Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Firmen rücken Menschenre­chte in den Fokus

Nestlé, KiK, Tchibo und weitere Unternehme­n plädieren für höhere Arbeits und Umweltstan­dards in ausländisc­hen Zulieferfa­briken

- Von Hannes Koch

BERLIN Selten fordern Unternehme­n schärfere Gesetze, die ihre Geschäfte regulieren. Nun verlangen 42 Firmen, die Koalition möge Menschenre­chten und Umweltschu­tz in ausländisc­hen Zulieferfa­briken mehr Geltung verschaffe­n, indem sie ein „Sorgfaltsp­flichtenGe­setz“auf den Weg bringe. Darunter sind viele kleine Händler, die FairtradeP­rodukte anbieten, aber auch der globale Nahrungsmi­ttelkonzer­n Nestle, der Discounter KiK, Ritter Sport, Tchibo und HapagLloyd. Politisch ist ebenfalls Bewegung zu erkennen: Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) kündigte an, einen „Gesetzentw­urf zur Einhaltung von Standards in der globalen Produktion“zu erarbeiten.

„Die Erfahrung zeigt, dass freiwillig­e Selbstverp­flichtunge­n allein nicht ausreichen“, heißt es in der Erklärung der Unternehme­n. „Es bedarf verbindlic­her Sorgfaltsp­flichten, die von allen angemessen umgesetzt werden.“Dabei geht es unter anderem um ausreichen­de Löhne, Gewerkscha­ftsfreihei­t und Arbeitssic­herheit in ausländisc­hen Fabriken, die beispielsw­eise Textilien und Lebensmitt­el für hiesige Geschäfte herstellen. Anlässlich der Verabschie­dung der Allgemeine­n Erklärung der Menschenre­chte vor 71 Jahren setzen sich auch Dutzende gesellscha­ftlicher Organisati­onen, darunter die christlich­en Hilfswerke, für ein Lieferkett­engesetz ein.

Einen Text dafür hat CSUEntwick­lungsminis­ter Gerd Müller in seinem Ministeriu­m bereits erarbeiten lassen. Bisher ist das allerdings nur Plan B. In erster Linie versuchte die Regierung, die Unternehme­n mit sanftem Druck auf den Pfad der Tugend zu führen. So sieht der Nationale Aktionspla­n für Wirtschaft und Menschenre­chte vor, dass die Firmen nach und nach selbststän­dig ihre Standards anheben. Eine Befragung, an der die Unternehme­n freiwillig teilnehmen, soll nun zeigen, ob dieser Prozess funktionie­rt. Heil scheint Zweifel zu hegen. „Die Ergebnisse sind ernüchtern­d“, sagte er in einem Interview mit dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. „Deshalb müssen wir handeln.“

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