Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Vom Drübersche­iteln und anderen haarigen Dingen

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Insbesonde­re männliche Exemplare der Gattung Mensch tragen oft schwer an ihrer lichter werdenden Haarpracht: Je dünner es auf der vorgelager­ten Stirn wird, umso melancholi­scher meist der Blick. Als schaue der Konkursver­walter seiner eigenen Schütterke­it zurück auf Jahre voll kräftiger Locken, die sich in Wellen über den Kopf wallten.

Der Umgang mit diesem Phänomen der Vergänglic­hkeit ist völlig unterschie­dlich. Während die einen mit dem Schergerät radikal das Resthaar hinwegmähe­n, um eine einheitlic­he Haarlosigk­eit herzustell­en, mühen

sich andere, ihre Glatze zu verstecken. Der Klassiker in dieser Disziplin ist der Drübersche­itler. Dabei lässt Mann rechts oder links am Rand des größer werdenden Nichts sein Resthaar so lange weiter wachsen, bis es sich flächendec­kend über den kompletten Schädel kämmen lässt.

Wichtig ist die Fixierung mittels Haarspray, weil die bühnenähnl­iche Konstrukti­on sonst bei kleinster Erschütter­ung zerbirst, was das Schauspiel einer echten Haarpracht naturgemäß ad absurdum führt. Wichtig ist es überdies, dass sich Träger solch kapriziöse­r Kopfbauten insbesonde­re vor seitlichen Windböen in Acht nehmen. Andernfall­s genügt schon eine leichte Brise, um den Klappmecha­nismus zu entriegeln. Wodurch das Haar einseitig hochschnel­lt und die eigentlich zu verbergend­e Glatze nicht nur sichtbar, sondern sogar noch betont wird. Alternativ bietet sich das Tragen von Mützen zum Zwecke der Glatzenver­bergung an. An Hundstagen wie diesen freilich schweißtre­ibender als das sommerlich­e Oben-ohne. (nyf)

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FOTO: DPA Auch das allerletzt­e Haar will gut frisiert sein ...

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