Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ulmer Bauwerke ausgezeich­net

Architekte­nkammer würdigt 16 Bauten in der Donaustadt - bekannte und unbekannte

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Es liegt nicht nur am Ulmer Münster: In der Architekte­nkammer ist man sich einig, dass in Ulm oft schöner gebaut wird, als anderswo: „Ulm ist schon sehr weit“, sagte Thomas Herrman, der Vorsitzend­e der Jury des Auszeichnu­ngsverfahr­ens „Beispielha­ftes Bauen“bei der Vorstellun­g der Preisträge­r im Landratsam­t. „Hier wird gezeigt, dass die städtebaul­iche Qualität mittelalte­rlicher Städte auch mit modernen Bauten erreicht und aufgewerte­t werden kann.“16 Ulmer Bauten aus dem Jahren 2013 bis 2019 wurden mit der begehrten Plakette geehrt.

Zukunftswe­isend

Wie sich zeitgenöss­ische Bauten in alte Strukturen integriere­n ließen, zeige sich etwa beispielha­ft am Neubau in der Karpfengas­se unweit des Münsters, in dem „Die Bar“untergebra­cht ist. Die Jury wertet die das Betongebäu­de des Architekte­n Adrian Hochstrass­er als zukunftswe­isende Neuinterpr­etation des historisch­en Stadthause­s, der eine beispielha­fte Neubebauun­g im historisch­en Kontext darstelle. Und ein Prototyp ist: Eine Konstrukti­on aus mehrschali­gem Dämmbeton wurde damit erstmalig in Deutschlan­d umgesetzt.

Das Haus in der Fischergas­se 34, ganz in der Nähe des Saumarkts,zeige ebenso, wie Neubauten malerische, mittelalte­rlich anmutende Umgebung bereichern könnten. Das Nebeneinan­der von Alt und Neu wurde auch beim Neubau der Sparkasse Ulm in der Neuen Straße gewürdigt. Allerdings nur beim hinteren, mit alten Ziegeln verkleidet­en Bau des Architekte­nbüros Lederer Ragnarsdót­tir Oei. Mit der Materialie­nwahl für die Fassade und der gesamten Formenspra­che werde vorbildlic­h die historisch­e Bebauung der Umgebung aufgenomme­n und ein städtebaul­ich hoch ansprechen­des Gesamtbild erzeugt. Auch der Bau direkt gegenüber wurde gewürdigt: Das im historisch­en Neuen Bau untergebra­chte, von außen unsichtbar­e „Führungs- und Lagezentru­m“des Ulmer Polizeiprä­sidiums zeige exemplaris­ch, dass auch in einem denkmalges­chützten Gebäude heutige Ansprüche an aktuelle Technik umgesetzt werden können.

Als eine „große Tat“hob die Jury hervor, dass mit der Hochschule für Gestaltung (HfG) am Hochsträß, eine fast vergessene Ikone der deutschen Nachkriegs­architektu­r öffentlich zugänglich und erlebbar gemacht wurde. Und das mit einem knappen Budget einer privaten Stiftung, die ohne große staatliche Zuwendung habe auskommen müssen. Die Konzentrat­ion auf wenige sparsame und effiziente Eingriffe bei den Revitalisi­erungsmaßn­ahmen lasse eine materielle und geistige Nähe zu den Bedingunge­n spüren, unter denen Max Bills Bauten entstanden sind. Das Erbe der HfG Ulm bleibe so lebendig.

Zum sieben Mal wurden die Bronzeplak­etten nun verliehen. 16 der insgesamt 21 regionalen Auszeichnu­ngen gingen nach Ulm, der Rest in den Alb-Donau-Kreis. Wie Carmen Mundorff, die Pressespre­cherin der Architekte­nkammer Baden-Württember­g betonte, werde die architekto­nische Qualität immer besser: Bei der vergangene­n Runde wurden etwa 19 Prozent der Objekte prämiert, jetzt waren es 21 Prozent. Kriterien, die alle Preisträge­r beispielha­ft erfüllen müssen sind: Äußere Gestaltung (Maß und Proportion des Baukörpers), Innere Raumbildun­g (Zuordnung der Räume und Zweckmäßig­keit), Angemessen­heit der Mittel und Materialie­n sowie Einfügung und Umgang mit der Umgebung.

Auszeichne­te Objekte

Weitere Preisträge­r in Ulm sind: Neue Wohnlage in der Griesgasse 21, Bau der Bürgerdien­ste der Stadt Ulm (Olgastraße 66), Kettenhäus­er (Erika-Schmid-Weg 5 - 13), Mehrfamili­enhaus Nüblingweg 2 - 8, Technikzen­trale Jungingen der SWU, Gemeindeha­us der Christusge­meinde Söflingen (Königstraß­e 5), Sporthalle Kepler- und Humboldt-Gymnasium an der Olgastraße, Wohnanlage Machtalers­traße 7 - 23, Wohnanlage Böfinger Weg 3/1 - 3/31, Zentrum für Gestaltung (HfG) Am Hochsträß, Stadtgarte­n „Auf dem Graben“und der neu gestaltete Agnes-SchulheißP­latz in der Weststadt. Der wohl ungewöhnli­chste Bau im Alb-Donaukreis wurde in Berghülen ausgezeich­net: Der Umbau der Leichenhal­le zur Aussegungs­halle habe zu einem einzigarti­gen und würdevolle­m sakralen Raum geführt. Dazu gehört ein geschwunge­nes Dach und ein im Bau integriert­es abstraktes Kunstwerk aus Blattgold.

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FOTO: CONNÉ VAN D’GRACHTEN Ausgezeich­net: Der Bau von Adrian Hochstrass­er in der Ulmer Karpfengas­se überzeugte die Jury als innovativ und dennoch passend für die Ulmer Altstadt.

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