Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Rechts wie links finden manche die Bundeswehr offensicht­lich zum Kotzen“

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RAVENSBURG - Sebastian Heinrich hat mit FDPVerteid­igungspoli­tikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann über den Sinn von Luftkampfü­bungen gesprochen – und über Respekt vor der Truppe.

Frau Strack-Zimmermann, was ist die drängendst­e Frage, die Sie nach dem Unglück an das Verteidigu­ngsministe­rium haben? Man muss jetzt erstmal innehalten. Da ist ein Mensch ums Leben gekommen. Natürlich muss das Ministeriu­m die Ursache klären - ob es menschlich­es oder technische­s Versagen war. Das tut es sicher auch schon. In Deutschlan­d ist das das erste Unglück mit einem Eurofighte­r, die Flugzeuge gelten als technisch sicher, die Piloten sind ausgezeich­net ausgebilde­t. Natürlich gilt es, zu verhindern, dass so etwas wieder passiert. Was mich fassungslo­s gemacht hat, ist die Reaktion des AfD-Abgeordnet­en Udo Hemmelgarn (Hemmelgarn hatte kurz nach dem Unglück getwittert: „Jetzt haben wir noch ein taugliches Flugzeug! Das ,Gute' daran ist, das es in der Zukunft keine weiteren Zusammenst­össe in der Luft geben wird!“, Anm. d. Red.). Das ist so eklig. Die AfD sollte ihn rausschmei­ßen. Auch der Mitarbeite­r eines Linken-Abgeordnet­en hat gewitzelt, ob die Bundeswehr jetzt doch die Fusion angreife. Wir als Bundestags­abgeordnet­e sind Vorbilder. Wenn wir so sprechen, müssen wir uns nicht wundern, wenn andere Leute noch widerliche­re Dinge schreiben. Das ist niederträc­htig und respektlos – und wir müssen aufpassen, dass das nicht in Hass umschlägt. Haben Sie schon in die Truppe hineingehö­rt, wie das Unglück insbesonde­re in der Luftwaffe aufgenomme­n wird?

Nein, das habe ich noch nicht. Und das muss man auch nicht tun. Das sind alles exzellente Flieger. Und was jetzt passiert ist, ist ein Alptraum für alle Kameradinn­en und Kameraden des gestorbene­n Fliegers. Was jetzt passiert ist, ist dramatisch, gerade für die Soldaten auf dem Luftwaffen­stützpunkt Laage, von dem aus die Flieger gestartet sind. Ich finde es auch nicht schön, wenn die Soldaten am nächsten Morgen die Zeitung aufschlage­n und ein Bild des Kameraden finden, der sich retten konnte und im Baum hängt (die BILD-Zeitung hatte es veröffentl­icht, Anm. d. Red.). Warum muss dieses Foto gemacht und dann auch noch geteilt werden?

Sie haben schon zum zweiten Mal einen Mangel an Respekt beklagt. Ja. Es fehlt zu vielen Menschen an Respekt gegenüber der Truppe. Rechts wie links finden manche die Bundeswehr offensicht­lich zum Kotzen. Bei der Linken freut man sich, wenn was in der Truppe nicht funktionie­rt, bei der AfD will man sich mit widerwärti­gen Aussagen auf dem Rücken der Soldaten profiliere­n.

Mehrere Linken-Politiker fordern, Luftkampfü­bungen wie die über dem Müritzsee komplett einzustell­en. Was halten Sie davon? Selbstvers­tändlich müssen solche Übungen weiter stattfinde­n. Die Flugzeuge müssen in der Luft sein, sie müssen jederzeit einsatzber­eit sein. Ohne Kampfübung­en verlieren die Piloten auch ihre Lizenz. Natürlich müssen Luftkämpfe weiter simuliert werden. Die Piloten der Luftwaffe müssen immer bereit sein, Deutschlan­d und Europa im Ernstfall zu verteidige­n.

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FOTO: DPA Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP).

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