Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Faszination Feuerwehr
Zeitreise durch 100 Jahre Löschfahrzeugbau lockt viele Besucher in die Neu-Ulmer Innenstadt
NEU-ULM - 150 Jahre Stadt Neu-Ulm - 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Neu-Ulm. Das passt. Und es muss gefeiert werden. Am Sonntag präsentierten sich angesichts dieses Jubiläums nicht nur Neu-Ulmer Feuerwehrleute mit ihren Fahrzeugen und Geräten in der Innenstadt, sondern auch Wehren aus der Umgebung. Dort wie auch im neuen Iveco-Feuerwehrmuseum im früheren Passigatti-Werk in der Baumgartenstraße drehte sich von morgens bis zum späten Nachmittag alles um die Feuerwehr: Von blitzsauber geordneten Ausrüstungen der modernen Fahrzeuge bis hin zu Oldtimer, wie sie bevorzugt im Iveco-Museum zu sehen waren.
Eine großartige Schau und Fahrzeuge, hinter denen es teilweise ganz humorige Geschichten gab. Eine erzählte zum Beispiel Wolf Welte, aktiver Feuerwehrmann und Mitglied der Oldtimergruppe in Ottobeuren, über das älteste in der Innenstadt deponierte Fahrzeug, eine Magirus-Autospritze „Leichte Bayern“aus dem Jahr 1922: „Nach einem Einsatz in der Nähe von Kempten im Jahr 1930 ging die Besatzung ins Wirtshaus und aß und soff soviel, dass sie die Rechnung nicht mehr bezahlen konnten. Da versetzten sie einfach dieses Feuerwehrauto hier.“
Später wurde das Auto ausgelöst. In den 60er-Jahren sollte es dann eigentlich zum Schrott, aber es entging diesem Schicksal und wurde gründlich restauriert. „In Bayern wurden zwischen 1920 und 1931 ganze 29 solcher Feuerwehrautos ausgeliefert“, weiß Welte, der an einer Chronik arbeitet. „Dieses Fahrzeug hier ist das einzige noch fahrtaugliche Gefährt der älteren Modelle.“Ohne Dach, mit Holzpritschen, Glocke und Handhupe. Und das Lenkrad ist rechts. Welte erklärt warum: „Die Deutschen haben das von einem Vorgängermodell übernommen, das in England gefertigt wurde. Erst später kam man drauf, dass es hier besser ist, das Lenkrad links zu haben.“Und man höre und staune: Im Lenkrad war ein Tempomat integriert.
Klar, dass an diesem alten 34 PS „starken“Feuerwehrwagen dauernd Leute stehen blieben. Aber nur ein paar Meter weiter lockte ein alter VW Käfer viele Interessierte an. Es war der Memminger „Kommandowagen Günter“, der 30 PS unter der Haube hatte, am 23. April 1958 in den Dienst genommen und am 18. Mai 1992 aus diesem entlassen wurde.
Ein altes Löschgruppenfahrzeug der Marke Opel Blitz aus dem Jahr 1956, präsentiert von der freiwilligen Feuerwehr Weißenhorn, war immerhin schon mit 62 PS ausgestattet. Ein schöner Anblick vor der hässlichen Renftle-Ruine. Darüber hinaus warfen die Besucher aber auch Blicke ins Innenleben der hochmodernen Feuerwehrautos. Einige hatten ihre Leitern ausgefahren.
Großer Spaß für die Kleinen
Vor allem Kinder setzten sich stolz hinter das Steuer der Topfahrzeuge. Sicher hat das eine oder andere nach dem Tag den Wunsch, einmal Feuerwehrmann oder -frau zu werden. Das gilt auch für die Kinder, die mit ihren Aufsichtspersonen im oder am neuen Iveco-Feuerwehrmuseum waren. Besonders großen Spaß schienen sie an dem kleinen Wagen zu haben, der wie ein großes Spielplatzauto wirkt, aber einst doch seinen Dienst verrichtete. Dieser stammt aus dem Jahr 1934, hat 15 PS und ist maximal 50 Stundenkilometer schnell.