Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein Grieche wandelt auf Nowitzkis Spuren

Antetokoun­mpo ist MVP der NBA – das sorgt für Kritik

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SANTA MONICA (SID) - Etwas verloren stand Giannis Antetokoun­mpo auf der großen Bühne, verlegen schob er seine Hände in die Hosentasch­en, dann kullerten die Tränen. „Ich möchte meinem Vater danken, wie ihr wisst, ist er nicht hier bei mir“, sagte der junge Grieche, nervös und übermannt von seinen Gefühlen, nachdem er den Preis für den wertvollst­en NBA-Spieler der Saison erhalten hatte. Der „Greek Freak“ist die Nummer 1 im Basketball.

Vor zwei Jahren starb Charles Antetokoun­mpo mit 53. Damals nahm sich der Sohn vor, der Beste zu werden, der MVP der Liga, er hat es geschafft. „Das war ich ihm schuldig“, sagte Giannis Antetokoun­mpo bei seiner Rede während der Zeremonie in Santa Monica, „an jedem Tag, an dem ich auf dem Spielfeld stehe, denke ich an meinen Vater.“

Der 24-Jährige von den Milwaukee Bucks erhielt bei der Wahl unter Sportjourn­alisten 78 von 101 möglichen Stimmen für Platz eins, die übrigen 23 gingen an James Harden. Der Vorjahress­ieger musste sich nach einer Rekordsais­on zähneknirs­chend geschlagen geben. „Glückwunsc­h an den neuen MVP, aber wir widersprec­hen voller Respekt“, schrieb dessen Club Houston Rockets bei Twitter. Dann folgte Statistik. Harden stehe doch als erster NBA-Spieler bei einem Schnitt von mehr als 35,0 Punkten und 7,0 Assists, dazu habe er in der abgelaufen­en Saison 28-mal mehr als 40, neunmal mehr als 50 und zweimal mehr als 60 Punkte geholt. Der Mehrzahl der Schreiber war das egal.

Der griechisch­e Nationalsp­ieler Antetokoun­mpo kam in der Hauptrunde durchschni­ttlich auf „nur“27,7 Punkte und 12,5 Rebounds. Doch er führte seine Bucks zu 60 Siegen, Milwaukee war das beste Team der Regular Season und scheiterte im Playoff-Halbfinale am späteren Champion Toronto Raptors (2:4). Für die Rockets um den vollbärtig­en Vielwerfer Harden war schon eine Runde früher Schluss. Der „Beard“unterlag dem „Freak“, Kobe Bryant war damit zufrieden. „Mein Junge, MVP. Es folgt: die Meistersch­aft“, twitterte der fünfmalige Champion.

Antetokoun­mpo ist erst der fünfte MVP, der nicht auf dem US-Festland geboren wurde. Seine Vorgänger waren Hakeem Olajuwon (Nigeria), Tim Duncan (Amerikanis­che Jungfernin­seln), Steve Nash (Kanada) und der Würzburger Dirk Nowitzki, bislang einziger Europäer, der die Maurice Podoloff Trophy bekam. Dazu ist Antetokoun­mpo seit 1980 der drittjüngs­te MVP nach Derrick Rose und – Michael Jordan.

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FOTO: DPA Giannis Antetokoun­mpo war sichtlich bewegt. Nach der MVP-Wahl gab es viele Glückwünsc­he aber auch Kritik.

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