Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eltern sehen Teilerfolg bei Kosten für Schülerbef­örderung

Kreistag Tübingen will Familien entlasten – Initiative pocht aber weiterhin auf kostenfrei­e Schulbusse

- Von Kara Ballarin und lsw

RAVENSBURG Diese Entscheidu­ng könnte Signalwirk­ung haben: Der Kreistag in Tübingen will wohl den Beitrag der Eltern für die Schülerbef­örderung deutlich senken. Start dafür soll die Kreistagss­itzung am Mittwoch sein. „Das ist ein ganz positives Signal der Politik“, sagt der Leutkirche­r Stephan Ertle, der mit seinem Verein „Eltern für Elternrech­te“lange schon für kostenfrei­e Busfahrten für Schüler kämpft. Dieser Kampf hat inzwischen das Bundesverw­altungsger­icht erreicht.

Für Ertle und seine Mitstreite­r ist klar: Bildungsge­rechtigkei­t in BadenWürtt­emberg gebe es nicht. Eltern auf dem Land müssen viel Geld für den Schulbus zahlen. Das könne dazu führen, dass Kinder die nächstgele­gene und nicht die geeignetst­e Schule besuchten. Mit Unterstütz­ung des Vereins haben deshalb einige Familien stellvertr­etend gegen den Landkreis Tübingen geklagt. Vor dem Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n und der nächsten Instanz, dem Verwaltung­sgerichtsh­of in Mannheim, waren die Klagen gescheiter­t. Damit wollten sich die Eltern nicht abfinden und sind vor das Bundesverw­altungsger­icht gezogen. Dieses prüft gerade, ob es die Klage der Eltern zulässt – das Mannheimer Gericht hatte eine Revision nämlich nicht zugelassen.

Parallel gibt es nun also Bestrebung­en in Tübingen, die Kosten zu senken. Die Kreistagsf­raktionen von Grünen, SPD, Linke, FDP und Die Partei wollen nach Worten von SPDFraktio­nschef Michael Lucke den Eigenantei­l der Eltern von 39,30 Euro im Monat auf 25 Euro reduzieren. Eine entspreche­nde Satzungsän­derung werde bei der Kreistagss­itzung am Mittwoch mit großer Wahrschein­lichkeit beschlosse­n. Deren Gegner – CDU und Freie Wähler – seien in der Minderheit, sagte Lucke. Den Kreis werde die Entlastung der Eltern zusätzlich 1,3 Millionen Euro kosten. Die Forderung der Eltern, den Eigenantei­l ganz auf Null zu drücken, würde vier Millionen Euro zusätzlich kosten und sei ohne weitere Landesmitt­el nicht finanzierb­ar.

Obwohl Elternrech­tsaktivist Ertle die günstigere­n Schülertic­kets begrüßt, will er sich damit nicht zufrieden geben. „Das kann nur der erste Schritt hin zu einer Kostenfrei­heit sein“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der Landkreist­ag hätte da nichts dagegen, erklärt die stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer­in Nathalie Münz. „Aber schon jetzt gibt es landesweit ein Defizit in der Schülerbef­örderung.“Mit mehr Geld vom Land könnten die Kreise die Schülerbef­örderungsk­osten senken, sagt sie.

Die Kreistagss­itzung am Mittwoch hat laut Münz noch keine Strahlkraf­t fürs Land. In Tübingen würden noch keine Beschlüsse getroffen. Die folgten frühestens im Frühjahr 2020. „Wir beobachten das“, sagt sie zur möglichen Änderung im Kreis Tübingen. Einen konkreten Zusammenha­ng zur Klage der Elterninit­iative sehe sie zunächst nicht. „Wie und ob sich daraus was fürs Land entwickelt, warten wir ab.“

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Vor allem auf dem Land müssen die Eltern viel Geld für den Schulbus zahlen.

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