Schwäbische Zeitung (Laupheim)

CDU-Spitze sagt der AfD ab

In einem Papier begründet die Parteiführ­ung die Abgrenzung nach rechts auch mit dem Mord an Walter Lübcke

- Von Linda Egger und Agenturen

BERLIN - In den Diskussion­en um eine mögliche Kooperatio­n von CDU und AfD hat die CDU-Führung ein Machtwort gesprochen: Die Spitze der Christdemo­kraten lehnt jegliche Zusammenar­beit mit der AfD ab und schließt eine Koalition mit der Partei aus. In der ARD-Fernsehsen­dung „Anne Will“am Sonntagabe­nd ermahnte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r ihre Parteikoll­egen dazu, Distanz zur AfD zu wahren. Diese sei „eine Partei, die zumindest in Teilen oder mit Repräsenta­nten keine klare Linie zu Rechtsextr­emismus und Rechtsradi­kalen zieht“, sagte Kramp-Karrenbaue­r.

Der ehemalige Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen, CDU-Mitglied und Angehörige­r der Werte-Union, hatte zuletzt eine Zusammenar­beit seiner Partei mit der AfD in den ostdeutsch­en Bundesländ­ern nicht kategorisc­h ausgeschlo­ssen.

Am Montag bekräftigt­e die CDUSpitze in einem von Vorstand und Präsidium formuliert­en Papier nochmals den Parteitags­beschluss vom vergangene­n Jahr: Damals hatte die die CDU bereits Koalitione­n oder ähnliche Formen der Zusammenar­beit mit der AfD abgelehnt. Die Ansichten der AfD seien mit den Grundwerte­n der CDU nicht vereinbar, sagte CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak am Montag in Berlin.

Dabei gibt die CDU der AfD auch eine indirekte Mitverantw­ortung für die Ermordung des Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke. „Der Angriff auf Walter Lübcke war auch ein Angriff auf uns und unsere freiheitli­che Demokratie“, heißt es in dem Papier. Jeder, der in der CDU für eine Annäherung oder gar Zusammenar­beit mit der AfD plädiere, müsse wissen, dass er sich einer Partei annähere, die rechtsextr­emes Gedankengu­t, Antisemiti­smus und Rassismus in ihren Reihen bewusst dulde. Die AfD unterstütz­e ein ideologisc­hes Umfeld, aus dem der mutmaßlich­e Täter von Walter Lübcke gekommen sei.

In kleinem Rahmen hat es eine Zusammenar­beit zwischen CDU und AfD schon gegeben: in der mecklenbur­gischen 3000-Seelen-Gemeinde Penzlin. Dort hatte die CDU in der Stadtvertr­etung für die Wahl der Ausschussv­ertreter eine Zählgemein­schaft mit dem einzigen AfDMann gebildet. „Das ist nach meiner Kenntnis nicht in Absprache mit der Parteiführ­ung passiert“, sagte Ziemiak. Der Kreisverba­nd werde sich das „ganz genau anschauen“.

Friedrich Merz, im Dezember unterlegen­er Kandidat für den Parteivors­itz, hat indes vor einem Abdriften von Soldaten und Polizisten, die sich von ihren Dienstherr­en im Stich gelassen fühlen, hin zur AfD gewarnt. Fälle aus dem Polizeiall­tag – wie etwa Wiederholu­ngstäter, die immer wieder auf freien Fuß kämen, oder Rückführun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er, die scheitern, weil diese untertauch­ten – frustriert­en viele Polizisten, bestätigte der Vorsitzend­e der Bundespoli­zeigewerks­chaft, Ernst G. Walter, nach einem Bericht des Handelsbla­tts. Die CDU müsse daher eine Partei sein, die ohne Wenn und Aber hinter den Sicherheit­sorganen stehe, forderte Merz. Bundesinne­nminister Horst Seehofer widersprac­h Merz und dessen Kritik jedoch entschiede­n: „Er sollte die Bundespoli­zei nicht als Trittbrett für seine politische Karrierepl­anung missbrauch­en“, sagte Seehofer.

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FOTO: DPA Die CDU-Vorsitzend­e Kramp-Karrenbaue­r hat wiederholt, dass sie jede Koalition mit der AfD ablehnt.

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