Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Milliardenförderung
EUKommission billigt Staatsbeihilfen – Ellwanger Konzern soll LithiumIonenTechnologie weiterentwickeln
Batteriehersteller Varta profitiert von EUEntscheidung
BRÜSSEL/ELLWANGEN Der badenwürttembergische Batteriehersteller Varta gehört zu mehreren Unternehmen, die von einer Milliardenförderung für die europäische Batteriezellenfertigung profitieren sollen. Die EUWettbewerbshüter in Brüssel haben dafür am Montag grünes Licht gegeben. Fördermittel sollen in Deutschland unter anderem auch die Autobauer BMW und Opel sowie der Chemiekonzern BASF erhalten.
Bei Varta in Ellwangen (Ostalbkreis) gehe es um die Weiterentwicklung der LithiumIonenTechnologie und dabei um die Entwicklung sogenannter Siliziumdominierter Anoden, erklärte das Unternehmen. Diese neue Technologie solle in die Massenproduktion überführt werden – sowohl für bestehende als auch für größere Zellenformate, die zum Beispiel für Elektroautos genutzt werden. „Varta stellt sich auf eine stark steigende Nachfrage nach LithiumIonenBatterien mit höchster Energiedichte ein“, sagte Vorstandsvorsitzender Herbert Schein.
Die am europäischen Forschungsund Innovationsprojekt für Batteriezellen beteiligten Staaten – neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Polen, Belgien, Schweden und Finnland – dürfen es laut EUKommission insgesamt mit bis zu 3,2 Milliarden Euro bezuschussen. Für Deutschland gilt eine Förderobergrenze von 1,25 Milliarden Euro, die als erlaubte staatliche Beihilfen beigesteuert werden können. Sie sollen etwa in die Entwicklung von Batteriemodulen fließen, die neben dem Autosektor auch beispielsweise bei Elektrowerkzeugen genutzt werden könnten. Zudem sollen sichere RecyclingVerfahren entwickelt werden.
Europa hinkt bei der Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos vor allem Asien hinterher, es droht eine Abhängigkeit. Derzeit werden Schätzungen zufolge mehr als 80 Prozent der
Batterien weltweit in Asien produziert, lediglich drei Prozent in Europa. Mit Hilfe der Batterienallianz soll der Anteil bis 2031 deutlich steigen.
Das Vorhaben soll nun von einem Kontrollgremium von Vertretern der Behörden der sieben Staaten sowie der EUKommission überwacht werden. Sollte es erfolgreich sein, und höhere Erträge abwerfen als erwartet, sollen die Firmen einen Teil der erhaltenen Steuergelder an den betreffenden Staat zurückzahlen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zeigte sich erfreut und bezeichnete die Genehmigung der Staatsbeihilfen als „großen Erfolg für den Automobilstandort Deutschland und Europa“. „Wir wollen in Deutschland und Europa die innovativsten und nachhaltigsten Batterien bauen und so Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa sichern“, sagte der CDUPolitiker. Jetzt gelte es, die konkreten Projekte schnell an den Start zu bringen.
Altmaier kündigte an, er wolle die Förderung für die Unternehmen „sehr rasch“bewilligen. „Spätestens Mitte der 2020erJahre sollen auch in Deutschland Batteriezellen im industriellen Maßstab hergestellt werden.“
Welcher Betrag der von der EU genehmigten Staatsbeihilfen bei Varta in Ellwangen landet steht einer Unternehmnenssprecherin zufolge noch nicht fest. Die Förderung werde Varta bei Forschung und Entwicklung aber „noch einmal einen Schub verleihen“. Schon heute läuft das Geschäft für den jüngst in den Mdax aufgerückten Konzern ausgesprochen gut. Die Nachfrage nach LithiumIonenBatterien wächst stürmisch und sorgt dafür, dass das Unternehmen in den vergangenen Monaten wiederholt seine Geschäftsprognosen nach oben korrigiert hat. Im laufenden Jahr rechnet VartaChef Schein nun mit einem Umsatz zwischen 330 und 340 Millionen Euro (2018: 272 Millionen Euro).