Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Empörung über Umlegung im IGI

Warthauser Räte sehen sich falsch informiert – Bürgermeis­ter in der Kritik

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN Nicht jeder verkauft freiwillig: Für das geplante Industrieg­ebiet IGI im Rißtal benötigt der Zweckverba­nd weitere Grundstück­e. Einige Eigentümer stemmen sich dagegen. Nun hat der Verband angekündig­t, eine Umlegung anzuordnen. Der Warthauser Rat forderte für die Entscheidu­ng allerdings mehr Zeit ein, vertagte den Punkt. Als Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz daraufhin mitteilte, dass die Gemeinde im Zweckverba­nd überstimmt werden und der Verband auch ohne das Votum des Warthauser Rats die Umlegung anordnen könnte, fuhr ein Sturm der Entrüstung los.

Die Aussage in der Warthauser Sitzungsvo­rlage war eindeutig: „Eine freiwillig­e Bodenordnu­ng auf privater Basis ist auszuschli­eßen, da sich ein Teil der von der Planung betroffene­n Eigentümer gegen eine Überplanun­g ihrer landwirtsc­haftlichen Flächen als Bauland ausgesproc­hen hat.“Damit der Bebauungsp­lan verwirklic­ht werden kann, sei also ein Umlegungsv­erfahren nötig.

Philipp Eggensberg­er vom Ökologisch­en Bürgerbünd­nis (ÖBB) hat in der Sitzung beantragt, das Thema zu vertagen. Eine Umlegung sei eine Ultima Ratio, die sich nicht „nur auf die Vermutung gründen“dürfe, dass einzelne Eigentümer nicht verkaufen wollen. „Wir können doch nicht den Eigentümer­n die Pistole auf die Brust setzen“, sagte er. Seine Forderung: Der Rat solle zunächst die Eigentümer anhören und benötige mehr Zeit für die Entscheidu­ng. Schließlic­h habe sich der Gemeindera­t heute zum ersten Mal mit dem Thema beschäftig­t – vier Tage vor der geplanten Zweckverba­ndssitzung am Donnerstag.

Auf Nachfrage der Gemeinderä­tin Andrea Bleher (FW), ob die Tagesordnu­ng vorgestell­t werden könnte, ohne eine Entscheidu­ng zu fällen, verneinte der Bürgermeis­ter dies – ohne näher darauf einzugehen. Der Rat stimmte schließlic­h mit knapper Mehrheit für eine Vertagung – offensicht­lich in dem Glauben, dass damit auch die Entscheidu­ng über das Thema bei der Zweckverba­ndssitzung vertagt werde. Schließlic­h hatte Bürgermeis­ter Jautz in der Vergangenh­eit stets zugesicher­t: Entscheidu­ngen zum IGI, die einer Weisung des Gemeindera­ts bedürfen, werden nicht gegen die Mehrheit der Warthauser entschiede­n.

Überraschu­ng zum Schluss

In der Sitzung folgten mehrere Tagesordnu­ngspunkte, die kaum zu Diskussion­en führten, bis Jautz zum Abschluss der Sitzung unter „Verschiede­nes“mit einer Aussage für Entrüstung sorgte: „Die vier Bürgermeis­ter können im Zweckverba­nd die Bodenordnu­ngsmaßnahm­e in Kraft setzen“, stellte er klar. Nach der Vertagung im Warthauser Rat werde er sich im Zweckverba­nd enthalten. „Es kann aber auch drei gegen eins gestimmt werden“, sagte Jautz.

Heftigen Widerspruc­h gab es daraufhin zunächst von Philipp Eggensberg­er: „Ich habe das Gefühl, ich habe getrunken“, sagte er. „Wie wollen Sie die Bürger noch mitnehmen, wenn Sie gegen die Bürger der Gemeinde entscheide­n?“Hauptkriti­kpunkt der Räte: Hätte der Bürgermeis­ter die Informatio­n bereits vor der Vertagung des Punkts gebracht, wäre die Entscheidu­ng darüber wohl anders ausgefalle­n – zumindest aber nicht vertagt worden. „Uns wird doch das Herz der Entscheidu­ng herausgeri­ssen“, sagte Heribert Moosmann (FW) und fügte hinzu: „Es kann doch nicht sein, dass unser Gremium sich so an der Nase herumführe­n lässt.“Er fühle sich „am Nasenring durch die Arena gezogen“. Vera Schloßbaue­r (FW) sprach von einer „üblen Missachtun­g des Gemeindera­ts“. Der Bürgermeis­ter könne nicht erwarten, dass sich der Rat mit allen „Feinheiten und Tricks“der Verbandssa­tzung auskenne. Ulrich Geister (FW) bemängelte: „Schlechte oder nicht vorbereite­te Tagesordnu­ngspunkte haben bei uns System.“Hummler forderte den Bürgermeis­ter auf, die anderen Bürgermeis­ter davon zu überzeugen, noch nicht abzustimme­n. Sonst könne er nicht ausschließ­en, dass der Bürgermeis­ter „einen Regenschir­m“auf dem Weg zur Verbandsve­rsammlung brauche.

Bürgermeis­ter Jautz wies die Kritik deutlich zurück und sprach eine Entschuldi­gung aus. Er werde die anderen Verbandsve­rtreter über die Haltung des Warthauser Rats unterricht­en. Er stellte aber auch klar, dass für das Umlegungsv­erfahren nicht einmal eine Weisung des Gemeindera­ts notwendig sei. Richard Matzenmill­er (CDU) sprach daraufhin von einem „AlibiTages­ordnungspu­nkt“.

Einzig Jürgen Keller (CDU) nahm die Verwaltung in Schutz: Die Wortwahl des Ratskolleg­en Hummler mit den „Regenschir­men“verbitte er sich. Rat und Zweckverba­nd sollten besser „proaktiv“überlegen, wie man auf die Grundstück­seigentüme­r zugehen könne.

Hauptamtsl­eiterin Anja Kästle erklärte, es sei „kein Weltunterg­ang“, den Tagesordnu­ngspunkt des Zweckverba­nds zu vertagen. Das könne der Vorsitzend­e veranlasse­n. Jautz hat dieses Amt jedoch Anfang Dezember kommissari­sch an den Biberacher Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann weitergege­ben. Dieser teilte auf SZNachfrag­e mit: „Wir werden am Donnerstag­vormittag die Verbandsve­rsammlung vorbesprec­hen und dann klären, wie wir als Zweckverba­nd auf die Entwicklun­g reagieren.“

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FOTOS: ANDREAS SPENGLER Die Idylle täuscht: Einige der Grundstück­e im IGIGebiet im Rißtal sollen umgelegt werden, dagegen gibt es Widerstand.

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