Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das ist doch Zensus!

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Der Central Park in New York galt früher als gefährlich­es Pflaster. „Der Park, tagsüber so belebt wie beliebt, wird bei Nacht gespenstis­ch“, hieß es vor 21 Jahren in einer „Spiegel“-Reportage.

Doch es besteht Anlass zur Hoffnung, dass es nicht mehr so schlimm ist: 2373 Grauhörnch­en haben in dem rund 350 Hektar großen Park in Manhattan ihr Zuhause. Herausgefu­nden hat das der Verein „Squirrel Census“, also „Eichhörnch­en-Zensus“. Mehr als 300 Freiwillig­e haben im Oktober vergangene­n Jahres elf Tage lang Tierchen gezählt. Gut, dass das mal

jemand geklärt hat. Vorwürfe, die Untersuchu­ng gehöre in die Rubrik „Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat“, weisen die Puscheltie­rzähler vehement zurück. Schließlic­h interessie­rt Touristen brennend, wie die Chancen stehen, ein solches Tier mit auf dem Selfie zu haben.

Unbeantwor­tet bleiben aber viel wichtigere Fragen, so etwa: Wie steht es um die Fitness der Tierchen? Es ist kaum davon auszugehen, dass die Grauhörnch­en im Central Park übertriebe­n lang Nahrung suchen müssen. Nüsse nehmen sie vielleicht noch als Bestandtei­l von Touri-Schokorieg­eln zu sich. Da leidet der BMI und es darf gemutmaßt werden, dass New Yorker Grauhörnch­en kaum einen Baum erklimmen können.

Das Grauhörnch­en, das in Europa unbeliebt ist, weil es das einheimisc­he Eurasische Eichhörnch­en etwa in England verdrängt hat, ist übrigens kein purer Sympathiet­räger. In seiner Gefräßigke­it schreckt es sogar vor dem Verzehr von Jungvögeln und vor Kannibalis­mus nicht zurück. Der Central Park bleibt also wohl doch gefährlich­er als gedacht. (dre)

 ?? FOTO: TIM BRAKEMEIER ?? Das Grauhörnch­en, der Donald Trump unter den Tieren: gefräßig und aggressiv.
FOTO: TIM BRAKEMEIER Das Grauhörnch­en, der Donald Trump unter den Tieren: gefräßig und aggressiv.

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