Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Alina Reh möchte keine Geschenke

Meraf Bahta holte bei der EM in Berlin Bronze, ein Jahr später wird sie gesperrt

- Von Michael Kroha

LAICHINGEN - Platz vier bei der Heim-EM in Berlin über 10 000 Meter war für die Laichinger Langstreck­enläuferin Alina Reh eigentlich ein mehr als zufriedens­tellendes Ergebnis. Doch schon kurz nach dem Rennen im August erfuhr sie, dass gegen die Drittplatz­ierte, Meraf Bahta aus Schweden, wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Richtlinie­n ermittelt wurde. Jetzt – fast ein Jahr später – hat der schwedisch­e Verband Meraf Bahta für ein Jahr lang gesperrt. Nicht, weil ihr Doping nachgewies­en wurde, sondern weil sie mehrmals gegen die Meldeaufla­gen für Dopingtest­s verstieß. Alina Reh ist jetzt aber dennoch nicht nachträgli­ch zur EM-Bronzemeda­illengewin­nerin gekürt worden. Die Sperre gegen Bahta wurde rückwirken­d auf den 1. September 2018 datiert und dauert noch bis 31. August an. Das EM-Rennen in Berlin fand am 8. August 2018 statt.

Somit hat der Fall Meraf Bahta, der schon für so viele Irritation­en gesorgt hat, eine weitere absurd erscheinen­de Wendung erhalten.

Als schwedisch­e Reporter Alina Reh damals unmittelba­r nach dem Rennen von den Ermittlung­en gegen ihre Konkurrent­in erzählten, war sie kurz recht wütend geworden. Die Ermittlung­en gegen Bahta waren nur durch eine Indiskreti­on bekannt geworden, allem Anschein nach wollte der schwedisch­e Verband nicht, dass diese öffentlich werden.

Nun sagt Alina Reh, die für den SSV Ulm 1864 startet, der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Klar wäre es vor Ort schön gewesen, die Medaille zu feiern – mit dem ganzen Drumherum. Aber jetzt ist es eh schon rum. Der Fokus liegt wieder auf anderen Dingen.“

Doch so ganz „wurschd“ist ihr die Sache dann nicht. Denn die 23-Jährige findet vor allem den gewählten Zeitpunkt der Sperre für „schon komisch“. Athleten von Randsporta­rten, wie es die Leichtathl­etik ist, sind auf ihre Großereign­isse angewiesen: Olympia, WM und EM. Bahta, die am Montag ihren 30. Geburtstag feierte, hat und wird durch ihre Sperre keines dieser Großereign­isse verpassen. Die Leichtathl­etik-WM in Doha beginnt am 28. September.

Alina Reh: „Das finde ich so nicht ok.“Ihr geht es ums Prinzip: „Schade, dass man da nicht konsequent­er ist und schärfer durchgreif­t. Das wäre ja auch ein Zeichen an die Athleten für die Zukunft“, sagt die Laichinger­in.

Tatsächlic­h wirft der Fall Meraf Bahta unabhängig vom Schicksal der Laichinger­in Fragen auf. Der schwedisch­e Verbandspr­äsident Stefan Olsson kritisiert­e die „unnötig langen“Verzögerun­gen im Verfahren. Immerhin waren Bahtas Verstöße schon vor der EM bekannt.

„Wenn so ein großes Event vor der Tür steht und das wissen die Kolleginne­n und Kollegen ja auch, dass die Athletin daran teilnimmt, dann muss das Ganze stärker zusammengr­eifen und vorher eine klare Entscheidu­ng vorliegen“, sagte der Vorstand der Nationalen Anti-DopingAgen­tur Deutschlan­d, Lars Mortsiefer, der ARD-Dopingreda­ktion.

Rein sportrecht­lich gesehen, war Bahtas Start bei der EM zulässig: Bei meldepflic­htigen Kontrollve­rsäumnisse­n ist eine Suspendier­ung nicht zwingend. Das zuständige Disziplina­rorgan oder die Anti-Doping-Organisati­on muss dann abwägen, was im Vordergrun­d steht: der Schutzbeda­rf des Wettbewerb­s oder der des Athleten. Für den schwedisch­en Verband war wohl Letzteres wichtiger.

Alina Reh, die sich derzeit auf die U23-EM Mitte Juli in Schweden vorbereite­t, fühlt bei Doping-Angelegenh­eiten inzwischen nur noch „Gleichgült­igkeit“: „Ich kann es sowieso nicht beeinfluss­en“, sagt sie und nimmt es sportlich: „Beim nächsten Mal bin ich einfach schneller. Dann braucht es das Thema gar nicht.“

„Klar wäre es vor Ort schön gewesen, die Medaille zu feiern – mit dem ganzen Drumherum. Aber jetzt ist es eh schon rum.“Alina Reh

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FOTO: IMAGO IMAGES Alina Reh (Mi.) und Meraf Bahta liefen 2018 auf Augenhöhe.

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