Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ulmer Konzerte feiern Beethoven
Württembergisches Kammerorchester verspricht für die Saison 2019/2020 viel Abwechslung
ULM - Jetzt, da sich die Saison beim Württembergischen Kammerorchester (WKO) langsam dem Ende zuneigt, kann Madeleine Landlinger ein bisschen durchschnaufen. „Es bewegt sich wahnsinnig viel“, sagt die Intendantin der „Heilbronner“, die mit ihren fünf Ulmer Konzerten im Kornhaus seit mehreren Jahren auch das Musikleben an der Donau bereichern. Die wichtigste Veränderung: Seit der Saison 2018/19 hat das WKO mit dem US-Amerikaner Case Scaglione einen neuen Chefdirigenten. Und was für einen! Sie kenne keinen anderen Menschen, der so „dedicated“sei, sagt Landlinger. Ja, in Heilbronn wird jetzt öfter Englisch gesprochen, aber auch die musikalische Sprache des Orchester hat sich erweitert. Frisch, klar und unprätentiös klingt es, wenn der 1982 geborene Scaglione dirigiert.
Das bemerke auch das Publikum, sagt Landlinger, es habe zuletzt „unheimlich viel Feedback“gegeben, positives natürlich. Aber sie gibt auch zu, dass der Wechsel am Pult, das zuvor mit dem impulsiven Ruben Gazarian ebenfalls stark besetzt war, manche Besucher wohl auch abwarten lassen hat. So habe es bei den Ulmer Konzerten zwar wieder einen leichten Anstieg bei den Abonnements gegeben, dennoch stagniere die Entwicklung in der Münsterstadt etwas. „Unser Ziel ist es, mit Abos ausverkauft zu sein“, sagt Landlinger. „Die Hälfte haben wir erreicht.“Den freien Verkauf hinzugerechnet, liege die Auslastung im Kornhaus bei 80 Prozent.
Die Chancen, dass neues Publikum hinzukommt, ist in der kommenden Saison nicht schlecht, widmet sich doch das WKO an drei von fünf Abenden einem Großen: Ludwig van Beethoven, dessen Geburt sich 2020 zum 250. Mal jährt. Und auch die Gäste der Ulmer Abende können sich hören lassen. So spielt beim ersten Konzert (Donnerstag, 17. Oktober) mit Daniel Müller-Schott einer der gefragtesten Cellisten der Gegenwart. Auf dem Programm des von Jan Willem de Vriend geleiteten Abends stehen neben Schumanns Cello-Konzert in a-Moll auch noch Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre und die Sinfonie Nr. 6 des lange Zeit vergessenen „niederländischen Beethoven“Johann Willem Wilms. „Ein richtiges Festkonzert zum Auftakt“, freut sich Landlinger. Noch vielseitiger versprechen die „Weihnachtsraritäten“(Freitag, 20. Dezember) zu werden, bei dem Werke von Barock über Romantik bis hin zu Tango erklingen; Solist ist Vilém Veverka (Oboe), Dirigent Karel Deseure.
„Meisterwerke“erwarten die Zuhörer dann beim ersten Konzert im neuen Jahr (Donnerstag, 13. Februar 2020) – dem ersten der Saison unter dem Dirigat von Case Scaglione. Neben Beethovens Violinkonzert DDur (Solist: Emmanuel Tjeknavorian) bringt das WKO dann auch noch Brahms’ Serenade Nr. 2 A-Dur zu Gehör. „Die haben wir ewig nicht gespielt“, sagt Landlinger.
Musik der „Nordlichter“wie Erkki-Sven Tüür, Arvo Pärt oder Jean Sibelius interpretiert das WKO dann mit Dirigent Risto Joost und Bratschen-Solist Nils Mönkemeyer (Donnerstag, 19. März 2020).
„Feuergeister“lässt das Orchester dann zum Saisonfinale mit Dirigent Scaglione erklingen: mit zwei Werken von Joseph Hadyn und Beethovens zweiter Sinfonie (Donnerstag, 30. April 2020). Solist am Cello ist Edgar Moreau, „ein Wirbelwind, der laut Landlinger „die Musik mit dem ganzen Körper lebt“.