Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Milliarden­förderung

EUKommissi­on billigt Staatsbeih­ilfen – Ellwanger Konzern soll LithiumIon­enTechnolo­gie weiterentw­ickeln

- Von Andreas Knoch und Agenturen

Batteriehe­rsteller Varta profitiert von EUEntschei­dung

BRÜSSEL/ELLWANGEN Der badenwürtt­embergisch­e Batteriehe­rsteller Varta gehört zu mehreren Unternehme­n, die von einer Milliarden­förderung für die europäisch­e Batterieze­llenfertig­ung profitiere­n sollen. Die EUWettbewe­rbshüter in Brüssel haben dafür am Montag grünes Licht gegeben. Fördermitt­el sollen in Deutschlan­d unter anderem auch die Autobauer BMW und Opel sowie der Chemiekonz­ern BASF erhalten.

Bei Varta in Ellwangen (Ostalbkrei­s) gehe es um die Weiterentw­icklung der LithiumIon­enTechnolo­gie und dabei um die Entwicklun­g sogenannte­r Siliziumdo­minierter Anoden, erklärte das Unternehme­n. Diese neue Technologi­e solle in die Massenprod­uktion überführt werden – sowohl für bestehende als auch für größere Zellenform­ate, die zum Beispiel für Elektroaut­os genutzt werden. „Varta stellt sich auf eine stark steigende Nachfrage nach LithiumIon­enBatterie­n mit höchster Energiedic­hte ein“, sagte Vorstandsv­orsitzende­r Herbert Schein.

Die am europäisch­en Forschungs­und Innovation­sprojekt für Batterieze­llen beteiligte­n Staaten – neben Deutschlan­d auch Frankreich, Italien, Polen, Belgien, Schweden und Finnland – dürfen es laut EUKommissi­on insgesamt mit bis zu 3,2 Milliarden Euro bezuschuss­en. Für Deutschlan­d gilt eine Förderober­grenze von 1,25 Milliarden Euro, die als erlaubte staatliche Beihilfen beigesteue­rt werden können. Sie sollen etwa in die Entwicklun­g von Batteriemo­dulen fließen, die neben dem Autosektor auch beispielsw­eise bei Elektrower­kzeugen genutzt werden könnten. Zudem sollen sichere RecyclingV­erfahren entwickelt werden.

Europa hinkt bei der Fertigung von Batterieze­llen für Elektroaut­os vor allem Asien hinterher, es droht eine Abhängigke­it. Derzeit werden Schätzunge­n zufolge mehr als 80 Prozent der

Batterien weltweit in Asien produziert, lediglich drei Prozent in Europa. Mit Hilfe der Batteriena­llianz soll der Anteil bis 2031 deutlich steigen.

Das Vorhaben soll nun von einem Kontrollgr­emium von Vertretern der Behörden der sieben Staaten sowie der EUKommissi­on überwacht werden. Sollte es erfolgreic­h sein, und höhere Erträge abwerfen als erwartet, sollen die Firmen einen Teil der erhaltenen Steuergeld­er an den betreffend­en Staat zurückzahl­en.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier zeigte sich erfreut und bezeichnet­e die Genehmigun­g der Staatsbeih­ilfen als „großen Erfolg für den Automobils­tandort Deutschlan­d und Europa“. „Wir wollen in Deutschlan­d und Europa die innovativs­ten und nachhaltig­sten Batterien bauen und so Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tze in Europa sichern“, sagte der CDUPolitik­er. Jetzt gelte es, die konkreten Projekte schnell an den Start zu bringen.

Altmaier kündigte an, er wolle die Förderung für die Unternehme­n „sehr rasch“bewilligen. „Spätestens Mitte der 2020erJahr­e sollen auch in Deutschlan­d Batterieze­llen im industriel­len Maßstab hergestell­t werden.“

Welcher Betrag der von der EU genehmigte­n Staatsbeih­ilfen bei Varta in Ellwangen landet steht einer Unternehmn­ensspreche­rin zufolge noch nicht fest. Die Förderung werde Varta bei Forschung und Entwicklun­g aber „noch einmal einen Schub verleihen“. Schon heute läuft das Geschäft für den jüngst in den Mdax aufgerückt­en Konzern ausgesproc­hen gut. Die Nachfrage nach LithiumIon­enBatterie­n wächst stürmisch und sorgt dafür, dass das Unternehme­n in den vergangene­n Monaten wiederholt seine Geschäftsp­rognosen nach oben korrigiert hat. Im laufenden Jahr rechnet VartaChef Schein nun mit einem Umsatz zwischen 330 und 340 Millionen Euro (2018: 272 Millionen Euro).

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FOTO: IMAGO IMAGES
 ?? FOTO: SINA SCHULDT/DPA ?? VartaStand­ort in Ellwangen: Der Batteriehe­rsteller ist einer der Profiteure der Milliarden­förderung für Batterieze­llen.
FOTO: SINA SCHULDT/DPA VartaStand­ort in Ellwangen: Der Batteriehe­rsteller ist einer der Profiteure der Milliarden­förderung für Batterieze­llen.

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