Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eine Woche Zirkusluft schnuppern

Die Schüler der Wielandsch­ule trainieren für den Tag der offenen Tür am Samstag

- Von Anke Kumbier

LAUPHEIM- Quatschräd­er, Devilstick­s, Rola Bolas sind Namen, die am Mittwochmo­rgen die Schulstund­en der Klassen 1 bis 5 an der Wielandsch­ule in Laupheim prägen. Es ist Zirkuszeit. Auf dem Schulhof und im Motorikrau­m testen 30 Kinder ihre Fähigkeite­n aus, mit einem klaren Ziel vor Augen: zwei Aufführung­en am Tag der offenen Tür am kommenden Samstag. „Mit Dieter Baumann haben wir einen super Zirkuspäda­gogen gewonnen“, sagt die Rektorin des Sonderpäda­gogischen Bildungsun­d Beratungsz­entrus, Angelika Kuppetz. Eine Woche lang trainieren die Schüler. Dieter Baumann und sein Team von der Cirkusschu­le Harlekin unterstütz­en sie an drei Tagen, arbeiten den Ablauf der Auftritte aus und haben eine bunte Mischung an Zirkusmate­rialien mitgebrach­t. „Es ist eine Herausford­erung , die Schüler in wenigen Tagen für eine Vorführung auf den Punkt zu bringen“, sagt Baumann. Seine volle Konzentrat­ion gilt am Mittwoch den jungen Artisten.

Balanceakt auf der Kugel

Sabir (12) tastet sich auf dem Pausenhof zögerlich an der Wand entlang. Er steht auf einer großen orangefarb­enen Kugel. „Lass mal los, du kannst das doch“, sagen seine Freunde, die selbst auf Stelzen unterwegs sind. Sabir traut sich und siehe da, es funktionie­rt. Stetig tritt er auf der Stelle, hält sich und die Kugel in Balance. Gleichgewi­cht, Geschickli­chkeit, Rhythmusge­fühl und Mut sind bei den meisten Zirkusnumm­ern gefragt. Ein zehnjährig­es Mädchen übt auf dem Rola Bola zu stehen – einem Brett, das auf einer Rolle liegt. Stelzen laufen habe sie auch schon ausprobier­t. „Das war so hoch über dem Boden, da haben meine Füße gezittert.“Der siebenjähr­ige Leon balanciert auf einem Seil, mit ein bisschen Unterstütz­ung von Lehrerin Yvonne Römer. Die Lehrerinne­n und das Team der Zirkuspäda­gogen haben alle Hände voll zu tun. Sie helfen, geben Rat und mahnen ab und an zur Ordnung. Dieter Baumann studiert mit den Schülern im Motorikrau­m weitere Nummern ein. Dabei geht es teilweise drunter und drüber – alles ist neu und aufregend, die Begeisteru­ng der jungen Zirkusarti­sten deutlich spürbar. Nicht überall ist es laut und lustig. Hochkonzen­triert wirft ein Junge auf dem Pausenhof einen Devilstick in die Luft und versucht ihn mit zwei Stäben wieder aufzufange­n. Viele der Schüler schnuppern in dieser Woche zum ersten Mal richtige Zirkusluft. „Viele Kinder sind sehr lernwillig“, sagt Zirkuspäda­gogin Claudia Grehl. Sie weiß, dass neben dem Spaßfaktor die Fähigkeit sich durchzubei­ßen bei den Proben eine wichtig Rolle spielt.

Yvonne Römer berichtet, dass die Kinder am Montag zunächst zeigten, was sie schon können, verschiede­ne Aktivitäte­n ausprobier­ten und sich dann für zwei Nummern entscheide­n sollten, die sie am Samstag aufführen. „Alle machen so toll mit, alle können irgendetwa­s“, zeigt sich Lehrerin Tanja Grzegorzew­ski begeistert. „Unsere Kinder haben oft Schwierigk­eiten die Balance zu halten. Das, was sie nun zeigen, ist beachtlich. Die Zirkusübun­gen graben verborgene Fähigkeite­n der Kinder aus“, hebt Kuppetz hervor. Sie ist im Schulhaus unterwegs. Für den Tag der offenen Tür gilt es noch einiges vorzuberei­ten. Ältere Schüler bringen den Dachboden auf Vordermann. Denn bei Führungen durchs Schulhaus sollen auch Orte besichtigt werden, die der Öffentlich­keit sonst nicht zugänglich sind, wie der historisch­e Dachstuhl.

Ein Tag voller Programm

Die Veranstalt­ung am Samstag bildet das Finale des Jubiläumsj­ahrs zum 50. Geburtstag der Wielandsch­ule. Um 11 und 13 Uhr tritt der Zirkus in der Mensa Rabenstraß­e auf, zwischendu­rch bietet Dieter Baumann Zirkus zum Mitmachen an. Kunstwerke der Schüler sind zu sehen. „Wir haben sie gefragt, Hundertwas­sers Fensterrec­ht entspreche­nd, wie sie den Außenberei­ch der Fenster an der Schule, den sie von innen erreichen können, gestalten würden“, erzählt Kuppetz. Kinderschm­inken und das Schaupräge­n der Schul-Jubiläumsm­ünze mit der Laupheimer Münz-Präge-Molle stehen ebenfalls auf dem Programm.

Im Motorikrau­m ist es ruhiger geworden. Einige Schüler rüsten sich für einen Probedurch­lauf. Dieter Baumann dreht die Musik auf, und plötzlich wird der Raum zur Manege: Vier Kinder steigen auf ihre Rola-Bolas, die Jongleure folgen – Diabolos, Devilstick­s und bunte Tücher fliegen durch die Luft. Baumann sieht zufrieden aus. Bei den Schülern steigt derweil die Aufregung. „Am Samstag gucken viele Leute zu“, meint Sabir. Erschrocke­n wirkt er aber nicht, es ist eine freudige Anspannung.

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FOTO: ANKE KUMBIER Locker bleiben und das Gleichgewi­cht halten ist oft die größte Herausford­erung bei den Zirkusprob­en.
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FOTO: ANKE KUMBIER Akrobatik darf im Zirkus nicht fehlen.

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