Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wo in der Nacht das Zelt erbebt
Fast 500 Besucher feierten fröhlich beim Sält-Festival.
OBERSULMETINGEN - Irgendwann nach Mitternacht kehrt für einen kurzen Moment so etwas wie Ruhe im Festzelt in Obersulmetingen ein. Es ist Sält-Festival, und gerade noch kochte die Menge, schmiss sich zur Punk-Musik von „The Headlines“von einer Seite zur anderen, hüpfte und jubelte.
Dann nimmt die Sängerin aus Schweden das Mikrofon aus der Halterung und stimmt Nenas Evergreen „99 Luftballons“an. Plötzlich klingt es aus Hunderten von Kehlen mit. Die Sängerin verstummt und hält der Menge das Mikrofon entgegen. Gute Stimmung ist vom Anfang des Festivals gegen 20 Uhr bis zum Ende sechs Stunden später die ganze Zeit mit von der Partie.
Noch vor kleinem Publikum spielt die Band „The Hoodlums“auf und bringt die wenigen, die sich bereits direkt vor die Bühne wagen, mit ihrer ausgelassenen Rock’n’Roll-Musik zum Tanzen. Bei der Cover-Version von „Bring my cadillac back“geben Band und Sänger alles und die Zuschauer grölen lautstark mit. Der Leadsänger von Roadstring Army lässt sich vom erst halb gefüllten Zelt nicht unterkriegen: Springt von der Bühne, tanzt am Publikum vorbei, trifft beim Singen trotzdem jeden Ton und wirft sich erschöpft ins Gras.
Inzwischen ist es draußen dunkel geworden. Los Escandalos betreten die Bühne und plötzlich ist die Fläche vor der Bühne voll. Die Menge pogt, klatscht mit und feiert die Musiker aus Laupheim. Die bringen das Publikum mit einer Mischung aus Rock und Ska zum Kochen. „Wir sind zufrieden, alle haben gute Laune, jeder hat Spaß“, meint eine Besucherin aus Rißtissen. „Einfach eine geile Kiste das Festival.“
Jung und Alt im Festzelt
Jung und Alt haben sich im Festzelt versammelt, die einen sitzen im Hintergrund auf Bierbänken und beobachten das Geschehen mit etwas Abstand, aber großer Begeisterung, die anderen sind vorne mit dabei und jubeln den Bands zu. 450 Besucher seien gekommen, schätzen die Veranstalter. Christian Jerg, Sänger von Los Escandalos, moderiert durch den Abend und kündigt die Band „Gruppa Karl-Marx-Stadt“mit den Worten an: „So etwas habt ihr noch nie gesehen.“
Tatsächlich betreten die Jungs aus Chemnitz die Bühne mit einem Sammelsurium an Instrumenten. Saxofon, Posaune, Trompete, Tuba werden im Wechsel gespielt. Leadsänger Alexej nimmt immer wieder eine Bass-Balalaika zur Hand, die so groß ist, dass sie auf dem Boden aufgestützt werden muss. Hatten sich bisher Englisch und Deutsch als Gesangs-Sprache abgewechselt, kommt nun eine weitere hinzu: Russisch – beim Balkanrock .
Dann der Wechsel vom Jogginghosenund Sonnenbrillen-Look zu Nietengürtel und Tattoos: The Headlines aus Schweden sind laut, frech, zeigen vollen Körpereinsatz und recken der Menge auch mal den Mittelfinger entgegen. Die ist nicht mehr zu halten. Kleine geographische Ungenauigkeiten der Sängerin, die sich freut, in Bayern auftreten zu dürfen, sind eine Nebensächlichkeit.
Es ist spät geworden, viele gehen. Die Band 2-Takt Brass spielt vor merklich gelichteten Reihen. Trotzdem: Die Verbliebenen fordern eine Zugabe nach der anderen.