Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ulm siegt im Poker um Batteriefo­rschungsfa­brik

Gründungsk­ommission votiert für die Stadt an der Donau – Entscheidu­ng durch Politik Anfang Juli

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Die vom Bund mit rund 500 Millionen Euro geförderte Forschungs­fabrik zur Fertigung von Batterieze­llen kommt wohl nach Ulm. Die sogenannte Gründungsk­ommission gab am Dienstag bei ihrer Sitzung im Bundeswirt­schafsmini­sterium ein „eindeutige­s Votum“zugunsten der baden-württember­gischen Bewerbung ab, berichtete der „Tagesspieg­el“mit Verweis auf Kommission­skreise. Nach der Sitzung werden nun die zuständige­n Abteilungs­leiter aus den Ministerie­n für Bildung und Forschung sowie Wirtschaft ihren Ministern eine Empfehlung geben. Die Entscheidu­ng trifft dann Anfang Juli die Politik. Insgesamt hatten sich sechs Bundesländ­er beworben.

Obwohl die Kommission­sentscheid­ung erhebliche­s Gewicht hat, ist nicht ganz ausgeschlo­ssen, dass eine finale Lösung präsentier­t, bei der neben Ulm auch noch ein anderer Standort bedacht wird. Proporzged­anken spielen bei solchen Vergaben oft eine Rolle. Baden-Württember­g dürfte aber zumindest den Löwenantei­l der zugesagten Bundesmitt­el erhalten.

„Wir freuen uns, dass sich die Gründungsk­ommission eindeutig für Ulm als Standort der Batteriefo­rschungsfa­brik ausgesproc­hen hat. Das ist ein wichtiges Signal und wir gehen davon aus, dass diese Empfehlung auch ein starkes Signal für die endgültige Entscheidu­ng der Bundesregi­erung Anfang Juli sein wird. Die Batterie der Zukunft muss in Baden-Württember­g gefertigt werden“, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der CDU-Landtagsfr­aktion Winfried Mack zum Votum der Gründungsk­ommission.

185 Millionen Euro vom Land

Das grün-schwarze Kabinett in Stuttgart hatte Ende April beschlosse­n, die gemeinsame Bewerbung zweier Forschungs­institute aus dem Südwesten zu unterstütz­en und sicherte dafür bis zu 185 Millionen Euro zu. Die Rückendeck­ung des Landes war die Voraussetz­ung dafür, dass sich das Zentrum für Sonnenener­gie- und Wasserstof­fForschung (ZSW) und das Karlsruher Institut für Technologi­e (KIT) an der Ausschreib­ung beteiligen konnten.

„Die Batteriete­chnologie ist eine Schlüsselt­echnologie“, betonte Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) damals. BadenWürtt­emberg sei auf diesem Feld schon sehr weit, und Ulm bundesweit einer der wesentlich­en „Batterie-Hotspots“. In der Stadt an der Donau arbeiten Forscher des ZSW und des KIT unter anderem an leistungsf­ähigeren Alternativ­en zur weitverbre­iteten Lithium-Ionen-Batterie. Zudem hat nicht weit entfernt in Ellwangen auf der Schwäbisch­en Alb mit Varta der größte deutsche Zellenhers­teller seinen Sitz.

Mit der Forschungs­fabrik will die Bundesregi­erung die Voraussetz­ung für die Batterieze­llfertigun­g in Deutschlan­d verbessern. Bislang kommen die Zellen ausschließ­lich von asiatische­n Hersteller­n. Vor allem die Autoindust­rie, aber auch die Produzente­n von Elektrower­kzeugen oder Haushaltsg­eräten brauchen massenhaft Batterieze­llen, wollten sie zumindest bisher aber aus Kostengrün­den nicht selbst herstellen.

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