Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kokainproduktion auf Rekordhoch
Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen zählt 585 000 Todesfälle durch Rauschgift und die Folgen
WIEN (dpa) - Mehr als eine halbe Million Menschen weltweit sind 2017 wegen ihres Drogenkonsums und damit einhergehender Krankheiten gestorben. Das erklärten Experten des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen (UNODC) am Mittwoch in Wien. Konkret waren es 585 000 Menschen. „All diese Todesfälle wären vermeidbar. Mehr als die Hälfte davon hängen mit unbehandelter Hepatitis C zusammen“, sagte UNODC-Chef Yury Fedotov.
Laut UN-Drogenbericht, der sich ebenfalls auf 2017 bezieht, greifen weltweit 271 Millionen Menschen zu Drogen wie Cannabis, Kokain, Opium oder zu synthetischen Substanzen. Verglichen mit 2009 sei die Zahl der Nutzer damit um 30 Prozent gestiegen. 2017 hätten 5,5 Prozent der Weltbevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren Drogen genommen. Die am häufigsten genutzte Droge bleibt Cannabis. Schätzungsweise 188 Millionen Menschen greifen laut UN zu Haschisch.
In Deutschland ist nach jüngsten Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) der Cannabiskonsum deutlich gestiegen. 22 Prozent der 18- bis 25-Jährigen habe angegeben, in den zurückliegenden zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben. 2016 waren es 16,8 Prozent und 2008 erst 11,6 Prozent.
Die Zahl der Drogensüchtigen, die eine medizinische Behandlung brauchen, ist deutlich von rund 30 auf 35 Millionen gestiegen. Dies sei eine Folge neuer Erhebungen aus den besonders bevölkerungsreichen Ländern Nigeria und Indien, teilte die UN weiter mit.
Besonders dramatisch sei aufgrund der neuen Erkenntnisse zu Nigeria und Indien der Anstieg der Konsumenten von Opioiden mit einem Plus von 56 Prozent im Vorjahresvergleich. Darunter fallen Heroin und auch synthetische Substanzen. UN-Expertin Angela Me sagt: „Heroin ist zurück.“Darüber hinaus habe die illegale Herstellung von Kokain ein Allzeit-Hoch mit fast 2000 Tonnen erreicht. Wichtigstes Land für die Produktion bleibt Kolumbien.
Opioid-Krise in USA und Kanada Eine der tödlichsten Drogenkrisen erleben den Angaben zufolge die USA und Kanada. In den USA starb laut UN-Bericht 2017 die Rekordzahl von 70 000 Menschen an einer Überdosis Drogen, allein 47 600 an einer Überdosis von Opioiden. Im Zentrum stehen dabei synthetische Drogen wie Fentanyl und ähnliche Stoffe.
Zugleich nehme in großen Teilen Afrikas die Nutzung des Opioids Tramadol deutlich zu. Innerhalb weniger Jahre sei die beschlagnahmte Menge von wenigen Kilogramm auf 215 Tonnen gestiegen. Dieses an sich wichtige Schmerzmittel werde zum Beispiel in Nigeria in Drogenlaboren mit hoher Konzentration gezielt für den illegalen nicht-medizinischen Markt hergestellt. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas nehmen nach UN-Angaben vier Millionen Menschen Tramadol aus Suchtgründen.
Das Beispiel zeige den schmalen Grat, auf dem sich die Gesellschaft bewege. „Es ist wichtig, dass Menschen, die aus medizinischen Gründen Opioide brauchen, Zugang dazu haben“, sagte Me. In den USA und Kanada seien die Substanzen aber sehr leicht verfügbar.