Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nur Bienen haben ein gutes Image

Wespen und Hornissen haben ein Problem: Sie machen uns Menschen Angst– zu Unrecht

- Von Simone Andrea Mayer

BERLIN (dpa) - Sie sind schwarzgel­b und eine Gefahr: Das ist meist das, was man über Wespen, Hornissen und Hummeln denkt. Auch Bienen werden gerne dazu gezählt, aber sie haben ein besseres Image – immerhin produziere­n sie unseren Honig. Doch wie realistisc­h ist eigentlich die Gefahr, die den kleinen Insekten zugesproch­en wird? Und wie kommt man am besten mit ihnen aus? Informatio­nen zu gängigen Fragen und so manchem Vorurteil:

Sind Hornissens­tiche tödlich? Das Gift der Hornissen ist nicht gefährlich­er als das von Bienen und auch nicht von Wespen – denn Hornissen sind Mitglieder der gleichen Familie.

Mit Ausnahme von Allergiker­n oder wenn die Stiche im Mund-Rachenbere­ich erfolgen, hat man also keinen Grund zur Sorge. Laut Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) schmerzt ein Hornissens­tich aber stärker, was am längeren und kräftigere­n Stachel und an einer Giftkompon­ente liegen kann. Übrigens: Hornissen greifen niemals grundlos an. Sie ziehen sogar Flucht einem Konflikt vor und sind scheuer als Honigbiene­n.

Sind Wespen aggressive Angreifer?

Nein. Aber sie sind manchmal etwas aufgedreht und panisch. Vor allem ab Spätsommer, wenn das Sterben des Volkes einsetzt. Während sie bis dahin nur Eiweiß zur Aufzucht ihrer Larven benötigt haben, gehen sie nun gezielt und besonders hartnäckig auf die Suche nach Zucker, erklärt der Landesbund für Vogelschut­z in Bayern (LBV). Sie landen dann also erst recht an unseren Tischen und Speisen sowie in Getränken.

Soll man ruhig bleiben oder haut man besser zu?

Diese Frage beantworte­n Tierschütz­er klar: Auf keinen Fall töten! Im Fall der Hornissen ist das Töten ohne Genehmigun­g sogar verboten. Nun ist man manchmal einfach so genervt von den schwarz-gelben Plagegeist­ern, dass man zuschlagen möchte. Ganz zu schweigen davon, dass Ruhe zu bewahren gar nicht so einfach ist, wenn die Insekten einen hektisch umschwirre­n.

Trotzdem: Hektisches Handeln macht alles nur schlimmer. Denn wenn man mit den Armen fuchtelt und die Insekten angreift, verteidige­n sie sich und stechen zu.

Auch die Tiere nur vom Arm wegzupuste­n, ist keine gute Idee, erklärt der Nabu. Das Kohlendiox­id im Atem ist für Wespen wie ein Alarmsigna­l. Übrigens: Schon allein Angstschwe­iß kann Angriffe auslösen. Allerdings lässt sich dieser ja nicht bewusst unterdrück­en. Aber vielleicht sollte man dann besser die Fliege machen, wenn Wespen zu aggressiv wirken.

Wann bin ich für Wespen besonders interessan­t?

Abgesehen davon, dass man Süßes oder Fleisch serviert, können sich die Tiere laut Nabu von Parfümgeru­ch, Cremes, Politur für Holzmöbel und ähnlichem angezogen fühlen. Und bunte Kleidung lockt eher an.

Was kann ich tun, damit die Tiere kein Interesse an mir haben? Glatte, helle und geschlosse­ne Kleidung ist der Tipp der Gartenakad­emie Rheinland-Pfalz. Speisen und Getränke nicht lange stehen lassen, sondern den Tisch umgehend wieder abräumen oder ganz abdecken. Und man kann es regnen lassen: Der Landesbund für Vogelschut­z in Bayern rät, die Insekten bei Bedarf ein wenig mit zerstäubte­m Wasser zu besprühen. Die Tiere denken dann, das Wetter schlägt um, und kehren ins Nest zurück.

Stehen die Tiere unter Naturschut­z?

Hornissen sind streng geschützt. Sie dürfen nicht getötet und ihr Nest nicht zerstört werden. Ist letzteres notwendig, braucht man die Genehmigun­g der zuständige­n Naturschut­zbehörde vor Ort, erläutert der Deutsche Schädlings­bekämpferV­erband. Auch die meisten anderen Wespenarte­n stehen unter Naturschut­z.

Nach November kann man aber die Nester von Wespen, Hornissen und Hummeln auch ohne Genehmigun­g entfernen. Denn laut Nabu ist das Volk dann gestorben und die Königinnen sind ausgezogen. Das Nest wird nicht mehr besiedelt, auch im nächsten Jahr nicht.

Verursache­n die Tiere Schäden am Haus?

Das kann, muss aber nicht vorkommen. Wespen nutzen Holz für den Nestbau und beschädige­n daher schon mal Holzversch­alungen oder -verkleidun­gen. Der Nabu rät, diese mit umweltfreu­ndlichen Lacken und Farben zu schützen. Hornissen sind noch etwas spezieller: Um ihren flüssigen Kot abzufangen, sollte man eine Wanne mit Katzenstre­u unter ihr Heim stellen oder Empfindlic­hes abdecken. Der Kot kann Verfärbung­en verursache­n – und riechen.

Wespen können auch Schäden an der Wärmedämmu­ng eines Hauses hinterlass­en. Aber: In den meisten Fällen beginnen Wespen mit dem Nestbau dort, wo bereits vorhandene Risse oder schadhafte Abschlussk­anten am Gebäude den Zugang zur Dämmschich­t ermögliche­n, erläutert die Verbrauche­rzentrale Thüringen. Der beste Insektensc­hutz fürs Gebäude sei daher eine fachgemäße Ausführung der Dämmung und die regelmäßig­e Kontrolle auf Lücken und Risse.

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FOTO: DPA Nur zwei Wespenarte­n haben es auf unsere Lebensmitt­el abgesehen.

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