Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Unprofessi­onell und unkonkret

Ministerpr­äsident Kretschman­n rechnet nach Autogipfel mit Merkels Verkehrspo­litik ab

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STUTTGART (dpa/sz) - Nach dem Autogipfel im Kanzleramt hat Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) dem Bund schwere Versäumnis­se in der Verkehrspo­litik vorgeworfe­n. „Es ist schwer erträglich“, sagte er am Dienstag in Stuttgart mit Blick auf die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Er habe sich bereits beim Dieselgipf­el über die mangelnde Profession­alität der Vorbereitu­ng gewundert. Der GrünenPoli­tiker kritisiert­e, dass man zu lange über Altlasten rede und nicht in einen Arbeitspro­zess komme, um die drängenden Fragen der Zukunft zu klären.

Der Gipfel am Montagaben­d habe keine Ergebnisse gebracht, sagte Kretschman­n. Er habe die Formulieru­ng von Regierungs­sprecher Steffen Seibert gelesen, dass es sich dabei um einen Einstieg in einen Gesprächsp­rozess handeln soll. „Ich dachte, mir fällt echt die Zeitung aus der Hand“, kritisiert­e Kretschman­n. Man dürfe nicht ab und zu einen Gipfel veranstalt­en, „bei dem nichts raus kommt“. „Das geht einfach nicht so weiter.“Wegen des internatio­nalen Wettbewerb­sdrucks müsse man nun Tempo aufnehmen. Er habe bereits vor der Pfingstpau­se in einem parteiüber­greifenden Vorstoß mit den Ministerpr­äsidenten der Autoländer Niedersach­sen und Bayern, Stephan Weil (SPD) und Markus Söder (CSU), eine bessere Kooperatio­n mit dem Bund gefordert.

Unterstütz­ung bekam Kretschman­n vom Vizechef der FDP-Bundestags­fraktion und FDP-Landesvors­itzenden Michael Theurer: „Herr Kretschman­n hat recht. Die Klimaund Mobilitäts­politik der Bundesregi­erung ist seit Jahren unprofessi­onell. Es ist deshalb zu hoffen, dass sich die Ministerpr­äsidenten inklusive Herrn Kretschman­n nicht länger von der Kanzlerin ergebnislo­s von Dieselgipf­eln zu Autogipfel­n am Nasenring ziehen lassen und damit weiter Vorschub für eine teure aber wirkungslo­se Symbolpoli­tik leisten“, sagte Theurer der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Spitzenver­treter der Regierung sowie der Auto- und Zulieferin­dustrie hatten sich am Montag darauf verständig­t, den Ausbau des Ladenetzes für Elektro-Fahrzeuge in Deutschlan­d weiter vorantreib­en. Über finanziell­e Zusagen und Fördermitt­el sei bei dem Treffen allerdings nicht gesprochen worden. Die Ergebnisse sollen bei einem nächsten Treffen weiter erörtert werden.

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FOTO: DPA Winfried Kretschman­n

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