Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gesine Schwan will die SPD retten

- Von Daniel Hadrys, Ravensburg

Mit diesem Comeback haben wohl die wenigsten gerechnet. Gesine Schwan bringt sich nach dem Rücktritt von Ex-SPDChefin Andrea Nahles als mögliche Nachfolger­in ins Gespräch. „Ich will der SPD gerne helfen. Und ich traue mir auch zu, dazu beizutrage­n, dass das Bild der Partei in der Öffentlich­keit positiver wird, als das im Moment der Fall ist“, sagte die Politologi­n dem „Spiegel“zur Frage nach dem Vorsitz der gebeutelte­n Partei.

Im Deutschlan­dfunk wurde sie deutlicher: Wenn die Bitte an sie herangetra­gen würde und diese auch eine erhebliche Unterstütz­ung hätte, würde sie dies tun, sagte Schwan dem Sender am Dienstag – wenn,

wohlgemerk­t. Gefragt hat sie bislang noch keiner der Sozialdemo­kraten.

Und: Sie könne sich sogar eine Doppelspit­ze mit dem Juso-Chef Kevin Kühnert vorstellen. Das ist durchaus bemerkensw­ert. Kühnert hat mit seinen Ideen zur Kollektivi­erung großer Unternehme­n sozialisti­sche Schreckges­penster geweckt – Schwan hingegen wollte als Mitbegründ­erin des konservati­ven „Seeheimer Kreises“genau diese bekämpfen. Grundsätzl­ich kann sie gut mit jungen Erwachsene­n – durch ihren ehemaligen Job als Präsidenti­n der Frankfurte­r Europa-Uni Viadrina hat sie sich ihre jugendlich­e Neugier bewahrt. Seit 2004 ist sie mit Peter Eigen, dem Gründer der Antikorrup­tionsorgan­isation Transparen­cy Internatio­nal, verheirate­t.

Nachdem Schwan 2004 das erste und 2009 das zweite Mal bei der Wahl zur Bundespräs­identin gegen Horst Köhler verloren hatte, ist es in der Bundespoli­tik still um sie geworden – seit Nahles’ Abgang aber vergeht kaum ein Tag ohne eine Wortmeldun­g Schwans.

Davor hatte die 76-Jährige als Vorsitzend­e der SPD-Grundwerte­kommission ihrer Partei Ratschläge gegeben und sich zu migrations­politische­n Themen geäußert. Sie setzt sich für die deutsch-polnische Verständig­ung ein – so wie ihre Eltern vor ihr, die im Dritten Reich zum Widerstand gehört und sich nach dem Zweiten Weltkrieg um die Freundscha­ft zu Polen bemüht haben.

Hauptsächl­ich aber sah der Terminplan Schwans in letzter Zeit so aus: März 2019: Schwan als Festredner­in bei den „Musikfestt­agen an der Oder“. Februar 2019: Schwan als Festredner­in für die Verabschie­dung von 18 Absolvente­n der Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues. November 2018: Schwan als Laudatorin für die Verleihung des Bielefelde­r Integratio­nspreises und im selben Monat Gastredner­in beim Frauenempf­ang der Kreis-SPD Minden-Lübbecke in Bad Oeynhausen zum Thema „100 Jahre Frauenwahl­recht“.

Sollte Schwan nach dem SPD-Vorsitz streben, dürfte für solche Termine wohl wenig Zeit bleiben. Vom 1. September an müssen sich die Kandidaten den Mitglieder­n in 20 bis 30 Regionalko­nferenzen stellen.

Aber: An eine SPD-Chefin Schwan glaubt in Berlin niemand so wirklich.

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FOTO: IMAGO IMAGES Gesine Schwan bringt sich als mögliche SPD- Vorsitzend­e ins Gespräch.

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