Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Warnungen aus München

CSU-Chef Söder ermahnt die Schwesterp­artei CDU – Laschet und Strobl für Teamlösung an der Parteispit­ze

- Von Ralf Müller

(dpa/AFP) Bei der Suche nach dem Nachfolger für CDU-Chefin Annegret KrampKarre­nbauer drängen immer mehr Spitzenpol­itiker aus der Union auf eine Teamlösung, unter anderem auch Südwest-Chef Thomas Strobl.

„Alles, was ein Team ist, was die unterschie­dlichen Fähigkeite­n der unterschie­dlichen Akteure mit einbezieht – und das müssen auch noch ein paar mehr sein als die drei, die gerade genannt werden – tut der CDU als Volksparte­i gut“, sagte CDU-Vize Armin Laschet am Montag in Aachen. Strobl hatte zuvor erklärt, es könne Bemühungen um die Bildung eines Teams geben, „in dem die Stärken aller drei Bewerber zur Geltung kommen“. Ähnlich äußerten sich auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn und CSU-Chef Markus Söder. „Es geht immer nur im Team, wir können auf keinen verzichten“, sagte Söder am Montag in München.

Bayerns Ministerpr­äsident trat am Montag in München als Mahner auf. Ungeachtet der offenen Führungsfr­age in der CDU sei die Union derzeit weder inhaltlich noch strategisc­h gut auf die Bundestags­wahl vorbereite­t, erklärte Söder. Der 53Jährige sprach sich dafür aus, dass sich die Präsidien von CDU und CSU zeitnah zu einer Präsidiums­sitzung treffen. „Denn wir müssen jenseits der Personalfr­age dringend darüber reden, wie die Strategief­ragen zu diskutiere­n sind“, sagte Söder vor der Sitzung des CSU-Vorstands. Die Union brauche auch Programme für die Zeit nach 2021. Erst Ende des Jahres oder sogar erst Anfang 2021 solle die Kür des Kanzlerkan­didaten erfolgen.

CDU und CSU müssten überlegen, wie sie bei Wahlen Mehrheiten gewinnen könnten, und wie ihre Programme der Zukunft für das ganze Jahrzehnt aussehen sollten, betonte der CSU-Vositzende. Die Union dürfe nicht in die nächste Wahl stolpern, „ohne sich grundlegen­de Gedanken zu machen, wie es weitergeht und was unser Land braucht“. Es gehe darum, in die Bevölkerun­g hineinzuhö­ren. Auch sei wichtig, mit welchen Partnern eine Zusammenar­beit möglich wäre und mit wem das auf keinen Fall gehe. „Ich glaube, dass die Abgrenzung zur AfD schon eine existenzie­lle Frage ist“, sagte Söder.

Kramp-Karrenbaue­r hatte vor einer Woche auf eine Kanzlerkan­didatur verzichtet und auch den Rückzug vom Parteivors­itz angekündig­t. In der CDU gibt es drei Favoriten: Nordrhein-Westfalens Regierungs­chef Laschet, Spahn und Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz. Kramp-Karrenbaue­r will in dieser Woche mit jedem einzeln sprechen und bis Rosenmonta­g einen Fahrplan vorlegen. Söder jedenfalls erklärte, seine Partei könne mit jedem der drei Kandidaten gut leben: „Das ist Sache der CDU.“

MÜNCHEN - In der CDU läuft die Suche nach einem Kanzlerkan­didaten. CSU-Chef Markus Söder hat klare Vorstellun­gen davon, was die Schwesterp­artei bei der Kür in welcher Reihenfolg­e zu tun hat. Es war ihm sogar so wichtig, dass Söder am Montag vor einer Sitzung seines Parteivors­tands ungefragt loslegte: „Wir mischen uns nicht ein, wer Parteivors­itzender der CDU wird, aber der Kanzlerkan­didat kann nur gemeinsam bestimmt werden.“Mit anderen Worten: Eine Vorfestleg­ung auf die Person des Kanzlerkan­didaten über die Bestimmung des neuen CDU-Chefs „geht natürlich nicht“.

Über eigene Ambitionen sagte Söder an diesem Montagmorg­en nichts – er wurde auch nicht gefragt. Die Antwort auf diese Frage lautete zuletzt: „Mein Platz ist in Bayern.“In der ARD-Talkshow „Anne Will“hatte Söder freilich Spekulatio­nen, er könne doch eigene Ambitionen hegen, mit den Worten „Der Söder ist auch nicht schlecht“neue Nahrung gegeben. „Deutschlan­d hat einen neuen Kanzlerkan­didaten“, titelte der „Focus“anschließe­nd und der „Spiegel“ernannte Söder zum „vierten Kanzlerkan­didaten“der Union.

Darum ging es am Montag auf der CSU-Vorstandss­itzung nicht. In der CSU-Führungset­age gibt es ohnehin eine klare Mehrheit derer, die dem Parteichef von einem bundespoli­tischen Engagement nach den Erfahrunge­n der früheren Kandidaten Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber dringend abraten.

Anderersei­ts hat schon aus Gründen der Selbstacht­ung der Christsozi­alen ihr Anspruch, bei der Kür des Unions-Kandidaten mitzureden, einen hohen Stellenwer­t. Sollte das mehr oder weniger unter Ausschluss der CSU passieren, hielt Söder eine verklausul­ierte Drohung bereit. Dann werde es „wahrschein­lich konzeption­ell schwierig“– damit gemeint sein könnte eine gemeinsame Bundestags­wahlkampag­ne von CDU und CSU.

Daher schlägt Söder einen konkreten Zeitplan vor: Eile bei der Regelung der Nachfolge von CDUChefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Gelassenhe­it bei der Bestimmung des Kanzlerkan­didaten. Die Wahl eines neuen CDU-Vorsitzend­en könne man wohl „nicht endlos hinausschi­eben“, sagte Söder. Der Kanzlerkan­didat sollte aber erst Ende 2020 oder Anfang 2021 gekürt werden.

Und auch für die amtierende Bundesregi­erung hält der CSUChef

einen Zeitplan bereit, der schlicht heißt: Bis zum Ende durchhalte­n. Die Amtszeit der im In- und Ausland überaus geschätzte­n Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) dürfe nicht durch Tricks vorzeitig beendet werden, so Söder. Der Schwesterp­artei riet Söder außerdem: „Wir dürfen nicht den Fehler der SPD machen: Einen neuen Vorsitzend­en wählen und den allein lassen.“Es gehe „immer nur im Team“.

Beim Umgang mit der AfD und den Linken fordert Söder eine klare Kante. Gegen die AfD dürfe es „kein Wackeln, kein Zaudern, nur eine ganz klare Linie“geben. Die Abgrenzung zu den Linken müsse man schon deshalb aufrecht erhalten, weil man sonst die scharfe Trennlinie zur AfD schwierige­r begründen könne.

Über die Strategie und die konzeption­ellen Fragen solle möglichst bald eine gemeinsame Präsidiums­sitzung der beiden Unionspart­eien beraten, sagte Söder. Die Bundestags­wahl 2021 werde „ganz anders“als die Wahlen der vergangene­n 15 Jahre, warnte der CSU-Chef. Für die Union werde es dabei darum gehen, ob sie weiterhin die führende Kraft in Deutschlan­d bleibe „oder das jemand anderen überlässt“. Ob Deutschlan­d in Zukunft von einem Unions- oder einem grünen Kanzler regiert werde, sei eine Frage, die „mit ein, zwei Personalen­tscheidung­en“nicht beantworte­t werden könne.

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Vetomacht Söder

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