Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mit Service und Regionalität in die Zukunft
Der private Briefdienstleister Südmail in Weingarten wächst stetig und feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen
Die Deutschen schreiben immer weniger Briefe – der Briefmarkt entwickelt sich insgesamt leicht rückläufig. Das ist allerdings kein Grund zur Sorge zumindest für die privaten Briefdienstleister. Denn sie graben immer mehr an der Marktmacht des ehemaligen Monopolisten, der Deutschen Post.
Seit dem Wegfall des Briefmonopols im Jahr 2008 steigerten die privaten Briefdienstleister
laut Bundesnetzagentur im Briefmarkt ihren Marktanteil am Gesamtumsatz auf inzwischen 15,8 Prozent. In einem schrumpfenden Gesamtmarkt schafften es die Wettbewerber der Deutschen Post ihr Sendungsvolumen kontinuierlich zu steigern. „Wir sehen nach wie vor Potenzial“, sagt Thomas Reiter, Geschäftsführer der Südmail GmbH mit Sitz in Weingarten, optimistisch. Als privater Briefdienstleister blickt Südmail inzwischen auf 20 Jahre Unternehmensgeschichte zurück.
Die Zahlen sprechen für sich: 25 Millionen Briefe beförderte Südmail 2018, das sind im Schnitt täglich 100 000 Sendungen. 4 500 gewerbliche Kunden und 250 Neukunden pro Jahr nutzen Südmail. Inzwischen gibt es fast 400 blaue Südmail-Briefkästen und etwa 300 Verkaufsstellen für Briefmarken vom Allgäu über den Bodensee bis zum Schwarzwald und der Schwäbischen Alb. 1 800 Zusteller bringen die Post zu ihrem Empfänger.
Logistische Vorteile
Dabei fing alles ganz klein an: 1999 wurde der Briefservice „Stadt Express Today“(SET) in Friedrichshafen gegründet. Damals stellte man die Post nur im Stadtgebiet von Friedrichshafen zu. 2000 wurde der Dienst ins Medienhaus Schwäbisch Media eingegliedert. Daraus ergaben sich später logistische Vorteile.
2005 erfolgte eine Ausdehnung des Liefergebiets auf das gesamte Verbreitungsgebiet der Schwäbischen Zeitung. Außerdem übernahmen die Zeitungszusteller auch die Briefzustellung. Ein weiterer Schritt war die Gründung von „P2 – Die Zweite Post“2008. Gemeinsam mit zehn weiteren privaten Briefdienstleistern gründete Südmail den Briefverbund. Somit wurde das Zustellgebiet auf ganz BadenWürttemberg und sechs weitere Bundesländer ausgedehnt. „Inzwischen wird die gesamte Fläche in Deutschland über Kooperationen bedient und die weltweite Post über internationale Logistikkonzerne transportiert,“sagt Reiter.
Neubau für Wachstum
Die Voraussetzungen dafür schaffte das Unternehmen in der Vergangenheit. 2009 wurde eine Hochleistungssortiermaschine für die industrielle Briefverarbeitung gekauft. „Die schafft 40 000 Briefe in der Stunde“, sagt Reiter. Der 54-Jährige ist seit 2008 Geschäftsführer. Gemeinsam mit Alexander Bachmann leitet er die Geschicke von Südmail.
Um die Briefe zu sortieren, bleibt den Mitarbeitern nur ein kleines Zeitfenster. „Wir beginnen am Nachmittag mit der Sortierung. Gegen Mitternacht kommen die Briefe in die Transportfahrzeuge“, sagt Reiter. Durch die Eingliederung ins Medienhaus Schwäbisch Media ergaben sich bei der Logistik Synergieeffekte.
Als jüngsten Meilenstein der 20-jährigen Unternehmensgeschichte bezeichnet Reiter den Bau des neuen Briefund Logistikzentrums in Weingarten. Auf 2 600 Quadratmetern arbeiten rund 100 Mitarbeiter. Der Umzug erfolgte im März. „Endlich haben wir den Platz, den wir für effiziente Warenflüsse brauchen“, sagt Reiter zufrieden. In den bisherigen Räumlichkeiten, ebenfalls in Weingarten, sei es zu eng geworden.
Um auch in Zukunft weiter zu wachsen, setzt Südmail auf digitale Transformation, von der viele Kunden bereits heute profitieren. 2011 stieg das Unternehmen mit dem Onlinebrief in den digitalen Briefversand ein. Der Kunde übermittelt dabei die Post digital, entweder per Online-Upload, über einen Druckertreiber oder automatisch aus dem EDV-System, Südmail übernimmt das Drucken, Falzen, Kuvertieren sowie die Zustellung.
„Wir drucken mittlerweile in der Region in Deutschland, wo der Brief zugestellt werden soll. Somit reduzieren wir deutlich den CO2-Ausstoß und sparen so noch mehr Zeit für den Transport des Briefs. In der Regel erreichen Briefe über diesen Weg nämlich bereits am Folgetag die Empfänger“, sagt Reiter. Außerdem bietet Südmail die digitale Sendungsverfolgung für Briefe an. Somit kann nachvollzogen werden, wann der Brief wo ist.
Regionale Briefmarkenserie Als eine Besonderheit bringt Südmail jährlich eine Briefmarkenserie mit regionalen Motiven heraus. Die diesjährige Serie „Unsere Heimat“zeigt unter anderem die Klosterkirche Birnau am Bodensee und die historische Altstadt von Ravensburg. Vier weitere Marken geben unter dem Titel „Schwäbische Mundart“einen Blick in die Welt der schwäbischen Begriffe. Die Marken sind ab sofort in den Briefmarken-Verkaufsstellen und im Onlineshop erhältlich. (sz)