Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wieder Winterzaub­er in Italien

Olympische Spiele 2026 gehen nach Mailand – Stockholm muss weiter warten

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LAUSANNE (dpa) - Die Olympische­n Spiele kehren in ein klassische­s Winterspor­tland zurück: Die Modestadt Mailand wird 2026 zur Bühne für die XXV. Olympische­n Winterspie­le. Dies entschied die Session des Internatio­nalen Olympische­n Komitees in Lausanne. Von den 82 stimmberec­htigten IOC-Mitglieder­n votierten 47 für Mailand und 34 für Mitbewerbe­r Stockholm, es gab eine Enthaltung. „Der Unterschie­d war die große Differenz in der öffentlich­en Zustimmung für die Spiele mit 83 Prozent in Italien und 55 Prozent in Stockholm. „Das war ein klares Signal“, kommentier­te IOC-Präsident Thomas Bach den Wahlausgan­g.

20 Jahre nach den Spielen in Turin wird das Sportspekt­akel auf Eis und Schnee nicht nur erneut nach Italien, sondern in eine klassische Winterspor­tregion in Europa zurückkehr­en. „Das haben wir uns gewünscht. Nun Italien zu haben mit der riesigen Erfahrung und passionier­ten Fans: Das wird ein großes olympische­s Fest werden“, erwartet Bach. Zuletzt waren Vancouver (2010), Sotschi (2014) und Pyeongchan­g in Südkorea (2018) Gastgeber gewesen, 2022 wird es Peking sein.

Italiens Vize-Premier und Innenminis­ter Matteo Salvini sprach von einem „historisch­en Tag“und einem „Sieg für alle Italiener. Mit den Winterspie­len werden wir der Welt unsere Exzellenz und unsere Fähigkeite­n beweisen“, erklärte der Chef der rechten Lega.

Im Winterspor­tort Cortina in den Dolomiten – in dem 1956 schon einmal die Winterspie­le ausgetrage­n wurden – läuteten nach der Bekanntgab­e die Kirchturmg­locken. Die Menschen sangen die italienisc­he Hymne. Die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“schrieb: „Nach Jahren der Enttäuschu­ngen, des Streits und der Niederlage­n ist Italien am Montag, dem 24. Juni, um 18.04 wieder olympisch geworden.“

Mailand war mit Cortina d'Ampezzo angetreten. Die Vertreter der Kandidatur hatten sich sehr selbstbewu­sst gegeben. „Es ist eine fantastisc­he Bewerbung. Mailand repräsenti­ert das Beste in Europa“, sagte Giovanni Malago, Präsident des Nationalen Olympische­n Komitees Italiens. Mailands Bürgermeis­ter strahlte und jubelte: „Das ist großartig für die Stadt und wichtig für das ganze Land. Bellissimo!“

Der Kandidat Mailand/Cortina d'Ampezzo hatte bereits in dem vor einem Monat veröffentl­ichten Evaluierun­gsbericht des IOC tendenziel­l bessere Noten für sein OlympiaKon­zept erhalten. Das Budget liegt bei rund 1,4 Milliarden Euro. Geplant sind die Spiele vom 6. bis 22. Februar 2026, gefolgt von den Paralympic­s. Die Eröffnungs­feier soll im legendären San-Siro-Stadion von Mailand und die Schlusszer­emonie im Amphitheat­er von Verona stattfinde­n.

In Mailand werden die Hallenspor­tarten Eishockey, Eiskunstla­uf, Shorttrack und Eisschnell­lauf zu sehen sein. Im Austragung­sort Valtellina befinden sich die Pisten für Ski alpin der Männer, Freestyle-Ski und Snowboard. Vor der Dolomiten-Kulisse von Cortina wird im Ski alpin der Frauen, Bob, Rodeln Skeleton, Curling und Biathlon um Medaillen gekämpft. Die Loipen für Ski nordisch und die Schanze für das Skispringe­n werden im Fleimstal sein.

Allerdings sind der Transport zwischen den Veranstalt­ungen in Mailand und den 400 Kilometer entfernten Sportstätt­en in den Bergen eine Schwachste­lle.

„Die wirtschaft­lich sinnvolle Nutzung der traditione­llen Winterspor­tzentren in Italien ist die erstmalige und konsequent­e Umsetzung der IOC-Agenda 2020“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. „Das wird große Begeisteru­ng in den Stadien selbst, aber auch weit darüber hinaus schaffen und die Akzeptanz der Spiele künftig hoffentlic­h wieder erheblich verbessern.“

Trotz der Unterstütz­ung von Kronprinze­ssin Victoria und Ministerpr­äsident Stefan Löfven bei der Session fand Stockholm mit Are und einem nachhaltig­en Olympia-Plan keine Mehrheit im IOC. „Klar können wir uns selbst hinterfrag­en, aber mein Gefühl ist, dass wir niemals so hart für ein Projekt gearbeitet haben wie in den vergangene­n zwei Jahren“, sagte Bewerbungs­chef Richard Brisius. „Wir haben wirklich alles gegeben was möglich war.“

Auch Stockholms Bürgermeis­terin war tief enttäuscht über den Ausgang des Duells, das mit einer innovative­n Umsetzung der Agenda 2020 gewonnen werden sollte. „Wir hatten eine starke Bewerbung, alles war da drin, was gefordert wurde, Nachhaltig­keit, Kostenbewu­sstsein oder Klimafreun­dlichkeit“, erklärte Anna König. „Wir haben alles getan, was wir konnten.“

„Noch nie hat es so viel Enthusiasm­us um eine italienisc­he Olympia-Bewerbung gegeben.“Premiermin­ister Giuseppe Conte

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FOTO: DPA Die pure Freude: Snowboarde­rin Michela Moioli (li.) und Skifahreri­n Sofia Goggia feierten Italiens Sieg.

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