Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kleines Kabel, große Wirkung
Laupheimer Unternehmen atmen auf: Das Internet rückt ein Stück näher.
LAUPHEIM - Orange und grüne Kabel ragen aus einem frisch ausgehobenen Erdschacht in der gleißenden Sonne. Vor dem Gebäude des Unternehmens „ipox chemicals“an der Ludwig-Bölkow-Straße 1 im Gewerbegebiet Ost am Laupheimer Flugplatz stehen Laupheimer Unternehmer sowie Oberbürgermeister Gerold Rechle mit seiner Entourage. Auch wenn 32 Grad Celsius im Schatten herrschen, atmen die Beteiligten auf, denn Laupheim will buchstäblich nicht den Anschluss verlieren: Der Ausbau der Glasfaser-Anschlüsse für schnelles und leistungsfähige Internet beginnt heute im Gewerbegebiet „Ost“der Stadt Laupheim. Im ersten Bauabschnitt werden die Gewerbegebiete am Flugplatz und „Süd“(Berblinger-, Focke-, Biberacher und Zeppelinstraße) für Unternehmen erschlossen und mit dem sogenannten „Backbone“-Netz des Landkreises, eine Art Haupttrasse für Glasfaser-Breitband-Internet, verbunden. 100 Unternehmen wollen in den genannten Laupheimer Stadtteilen den Glasfaseranschluss für ihre Betriebe nutzen. Ende August soll das Gewerbegebiet „Ost“bereits verkabelt sein, bis Ende des Jahres die anderen Ausbaugebiete des ersten Bauabschnitts. 1,4 Millionen Euro hat die Stadt investiert, das Land Baden-Württemberg hat das Projekt mit 743 000 Euro gefördert.
Gute Internetverbindung ist ein wichtiger Standortfaktor
„Für Laupheim ist das ein wichtiger Schritt“, sagt Oberbürgermeister Gerold Rechle. Die Stadt wolle ansässigen Unternehmen gute Bedingungen für das Zukunftsgeschäft bieten und potentiellen Investoren zeigen, dass Laupheim die Digitalisierung vorantreibt. Im Vergleich zu anderen Kommunen im ländlichen Raum mache Laupheim recht schnell Fortschritte, um die Netzinfrastruktur zu erneuern und zu erweitern. Aber er weist zugleich auf eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hin, nach der Deutschland im internationalen Vergleich weit zurückgefallen sei, wenn es um die Bereitstellung von leistungsfähigen, digitalen Netzen geht. Lediglich 2,6 Prozent der stationären Breibandanschlüsse seien in Deutschland mit Glasfaserkabeln verbunden. Doch diese Anschlüsse bieten deutlich mehr Kapazität. Das ist besonders wichtig für Unternehmen, die sich im Zuge des globalen Wettbewerbs digitalisieren wollen, Fernarbeitsplätze bereitstellen, Videokonferenzen und Internet-basierte Industrieproduktion (Industrie 4.0) anstreben. Dazu gehört auch das Unternehmen Uhlmann in Laupheim. Schnelles Internet ist also ein wichtiger Standort-Faktor.
Gunter Ast, kommissarischer Leiter des Amts für Tiefbau und Umwelt bei der Stadt Laupheim, erklärt, welchen Fortschritt das GlasfaserKabel bringt: „Im Gewerbegebiet Ost bieten die Internetanschlüsse derzeit eine Übertragungsrate von 10 bis 25 Megabit pro Sekunde. Mit dem Glasfaser können Übertragungsraten von einem bis zu zehn Gigabit pro Sekunde erreicht werden“. So können rund mehr als 100 Mal mehr Daten pro Zeiteinheit ins Internet hoch- und heruntergeladen werden. Frank Glaser, Geschäftsführer von „ipox chemicals“, vor dessen Haustür das Glasfaserkabel liegt, ist erleichtert. „Wir haben hier lediglich eine Übertragungsrate von fünf Megabits pro Sekunde.“Für ihn und sein Geschäft sei das zu wenig. Er habe sechs Jahre gewartet, bis eine leistungsfähiger Internet-Anschluss gelegt werde.
Der Zulieferer für die Farb- und Lackindustrie hat seinen Sitz und die Entwicklungsbteilung in Laupheim, produziert wird jedoch mit 35 Mitarbeitern in Budapest. Um mit dem dortigen Standort umfangreiche Datenmengen austauschen zu können, musste Frank Glaser die firmeneigenen Server auslagern, weil die Internetverbindung im Gewerbegebiet „Ost“bislang zu schwach war. „Auf diese Server müssen alle Mitarbeiter von allen Standorten jederzeit schnell zugreifen können.“Hätte Laupheim bereits im Jahr 2009 - das Jahr der Unternehmensgründung - superschnelles Internet gehabt, wäre möglicherweise die Entscheidung gefallen, die Produktion in Laupheim aufzubauen.