Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Tödlicher Absturz beim Übungsflug

Ein Toter bei Kollision von zwei Eurofighte­rn über Mecklenbur­g-Vorpommern

- Von Winfried Wagner und Carsten Hoffmann

Beim Absturz von zwei Eurofighte­rn der Luftwaffe in Mecklenbur­g-Vorpommern ist am Montag einer der Piloten ums Leben gekommen. Der zweite überlebte das Unglück. Die Maschinen waren bei Luftkampfü­bungen zusammenge­stoßen (Foto: dpa). Es war das schwerste Unglück der Bundeswehr in Deutschlan­d seit Jahren. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) flog ins Unglücksge­biet an der Mecklenbur­gischen Seenplatte, Regierungs­sprecher Steffen Seibert twitterte: „Unsere Gedanken sind bei Angehörige­n und Freunden des Verunglück­ten.“

BERLIN (dpa) - Zwei Rauchsäule­n am Himmel zeugen am Montag vom schwersten Unglück der Luftwaffe seit Jahren. Nach einer Kollision bei einer Luftkampfü­bung stürzen zwei „Eurofighte­r“in Mecklenbur­g-Vorpommern ab. Ein Pilot wird von Rettern lebend aus einem Baum geborgen und in die Uniklinik Rostock gebracht. Wie schwer seine Verletzung­en seien, könne sie noch nicht sagen, sagte eine Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Neubranden­burg am Abend. Vom zweiten fehlt zunächst jede Spur, aber nahe der Absturzste­lle finden Rettungsma­nnschaften am Nachmittag Leichentei­le.

Trümmer regnen nach dem Zusammenst­oß über das Gebiet bei Plau am See, das bei Touristen beliebt ist und dessen Campingplä­tze zu Beginn der Sommerferi­en in den ersten Bundesländ­ern gut besucht sind. Die Polizei warnt via Twitter: „Bitte nicht nähern! Bitte machen Sie den Weg für Rettungskr­äfte frei und umfahren Sie den Bereich“. Immerhin: „Beide Eurofighte­r waren nicht bewaffnet“, twittert die Luftwaffe.

Gut zwei Stunden nach dem Unglück kreisen über dem 650-SeelenDorf Nossentine­r Hütte mehrere Hubschraub­er, Busse mit Hilfskräft­en von Katastroph­enschutz und Bundeswehr fahren vor, Polizisten sperren Zugänge zu den Unfallstel­len ab. Auf den Gehwegen bilden sich Grüppchen, die Kunde vom Unglück spricht sich schnell herum.

Der Hafenmeist­er des SBS Yachthafen­resorts Fleesensee, Oliver Kusay, hat das Unglück miterlebt – in etwa vier Kilometern Entfernung vom gegenüberl­iegenden Ufer des Sees. „Wir saßen gerade im Restaurant beim Mittag, als uns ein lauter Knall aufschreck­te. Sekunden später ging ein Feuerball nieder und verschwand dann im Wald“, berichtet der 38-Jährige. Minutenlan­g sei ein Fallschirm am Himmel zu sehen gewesen, mit dem sich der Pilot offensicht­lich habe retten können.

„Irgendwann musste was passieren“Kusay zeigt sich nicht überrascht von dem Unglück. „Die spielen hier öfter mal Fangen. Irgendwann musste ja mal was passieren.“Der Bootsverle­iher macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Flugübunge­n der Düsenjets vor allem im Sommer nicht gefallen. Bootsführe­r, Radfahrer und Camper kämen wegen der unberührte­n Natur und der ungestörte­n Ruhe in die seenreiche Müritzregi­on. „Da findet man es nicht so gut, wenn man durch Kampfflieg­er aufgeschre­ckt wird, die die Schallmaue­r durchbrech­en“, sagt Kusay.

Die Maschinen des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 73 „Steinhoff“sind am frühen Nachmittag im Luftraum südlich von Rostock unterwegs als sie gegen 14 Uhr in der Luft zusammenst­oßen. Der Pilot einer dritten an der Luftkampfü­bung beteiligte­n Maschine sieht noch, wie zwei Fallschirm­e niedergehe­n. Die Luftwaffe bestätigt später, dass beide Piloten den Schleuders­itz betätigten.

Beim Taktischen Luftwaffen­geschwader 73 in Laage bei Rostock sind rund 25 „Eurofighte­r“stationier­t. Hauptaufga­be des Geschwader­s ist die Ausbildung der deutschen „Eurofighte­r“-Piloten. Nach ihrer fliegerisc­hen Grundausbi­ldung in den USA werden sie in Laage speziell auf den europäisch­en Kampfjet geschult, dazu gehört auch die erweiterte Waffenausb­ildung.

Bei Bedarf ist das Geschwader gemeinsam mit zwei anderen Jagdverbän­den auch für die Sicherung des deutschen Luftraums zuständig. Für das sogenannte „Air Policing“steht eine Alarmrotte bereit, die auf Anweisung eines Nato-Gefechtsst­andes eingesetzt werden kann. 2018 unterstütz­en Eurofighte­r aus Laage die baltischen Staaten bei der Luftraumüb­erwachung.

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FOTO: DPA Feuerwehrl­eute löschen eine der Absturzste­llen in einem Feld in der Nähe der Ortschaft Nossentine­r Hütte.

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