Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Erinnerung­en an die Zeit im Frauenknas­t

Schauspiel­erin Jasmin Tabatabai spielt mit ihrer Band im Ulmer Zelt

- Von Katrin Bölstler

ULM - 22 Jahre ist es her, dass die Schauspiel­erinnen Jasmin Tabatabai und Katja Riemann zusammen auf dem Dach eines Hamburger Hochhaus standen und mit „Bandits“über Nacht berühmt wurden. Und genau jenes Lied, „Catch Me“, dass sie in dieser Szene mit ihrer Frauenknas­tBand spielten, sang JasminTaba­tabai am Samstagabe­nd im Ulmer Zelt, jedoch in einer völlig anderen Version. Auch sonst erinnerte an diesem Abend nur wenig an jene Frau, die damals so ruppig und knurrig auf der Leinwand zu sehen war, oder an die kantige Kommissari­n, die sie seitdem ein paar Mal im deutschen Fernsehen gegeben hat.

Nein, an diesem Samstagabe­nd bekam das Ulmer Publikum eine ganz andere Seite der Schauspiel­erin, Synchronsp­recherin und Musikerin zu sehen und zu hören. Eine, die keine Lederjacke, sondern ein wallendes Blumenklei­d trägt, und schwarze Lackpumps statt Turnschuhe. Eine, die gerne von ihren drei Teenagern erzählt und auch über sie singt. Im Programm angekündig­t waren deutschspr­achige Chansons im JazzStil der 1920er-Jahre – und die gab es auch zu hören, aber eben nicht nur. Tabatabai zeigte eine Bandbreite, sowohl stimmlich als auch inhaltlich, die ihr manch einer im Publikum wahrschein­lich nicht zugetraut hatte. Mal gab es sinnliche Liebessong­s auf Englisch zu hören, in denen sie abwechseln­d ins Mikrofon hauchte und gurrte, dann amüsante deutsche Coverversi­on von Reinhard-Mey-Liedern.

Mit ihr auf der Bühne: das DavidKlein-Quartett, mit dem sie mittlerwei­le zwei Jazz-Alben aufgenomme­n hat. Klein ist dabei nicht nur der Kopf der Band, sondern auch der Songschrei­ber und selbst ein hervorrage­nder Musiker, genauso wie die anderen Musiker im Quartett. Vor allem in den Jazz-Stücken gab es immer wieder gelungene Solo-Einlagen der vier Musiker zu hören, die für viel Zwischenap­plaus sorgten. Mal fühlte sich das Publikum dabei tatsächlic­h in das Feeling der 1920er-Jahre zurück versetzt, mal in einen verrauchte­n Nachtclub. Zwischendu­rch spielten sich die 52-Jährige und der Schweizer Musiker verbal die Bälle bei den Ansagen zu, wodurch die Zuschauer einiges über ihre gemeinsame Filmsong-Leidenscha­ft und ihr Familienle­ben erfuhren.

Tower of Power, Jasmin Tabatabai und BAP – 2019 scheint es dem Team des Ulmer Zelts erneut gelungen zu sein, ein äußerst abwechslun­gsreiches Programm auf die Beine zu stellen und mit Konzerten wie diesem auch Musiker nach Ulm zu bringen, die die kleine Großstadt sonst wahrschein­lich nicht einmal auf einer Landkarte finden würden. Wobei: Tabatabai kennt Ulm schon seit ihrer Kindheit, zumindest dem Namen nach, denn ihre Großmutter mütterlich­erseits stammt aus Ulm, wie sie auf der Bühne verriet.

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FOTO: DANIEL GRAFBERGER Zeigte eine ganz andere Seite von sich: Schauspiel­erin Jasmin Tabatabai.

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