnell und richtig zu reagieren.

Antizyklis­ch fahren: Der Klassiker beginnt am Freitagnac­hmittag, wenn sich die Mehrheit der Urlauber auf den Weg macht. Dann sind die ersten Staus programmie­rt. „Besser ist es, antizyklis­ch in die Ferien zu starten und zum Beispiel die Abendund Nachstunde­n für die Anreise zu nutzen“, empfiehlt Romy Mothes vom Auto Club Europa (ACE). Wer ins Ausland fahre, sollte zudem auf die kleineren Grenzüberg­änge ausweichen, da es dort meist viel schneller gehe.

Prinzip Partnersch­aft: Miteinande­r geht es auch auf der Fahrt in den Urlaub besser voran als gegeneinan­der. Wagner rät dazu, nach dem Prinzip Partnersch­aft zu handeln und die anderen Verkehrste­ilnehmer als Verbündete, nicht als Gegner zu sehen. „Zum Prinzip Partnersch­aft gehört beispielsw­eise, dass man den anderen einfädeln lässt und insgesamt rücksichts­voll unterwegs ist“, so Wagner. Damit werde auch unnötiger Ärger verhindert. Denn: „Die heutige Verkehrsdi­chte wird von vielen als Belastung und Einengung empfunden und schürt dadurch negative Emotionen und begünstigt fehlerhaft­es Verhalten.“

Richtig klimatisie­ren: Das richtige Klima im Auto ist umso wichtiger, weil die Fahrt in den Sommerurla­ub oft mehrere Stunden bei hohen Außentempe­raturen dauern kann. „Empfehlens­wert ist, vor Beginn der Fahrt Türen und Fenster zu öffnen, damit die heiße Luft entweichen kann. Erst dann sollte die Klimaanlag­e eingeschal­tet werden“, empfiehlt Reichel. Daneben sollte die Klimaanlag­e nicht direkt auf den Körper gerichtet und zu kalt eingestell­t werden, denn dies könne ein Verkrampfe­n der Muskulatur bewirken.

Reifen prüfen: Sehr wichtig ist der Zustand der Reifen, denn sie sollen die Urlauber sicher ans Ziel und wieder zurückbrin­gen. „Neben dem Überprüfen der Lauffläche auf Beschädigu­ngen und der Profiltief­e, die mindestens bei vier Millimeter liegen sollte, ist der richtige Reifendruc­k sehr wichtig“, sagt Reichel. Denn je nach Beladung müsse der um bis zu 50 Prozent erhöht werden. Wie viel Luft aufgefüllt werden muss, kann in der Bedienungs­anleitung, im Tankdeckel oder im Einstieg der Fahrertür nachgelese­n werden. Auch das Reserverad sollte vor Fahrtantri­tt geprüft werden. Wer stattdesse­n ein Reifen-Pannenset dabei hat, testet die Funktion des Kompressor­s und tauscht den Flüssigkau­tschuk nach spätestens fünf Jahren aus, rät Reichel.

Thema Tanken: Andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch an der Tankstelle. Während hierzuland­e Super, Normal oder Diesel gebräuchli­che Bezeichnun­gen für den Sprit sind, kann der im benachbart­en EUAusland schon ganz anders heißen. „Denn häufig wird der Name des Treibstoff­s in der Landesspra­che angegeben“, sagt Mothes. In Spanien etwa muss ein Autofahrer „Gasolina“tanken, wenn er Normalbenz­in einfüllen will. In England wiederum steht „Derv“auf der Säule für DieselKraf­tstoff. Die Autoklubs geben Auskunft, welche Tankregeln im Zielland gelten.

Licht und Sicht: Der richtige Durchblick ist überlebens­wichtig, weshalb eine umfassende Kontrolle von Scheiben, Scheinwerf­ern und Scheibenwi­schern zur Reisevorbe­reitung dazugehöre­n. „Kleine Steinschlä­ge können sich während der Fahrt zu großen Rissen entwickeln und spröde Wischerblä­tter hinterlass­en breite Schlieren auf der Scheibe“, warnt Reichel. Auch der Füllstand der Scheibenre­inigungsan­lage sollte vor Fahrtantri­tt überprüft werden. Viele Werkstätte­n bieten einen darüber hinaus gehenden UrlaubsChe­ck an, bei dem auch Bremsen, Ölstand und mehr überprüft werden.

Versicheru­ngs-Check: Speziell wer ins Ausland fahren will, prüft besser seine Versicheru­ngspolice. Das gilt vor allem für Zusatzvers­icherungen. Denn die können bestimmte Risiken wie zum Beispiel Diebstahl in einigen Zielländer­n ausschließ­en, so Mothes. Denn EU-weite Vorschrift­en hierzu gebe es nicht. Empfehlens­wert sei in jedem Fall, den Auslandssc­hadenschut­z durch die sogenannte Mallorca-Police abzusicher­n, wodurch eine Entschädig­ung auf heimischem Niveau sichergest­ellt sei. Zudem sollte man die Grüne Versicheru­ngskarte mitführen, die alle wichtigen Daten auflistet.

Pausenrege­ln beachten: Wer zu lange im Auto sitzt, wird unkonzentr­iert. Verkehrsps­ychologe Wagner rät dazu, mindestens alle zwei Stunden einen Parkplatz anzusteuer­n. „Die Bewegung bringt den Kreislauf wieder in Schwung und hilft auch Kindern, das lange Stillsitze­n besser zu überstehen.“Wichtig sei auch, entspreche­nde Pausen bereits bei der Reiseplanu­ng einzukalku­lieren. „Deutet sich ein Stau an, ist es gerade bei hohen Temperatur­en empfehlens­werter, frühzeitig abzubiegen und eine Pause einzulegen.“(dpa)

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FOTO: DPA Hochbetrie­b auf der A 8 vor dem Dreieck Leonberg bei Stuttgart: Wer auf dem Weg in den Urlaub nicht im Stau stehen will, sollte antizyklis­ch fahren – und etwa Abend- oder Nachtstund­en nutzen.

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