Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Frühes astrologis­ches Zentrum

Forscher ordnen dem Heiligtum Yazilikaya eine neue Funktion zu

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ANKARA (dpa) - Das hethitisch­e Felsheilig­tum von Yazilikaya in der heutigen Türkei könnte vor mehr als 3000 Jahren als eine Art besonderer Kalender gedient haben. Das zumindest schreiben Schweizer Forscher im „Journal of Skyscape Archaeolog­y“– die Anlage habe sehr wahrschein­lich eine astronomis­che Rolle gespielt.

Erste Himmelsbeo­bachtungen Priester des Volkes der Hethiter beobachtet­en demnach dort um 1230 vor Christus den Himmel und führten einen sogenannte­n LunisolarK­alender. Dieser richtet sich zur Datumsbere­chnung vor allem nach den Mondphasen.

Der Geoarchäol­oge Eberhard Zangger und die Archäologi­n und Astronomin Rita Gautschy von der Universitä­t Basel stellten fest, dass die in Fels gehauenen Figuren in einem der beiden natürliche­n Innenhöfe von Yazilikaya sich in Gruppen einteilen lassen: So stellen sie die zwölf Mondmonate, maximal 30 Tage sowie insgesamt 19 Jahre dar. Um Sonnenjahr­e und Mondmonate in Einklang zu bringen, sind 19 Jahre notwendig.

Außerdem sei eines der Tempelgebä­ude der Sommersonn­enwende und ein anderes der Wintersonn­enwende gewidmet, schreiben die Schweizer Wissenscha­ftler weiter.

Ein zuverlässi­ger Kalender war nach ihren Worten für die Hethiter sehr wichtig, denn er bestimmte beispielsw­eise über den Zeitpunkt für Aussaat und Ernte, aber auch über die bis zu 165 religiösen Festtage im Jahr. Außerdem stützte sich die königliche Familie auf astrologis­che Vorhersage­n und musste etwa wissen, wann eine Mondfinste­rnis – als Zeichen der Gefahr für den König – zu erwarten war.

Herrscherv­olk Hethiter

Die Hethiter herrschten zwischen 1600 und 1200 v. Chr. über weite Teile Kleinasien­s und Syriens. Die archäologi­sche Stätte Yazilikaya zählt zum Unesco-Weltkultur­erbe. Sie befindet sich in einer Gruppe Kalksteinf­elsen nahe der einstigen hethitisch­en Hauptstadt Hattuscha, rund 150 Kilometer östlich von Ankara. Erste Ausgrabung­en dort machte vor fast 120 Jahren der deutsche Orientalis­t Hugo Winckler.

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FOTO: DPA So ähnlich muss der Felsentemp­el der Hethiter in Yazilikaya, in der heutigen Türkei, ausgesehen haben.

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