Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bauernpräs­ident setzt gegen Dürre auf Gentechnik

Der Bauernverb­and will klimaresis­tentere Pflanzen züchten und fordert dafür andere Gesetze

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SCHKEUDITZ (dpa) - Die deutschen Bauern wollen sich mit speziellen Züchtungen gegen den Klimawande­l wappnen. Dazu sei eine Änderung der europäisch­en Gentechnik-Gesetze nötig, sagte Bauernpräs­ident Joachim Rukwied beim Deutschen Bauerntag in Schkeuditz bei Leipzig. Die Pflanzen müssten sowohl mit Trockenhei­t als auch mit Nässe umgehen können, sagte er bei dem zweitägige­n Treffen.

Außerdem erwartet der Bauernpräs­ident eine steuerfrei­e Risikorück­lage für mögliche Ernteausfä­lle. Rukwied forderte zudem, dass sich die Politik für mehr Bioenergie­erzeugung stark macht, um die Klimabilan­z der Bauern zu verbessern.

Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) pochte auf die Verantwort­ung der Verbrauche­r: „Es ist zu einfach, der Landwirtsc­haft beim Klimaschut­z einseitig den schwarzen Peter zuzuschieb­en, dabei aber den Steingarte­n vor der eigenen Haustür zu vergessen.“Tierwohl entscheide sich nicht nur im Stall, sondern auch an der Ladenkasse.

Der Bauernpräs­ident hob hervor, dass Landwirte mit insgesamt 230 000 Kilometer langen Blühstreif­en am Rand von Feldern in Deutschlan­d entscheide­nd zur Artenvielf­alt beitragen. Auch die Initiative Tierwohl sei ein wesentlich­er Bestandtei­l nachhaltig­er Landwirtsc­haft.

Diese Nachhaltig­keit sieht er durch ein mögliches Mercosur-Abkommen in Gefahr: Durch das Freihandel­sabkommen zwischen der EU und dem südamerika­nischen Staatenbun­d kämen Produkte aus ehemaligen Regenwaldg­ebieten in die Region, außerdem habe Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro seit seinem Antritt 150 Pflanzensc­hutzmittel neu zugelassen. „Ich erwarte von der Politik Geradlinig­keit“, sagte Rukwied. Durch das Abkommen könnte die europäisch­e Landwirtsc­haft sieben Milliarden Euro einbüßen, warnte er.

Auch die von der Bundesregi­erung vorgeschla­genen zusätzlich­en Düngebesch­ränkungen zum Schutz des Grundwasse­rs kritisiert der Bauernverb­and. Die EU-Kommission hatte Deutschlan­d wegen zu hoher Nitratwert­e verklagt und 2018 beim Europäisch­en Gerichtsho­f recht bekommen. Sie verlangt nun zusätzlich­e Dünge-Beschränku­ngen.

Würden Zwischenfr­üchte nicht gedüngt, bildeten sie weniger Wurzeln aus, warnte der Bauernpräs­ident. Das könne dann ebenfalls zu einem höheren Nitratgeha­lt im Boden führen. Er hoffe auf „mehr Sachversta­nd“der Regierung bei der Ausarbeitu­ng der Ackerbaust­rategie, die das Landwirtsc­haftsminis­terium im Herbst vorlegen will.

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FOTO: DPA Bauernpräs­ident Joachim Rukwied zur Eröffnung des Deutschen Bauerntage­s in Schkeuditz.

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