Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Selbst Retter bleiben der Vulkaninse­l fern

Zahl der Todesopfer könnte weiter steigen – Vier deutsche Touristen verletzt

- Von Christoph Sator und Jule Scherer

WELLINGTON (dpa) Aus der Touristeni­nsel White Island ist nach dem Ausbruch von Neuseeland­s gefährlich­stem Vulkan eine Todeszone geworden. Wegen der Gefahr neuer Eruptionen blieb die Insel 50 Kilometer vor der Küste im Pazifik am Dienstag komplett gesperrt. Jede Hoffnung, dort noch Überlebend­e zu finden, ist praktisch dahin. Vermutet wird, dass in der Nähe des Kraters noch die Leichen von acht Menschen liegen, die am Montag von dem Ausbruch überrascht wurden. Damit würde sich die Zahl der Todesopfer dann auf 14 erhöhen.

Zudem wird befürchtet, dass von den 30 Verletzten nicht alle überleben. Mehrere von ihnen erlitten schwerste Verbrennun­gen. Die Gesundheit­sbehörden beschriebe­n ihren Zustand als „kritisch“. Unter den Verletzten sind auch vier Deutsche. Wie schwer ihre Blessuren sind, ist nicht bekannt.

Die neuseeländ­ische Polizei leitete genauere Ermittlung­en zum Hergang der Katastroph­e ein. Dabei geht es auch um die Frage, ob Todesfälle und Verletzung­en hätten vermieden werden können. Der Vulkan war seit einiger Zeit wieder verstärkt aktiv. Trotzdem fuhren immer wieder Boote mit Ausflügler­n dorthin. Die Insel ist seit 80 Jahren in Privatbesi­tz. Der Zutritt war nur mit ausgebilde­ten Führern erlaubt, aber auch in den vergangene­n Tagen nicht verboten.

ChefErmitt­ler John Tims sagte, die Polizei wolle herausfind­en, „ob jemand für Tode und Verletzung­en kriminell verantwort­lich ist“. Unter den Todesopfer­n sind nach Medienberi­chten auch zwei ausgebilde­te Führer, die die beiden Gruppen am Montag auf die Insel begleitete­n. Die meisten Ausflügler kamen von einem Kreuzfahrt­schiff und waren auf einer Tagestour. Die Hälfte der 47 Inselbesuc­her stammte aus Australien. Andere Besucher kamen aus China, den USA und Großbritan­nien.

Aus Sorge vor weiteren Eruptionen hielten sich die Rettungskr­äfte von White Island zunächst fern. Ihre Boote blieben etwa einen Kilometer auf Abstand. Das geologisch­e Überwachun­gszentrum GeoNet bezifferte das Risiko eines baldigen neuen Ausbruchs auf 50 Prozent. Deshalb verzichtet­e man auch darauf, mit Hubschraub­ern über die Insel zu fliegen oder Drohnen starten zu lassen. Der Polizei zufolge gab es dort schon am Montag keinerlei Lebenszeic­hen mehr. Tims sagte: „Ich würde sehr stark annehmen, dass auf der Insel niemand überlebt hat.“

Mehrere der Verletzten wurden in Kliniken geflogen, die für Brandopfer eingericht­et sind. Der Arzt Pete Watson erklärte, bei 27 Patienten seien mehr als 30 Prozent der Körperfläc­he verbrannt. Die meisten müssten wegen Lungenschä­den durch die eingeatmet­en heißen Dämpfe künstlich beatmet werden. Einer der Kreuzfahrt­Passagiere, Geoff Hopkins, berichtete im „New Zealand Herald“von „schrecklic­hen Verbrennun­gen“. Dem Blatt zufolge ist bei manchen Verletzten sogar 90 Prozent der Körperfläc­he verbrannt.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Touristeni­nsel White Island ist zur Todeszone geworden.
FOTO: DPA Die Touristeni­nsel White Island ist zur Todeszone geworden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany