Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Protest gegen Kirchenauftritt von MilitärMusikern
Friedensbewegte finden: Das passt nicht mehr in die Zeit – Was der Ulmer Dekan dazu sagt
ULM Es war geplant als gemütliches Adventskonzert, nun weht der evangelischen Paulusgemeinde Ulm eine steife Brise ins Gesicht. Die Unterzeichner eines offenen Briefes fordern, den Auftritt des Heeresmusikkorps Ulm an diesem Donnerstag in der Pauluskirche abzusagen. Ein Argument lautet: Jesus selbst würde „MilitärKonzerte“in einer Kirche sicher nicht befürworten.
Neben ihrer eigentlichen Aufgabe, den Gläubigen der Gemeinde ein Versammlungsort zu sein, erfüllt(e) die Pauluskirche in der Ulmer Frauenstraße zwei weitere nicht unwesentliche Funktionen. Erbaut wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts als sogenannte Garnisonskirche. Sprich: Sie sollte als Gotteshaus dienen der evangelischen Soldaten, die in Ulm stationiert sind. Und Zweitens verfügt der markante Bau mit den beiden fast kuppelförmigen Türmen über eine ausgezeichnete Akustik. Deshalb gilt die Kirche als die Konzertkirche in der Region. Dies machen sich das Jahr über viele verschiedene Gruppen zunutze. Am Sonntag kommen die Musiker des Heeresmusikkorps, auch der Ulmer SpatzenChor soll singen. Was Widerspruch hervorruft.
Mit „keine MilitärKonzerte in der Pauluskirche Ulm“ist der offene Brief überschrieben, den verschiedene Gruppen und Einzelpersonen unterzeichnet haben. Unter ihnen ist die Partei die Linke, der FreidenkerVerein Ulm, sowie die Gruppe „Friedensbewegt Ulm“– und Theo Düllmann. Er ist selbst Mitglied der Paulusgemeinde und begründet den Vorstoß gegenüber dem Sender Regio TV Schwaben unter anderem damit, dass es erst seit zwei Jahren wieder „Friedenswochen“in Ulm gebe und sich in diesem Zug ein neues Bewusstsein entwickelt habe.
Argumente der Konzertgegner lauten: Es sei „kein gutes Zeichen für den Frieden“, außerdem würde das
Militär durch den adventlichen Anlass „emotional aufgewertet“und gleichzeitig „ausgeblendet“, dass durch solche Konzerte der Heeresmusikkorps (die deutschlandweit bis zu 50 Millionen Euro verschlingen würden) Geld verschwendet würde. Weiterer Vorwurf: Die Bundeswehr würde mit solchen Auftritten schlicht Imagewerbung betreiben wollen. Die Protestler fragen: „Hätte Jesus Christus das wirklich gewollt?“
Flagge zeigen vor dem Konzert Der Ulmer Dekan ErnstWilhelm Gohl selbst hat keinen direkten Einfluss auf die Organisation des Konzerts. Er gibt aber zu bedenken, dass es angesichts des späten Eingangs des Protests nicht mehr möglich sei, das Konzert abzusagen. Es finde auf jeden Fall statt. Dass der Protestbrief erst jetzt verschickt wurde, reichlich spät und wenige Tage vor dem Konzert, sei einer organisatorischen Frage geschuldet, so Theo Düllmann. Seine Mitstreiter wollen Flagge zeigen am Donnerstag, sie wollen ab 17.45 Uhr eine Mahnwache abhalten. Das Konzert beginnt um 19 Uhr.