Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ulm siegt im Poker um Batterieforschungsfabrik
Gründungskommission votiert für die Stadt an der Donau – Entscheidung durch Politik Anfang Juli
RAVENSBURG - Die vom Bund mit rund 500 Millionen Euro geförderte Forschungsfabrik zur Fertigung von Batteriezellen kommt wohl nach Ulm. Die sogenannte Gründungskommission gab am Dienstag bei ihrer Sitzung im Bundeswirtschafsministerium ein „eindeutiges Votum“zugunsten der baden-württembergischen Bewerbung ab, berichtete der „Tagesspiegel“mit Verweis auf Kommissionskreise. Nach der Sitzung werden nun die zuständigen Abteilungsleiter aus den Ministerien für Bildung und Forschung sowie Wirtschaft ihren Ministern eine Empfehlung geben. Die Entscheidung trifft dann Anfang Juli die Politik. Insgesamt hatten sich sechs Bundesländer beworben.
Obwohl die Kommissionsentscheidung erhebliches Gewicht hat, ist nicht ganz ausgeschlossen, dass eine finale Lösung präsentiert, bei der neben Ulm auch noch ein anderer Standort bedacht wird. Proporzgedanken spielen bei solchen Vergaben oft eine Rolle. Baden-Württemberg dürfte aber zumindest den Löwenanteil der zugesagten Bundesmittel erhalten.
„Wir freuen uns, dass sich die Gründungskommission eindeutig für Ulm als Standort der Batterieforschungsfabrik ausgesprochen hat. Das ist ein wichtiges Signal und wir gehen davon aus, dass diese Empfehlung auch ein starkes Signal für die endgültige Entscheidung der Bundesregierung Anfang Juli sein wird. Die Batterie der Zukunft muss in Baden-Württemberg gefertigt werden“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Winfried Mack zum Votum der Gründungskommission.
185 Millionen Euro vom Land
Das grün-schwarze Kabinett in Stuttgart hatte Ende April beschlossen, die gemeinsame Bewerbung zweier Forschungsinstitute aus dem Südwesten zu unterstützen und sicherte dafür bis zu 185 Millionen Euro zu. Die Rückendeckung des Landes war die Voraussetzung dafür, dass sich das Zentrum für Sonnenenergie- und WasserstoffForschung (ZSW) und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an der Ausschreibung beteiligen konnten.
„Die Batterietechnologie ist eine Schlüsseltechnologie“, betonte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) damals. BadenWürttemberg sei auf diesem Feld schon sehr weit, und Ulm bundesweit einer der wesentlichen „Batterie-Hotspots“. In der Stadt an der Donau arbeiten Forscher des ZSW und des KIT unter anderem an leistungsfähigeren Alternativen zur weitverbreiteten Lithium-Ionen-Batterie. Zudem hat nicht weit entfernt in Ellwangen auf der Schwäbischen Alb mit Varta der größte deutsche Zellenhersteller seinen Sitz.
Mit der Forschungsfabrik will die Bundesregierung die Voraussetzung für die Batteriezellfertigung in Deutschland verbessern. Bislang kommen die Zellen ausschließlich von asiatischen Herstellern. Vor allem die Autoindustrie, aber auch die Produzenten von Elektrowerkzeugen oder Haushaltsgeräten brauchen massenhaft Batteriezellen, wollten sie zumindest bisher aber aus Kostengründen nicht selbst herstellen.