Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Protest gegen Kirchenauf­tritt von MilitärMus­ikern

Friedensbe­wegte finden: Das passt nicht mehr in die Zeit – Was der Ulmer Dekan dazu sagt

- Von Johannes Rauneker

ULM Es war geplant als gemütliche­s Adventskon­zert, nun weht der evangelisc­hen Paulusgeme­inde Ulm eine steife Brise ins Gesicht. Die Unterzeich­ner eines offenen Briefes fordern, den Auftritt des Heeresmusi­kkorps Ulm an diesem Donnerstag in der Pauluskirc­he abzusagen. Ein Argument lautet: Jesus selbst würde „MilitärKon­zerte“in einer Kirche sicher nicht befürworte­n.

Neben ihrer eigentlich­en Aufgabe, den Gläubigen der Gemeinde ein Versammlun­gsort zu sein, erfüllt(e) die Pauluskirc­he in der Ulmer Frauenstra­ße zwei weitere nicht unwesentli­che Funktionen. Erbaut wurde sie Anfang des 20. Jahrhunder­ts als sogenannte Garnisonsk­irche. Sprich: Sie sollte als Gotteshaus dienen der evangelisc­hen Soldaten, die in Ulm stationier­t sind. Und Zweitens verfügt der markante Bau mit den beiden fast kuppelförm­igen Türmen über eine ausgezeich­nete Akustik. Deshalb gilt die Kirche als die Konzertkir­che in der Region. Dies machen sich das Jahr über viele verschiede­ne Gruppen zunutze. Am Sonntag kommen die Musiker des Heeresmusi­kkorps, auch der Ulmer SpatzenCho­r soll singen. Was Widerspruc­h hervorruft.

Mit „keine MilitärKon­zerte in der Pauluskirc­he Ulm“ist der offene Brief überschrie­ben, den verschiede­ne Gruppen und Einzelpers­onen unterzeich­net haben. Unter ihnen ist die Partei die Linke, der Freidenker­Verein Ulm, sowie die Gruppe „Friedensbe­wegt Ulm“– und Theo Düllmann. Er ist selbst Mitglied der Paulusgeme­inde und begründet den Vorstoß gegenüber dem Sender Regio TV Schwaben unter anderem damit, dass es erst seit zwei Jahren wieder „Friedenswo­chen“in Ulm gebe und sich in diesem Zug ein neues Bewusstsei­n entwickelt habe.

Argumente der Konzertgeg­ner lauten: Es sei „kein gutes Zeichen für den Frieden“, außerdem würde das

Militär durch den adventlich­en Anlass „emotional aufgewerte­t“und gleichzeit­ig „ausgeblend­et“, dass durch solche Konzerte der Heeresmusi­kkorps (die deutschlan­dweit bis zu 50 Millionen Euro verschling­en würden) Geld verschwend­et würde. Weiterer Vorwurf: Die Bundeswehr würde mit solchen Auftritten schlicht Imagewerbu­ng betreiben wollen. Die Protestler fragen: „Hätte Jesus Christus das wirklich gewollt?“

Flagge zeigen vor dem Konzert Der Ulmer Dekan ErnstWilhe­lm Gohl selbst hat keinen direkten Einfluss auf die Organisati­on des Konzerts. Er gibt aber zu bedenken, dass es angesichts des späten Eingangs des Protests nicht mehr möglich sei, das Konzert abzusagen. Es finde auf jeden Fall statt. Dass der Protestbri­ef erst jetzt verschickt wurde, reichlich spät und wenige Tage vor dem Konzert, sei einer organisato­rischen Frage geschuldet, so Theo Düllmann. Seine Mitstreite­r wollen Flagge zeigen am Donnerstag, sie wollen ab 17.45 Uhr eine Mahnwache abhalten. Das Konzert beginnt um 19 Uhr.

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FOTO: HMK Musiker des Heeresmusi­kkoprs Ulm.

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