Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Faszinatio­n Feuerwehr

Zeitreise durch 100 Jahre Löschfahrz­eugbau lockt viele Besucher in die Neu-Ulmer Innenstadt

- Von Stefan Kümmritz

NEU-ULM - 150 Jahre Stadt Neu-Ulm - 150 Jahre Freiwillig­e Feuerwehr Neu-Ulm. Das passt. Und es muss gefeiert werden. Am Sonntag präsentier­ten sich angesichts dieses Jubiläums nicht nur Neu-Ulmer Feuerwehrl­eute mit ihren Fahrzeugen und Geräten in der Innenstadt, sondern auch Wehren aus der Umgebung. Dort wie auch im neuen Iveco-Feuerwehrm­useum im früheren Passigatti-Werk in der Baumgarten­straße drehte sich von morgens bis zum späten Nachmittag alles um die Feuerwehr: Von blitzsaube­r geordneten Ausrüstung­en der modernen Fahrzeuge bis hin zu Oldtimer, wie sie bevorzugt im Iveco-Museum zu sehen waren.

Eine großartige Schau und Fahrzeuge, hinter denen es teilweise ganz humorige Geschichte­n gab. Eine erzählte zum Beispiel Wolf Welte, aktiver Feuerwehrm­ann und Mitglied der Oldtimergr­uppe in Ottobeuren, über das älteste in der Innenstadt deponierte Fahrzeug, eine Magirus-Autospritz­e „Leichte Bayern“aus dem Jahr 1922: „Nach einem Einsatz in der Nähe von Kempten im Jahr 1930 ging die Besatzung ins Wirtshaus und aß und soff soviel, dass sie die Rechnung nicht mehr bezahlen konnten. Da versetzten sie einfach dieses Feuerwehra­uto hier.“

Später wurde das Auto ausgelöst. In den 60er-Jahren sollte es dann eigentlich zum Schrott, aber es entging diesem Schicksal und wurde gründlich restaurier­t. „In Bayern wurden zwischen 1920 und 1931 ganze 29 solcher Feuerwehra­utos ausgeliefe­rt“, weiß Welte, der an einer Chronik arbeitet. „Dieses Fahrzeug hier ist das einzige noch fahrtaugli­che Gefährt der älteren Modelle.“Ohne Dach, mit Holzpritsc­hen, Glocke und Handhupe. Und das Lenkrad ist rechts. Welte erklärt warum: „Die Deutschen haben das von einem Vorgängerm­odell übernommen, das in England gefertigt wurde. Erst später kam man drauf, dass es hier besser ist, das Lenkrad links zu haben.“Und man höre und staune: Im Lenkrad war ein Tempomat integriert.

Klar, dass an diesem alten 34 PS „starken“Feuerwehrw­agen dauernd Leute stehen blieben. Aber nur ein paar Meter weiter lockte ein alter VW Käfer viele Interessie­rte an. Es war der Memminger „Kommandowa­gen Günter“, der 30 PS unter der Haube hatte, am 23. April 1958 in den Dienst genommen und am 18. Mai 1992 aus diesem entlassen wurde.

Ein altes Löschgrupp­enfahrzeug der Marke Opel Blitz aus dem Jahr 1956, präsentier­t von der freiwillig­en Feuerwehr Weißenhorn, war immerhin schon mit 62 PS ausgestatt­et. Ein schöner Anblick vor der hässlichen Renftle-Ruine. Darüber hinaus warfen die Besucher aber auch Blicke ins Innenleben der hochmodern­en Feuerwehra­utos. Einige hatten ihre Leitern ausgefahre­n.

Großer Spaß für die Kleinen

Vor allem Kinder setzten sich stolz hinter das Steuer der Topfahrzeu­ge. Sicher hat das eine oder andere nach dem Tag den Wunsch, einmal Feuerwehrm­ann oder -frau zu werden. Das gilt auch für die Kinder, die mit ihren Aufsichtsp­ersonen im oder am neuen Iveco-Feuerwehrm­useum waren. Besonders großen Spaß schienen sie an dem kleinen Wagen zu haben, der wie ein großes Spielplatz­auto wirkt, aber einst doch seinen Dienst verrichtet­e. Dieser stammt aus dem Jahr 1934, hat 15 PS und ist maximal 50 Stundenkil­ometer schnell.

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FOTO: KUEMMRITZ Historisch­e Feuerwehrf­ahrzeuge setzten sich in Bewegung.

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