Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Die Zeichen stehen ganz deutlich auf Wachstum“
Thomas Reiter, Geschäftsführer von Südmail, über die digitale Transformation und die Stärken als regionales Unternehmen
Die privaten Briefdienstleister steigern kontinuierlich ihren Marktanteil. Und das obwohl die Deutschen immer weniger Briefe schreiben. Weiterhin großes Potenzial sieht Thomas Reiter, Geschäftsführer der Südmail GmbH in Weingarten. Im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“spricht er über die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre und die Herausforderungen der Digitalisierung.
20 Jahre Südmail, Sie sind seit elf Jahren Geschäftsführer. Wie lautet Ihr Fazit?
Wir sind mit 20 Briefkästen, 20 Verkaufsstellen für unsere Briefmarken und 30 Prozent Flächenabdeckung gestartet. Inzwischen haben wir fast 400 Briefkästen im Verbreitungsgebiet der Schwäbischen Zeitung, rund 300 BriefmarkenVerkaufsstellen und beliefern über Kooperationspartner ganz Deutschland mit Briefen. An Spitzentagen verarbeiten wir über 200 000 Sendungen für unsere Kunden und sind vor Kurzem in unser neu gebautes Brief- und Logistikzentrum eingezogen. Verlässliche und hoch motivierte Mitarbeiter runden das Bild ab. Die Zeichen stehen also auch nach 20 Jahren ganz deutlich auf Wachstum.
Mit dem Wegfall des Monopols der Deutschen Post geriet die Branche in Bewegung. Wie waren die Anfänge?
Die Branche hat vor 20 Jahren ja erst begonnen. Damals wagte es noch niemand, wirklich verbindliche Aussagen zur Entwicklung zu treffen. Wir haben jedoch schon damals großes Potenzial im Briefmarkt gesehen, was wir bis zum heutigen Tag nutzen, um organisches Wachstum zu generieren.
Was waren die wichtigsten Entwicklungsschritte?
Wir haben bereits im vierten Jahr nach Firmengründung die maschinelle Brieferfassung eingeführt. Das war der erste Meilenstein, weil seit diesem Tag jeder einzelne Brief mit Barcode und Sendungs-ID versehen wird und damit nachverfolgbar ist. Nachdem wir in den Folgejahren Briefkästen und Verkaufsstellen in der Region und den nationalen Briefversand aufgebaut haben, wurde der Kauf unserer Hochleistungssortiermaschine für die industrielle Briefbearbeitung unerlässlich. Die schafft 40 000 Briefe in der Stunde. Ohne diese Technologie hätten wir gar nicht weiter wachsen können. Bereits vor acht Jahren sind wir gemeinsam mit einigen unserer Kunden den Weg in die Digitalisierung gegangen und haben seither mit der Produktwelt von Südmail digital sehr viel Know-how aufgebaut. Und natürlich der Bau unseres neuen Brief- und Logistikzentrums in Weingarten. Am jetzigen Standort haben wir genügend Platz, um effiziente Warenflüsse sicherzustellen und um weiter wachsen zu können. Wo geht die Reise noch hin? Wir haben mehrere Themen, die uns und unsere Branche in den nächsten Jahren beschäftigen werden. Unsere Aufgabe wird weiterhin sein, motivierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Das versuchen wir, indem wir alle Mitarbeiter wie eine große Familie führen und eine faire Entlohnung sicherstellen. In der Logistikbranche spielt das Thema Umweltschutz immer eine große Rolle. Neben dem klimaneutralen Briefversand Green Mail, mit dem wir bereits jährlich mehrere hundert Tonnen CO2 einsparen, haben wir auch Elektromobile bei der Briefzustellung im Einsatz. Darüber hinaus gehen wir seit kurzem bei Südmail digital den Weg des sogenannten verteilten Druckens. Das heißt, Briefe werden dort in Deutschland gedruckt, wo diese zugestellt werden sollen. Wir sparen dadurch neben der Zeit erhebliche Mengen CO2, weil Briefe nicht mehr von A nach B gefahren werden müssen.
Wie funktioniert der digitale Briefversand genau?
Briefe werden nicht wie bisher auf dem herkömmlichen Weg am Arbeitsplatz gedruckt, kuvertiert und dann zur Post gebracht. Über Südmail digital werden Briefe zwar am Arbeitsplatz geschrieben, jedoch digital an uns übermittelt, bei uns gedruckt, kuvertiert und als echter Brief beim Empfänger zugestellt. Der Versender spart sich damit den kompletten Aufwand für Papier, Kuverts, Drucken, Kuvertieren und Personalaufwand. Laut einer Studie der Bundesnetzagentur bedeutet das für den Kunden über 50 Prozent Ersparnis pro Brief. Ende des Jahres wollen wir mit der sogenannten „secure-mail“dann die komplette digitale Zustellung mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung umsetzen und die digitale Transformation gemeinsam mit unseren Kunden konsequent weiterführen.
Wie wichtig ist Ihnen Regionalität?
Wir kommen aus der Region und bieten Service für die Region. Wir wollen eine breite Wahrnehmung in der Bevölkerung. Das ist uns auch durch unsere regionalen Briefmarkenserien gelungen. Außerdem bieten wir mit der Abholung bei Geschäftskunden, Frankierung und Sendungsverfolgung bei Briefen einen besonderen Service.
Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial?
Wir gehen von weiterem Wachstum im Werbemarkt aus. Dort findet seit gut fünf Jahren eine Renaissance im physischen Bereich statt. Unternehmen kehren neben ihrem E-Mail-Marketing wieder zu Katalogen, Briefen und Postkarten zurück. Wir kümmern uns zudem um die regionalen Warenversender. Der gesamte E-Commerce-Sektor ist ein wachsender Markt. Diesem werden wir mit attraktiven Angeboten gerecht.