Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der Trainer geht und Italien hat am Keks zu knabbern
Der U21-EM-Gastgeber ist raus und der Ärger groß
ROM (SID) - Der Keks war in Italien in aller Munde. Wieder einmal. „Dieser Biscotto ist nur schwer zu verdauen. Genau wie erwartet“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“nach dem Aus des Gastgebers bei der U21-EM, das zumindest ein Geschmäckle hatte. Zwei Tage lange hatte Italien ein Remis zwischen Rumänien und Frankreich im letzten Gruppenspiel befürchtet. Prompt spielten beide Teams 0:0, zogen gemeinsam ins Halbfinale ein und warfen die Azzurrini aus dem Rennen.
Im Internet machten schon während der Begegnung Bilder von Kekspackungen mit den Fahnen Rumäniens und Frankreichs die Runde. „In 30 Minuten ist das Plätzchen fertig“, hieß es unter anderem, als kein Tor fallen wollte. Die Anspielung war eindeutig: Der Begriff „Biscotto“bedeutet wörtlich Keks, steht in Italien aber auch für Verschwörung oder Absprache. Der berühmteste Biscotto ist inzwischen 15 Jahre alt. Bei der EM 2004 hatten sich Schweden und Dänemark im letzten Gruppenspiel 2:2 getrennt. Beide Teams erreichten die K.o.-Runde, Italien schied aus, die Aufregung war groß. Kein Wunder also, das sich auch jetzt viele Fans verschaukelt fühlten.
Von einem Ballgeschiebe konnte beim ersten 0:0 der EM zwar keine Rede sein. Die offizielle UEFA-Statistik weist im Punkt „Schüsse“nur 13 Versuche auf, bei „Schüssen aufs Tor“sogar ein 0:0. Zum Vergleich: In Rumäniens Gruppenspiel gegen England (4:2) hatte es 38 Schüsse gegeben, davon 16 aufs Tor.
Die größte Verantwortung, so das einhellige Urteil, trägt aber Italien selbst. „Dem Biscotto die Schuld zu geben, wäre sinnlos. Dass wir auf ein Wunder hoffen mussten, ist eine große Schuld der U21-Mannschaft. Sie hat viele Fehler begangen“, schrieb der „Corriere dello Sport“.
Und so überwog letztlich die Enttäuschung über eine verpasste Chance bei der Heim-EM, auch der Traum von Tokio 2020 platzte. Coach Di Biagio übernahm dafür die Verantwortung und trat zurück. „Das Resultat ist für Italien nicht positiv, ich betrachte es persönlich aber nicht als eine Pleite“, sagte er aber.